Sparkasse Was tun, wenn der Kassenschalter dicht ist?
Jerichower Kunden sind unzufrieden mit der geschlossenen Sparkasse.
Jerichow l Die Corona-Pandemie geht auch an den Geldinstituten nicht spurlos vorbei. Auch die Sparkasse Jerichower Land reagierte auf die Ausbreitung des Sars-CoV2-Virus und hat ihre Dienstleistungen deutlich heruntergefahren. Bis auf weiteres sind einige Filialen wie Biederitz und Gerwisch und auch Jerichow geschlossen – um das Personal zu schützen, wie Sparkassen-Vorstand Markus Volke erklärte.
„Wir folgen mit unseren Vorsichtsmaßnahmen letztlich nur den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts“, betont Volke und weist darauf hin, dass in personell unbesetzten Filiale der Bargeld- und SB-Service weiter verfügbar sei. Damit sei die Bargeldversorgung erst einmal sichergestellt – so der Ansatz der Sparkasse.
Gerade ältere Menschen haben aber ein Problem damit, dass der Schalterbetreib eingestellt wurde und sie sich mit dem Bankautomaten auseinander setzen müssen, sagt Ivonne Below aus Jerichow. Bisher brauchten sich ältere Sparkassen-Kunden nicht zwingend mit Online-Banking oder der Bedienung des SB-Terminals auseinander setzen, die persönliche Kundenbetreuung war immer gewährleistet.
Und es entsprach auch eher den Gewohnheiten der Jerichower Senioren: Einmal im Monat gehen sie im Allgemeinen an den Schalter, um sich dann das für die nächsten vier Wochen benötigte Bargeld auszahlen lassen. Die regelmäßige Nutzung der EC-Karte sind sie nicht gewohnt oder lassen sich nicht gern darauf ein.
Wenn nun die Auszahlungsmöglichkeit von „Auge zu Auge“ wegfällt, müssen die Senioren aus Jerichow und seinen Ortsteilen in den Bus steigen und nach Genthin fahren, um so Bargeld zu bekommen, erzählt eine Jerichowerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. Genau das sollte doch nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts dringend vermieden werden, meint sie.
Nun aber müssten gerade die älteren und vom Corona-Virus besonders bedrohten Menschen in den Bus steigen und sich einem entsprechenden Risiko aussetzen. Dabei seien die Bedingungen in der Jerichower Sparkasse noch nicht einmal schlecht. Wenigstens einen Schalter könnte die Filiale so herrichten, dass der Sparkassenmitarbeiter einem überschaubarem Risiko ausgesetzt wäre und nur mit Überweisungsträgern und Bargeld in Kontakt kommen müsste. Zudem müssten Desinfektionsmöglichkeiten geschaffen werden und in regelmäßigen Abständen Türgriffe und Tischplatten säubern, so ein Kunde. Stattdessen werde der Schalterbetrieb einfach eingestellt, ohne an die Menschen zu denken, die darauf angewiesen sind.
Für Kopfschütteln sorgt auch, wie Ivonne Below sagt, dass der Briefkasten, gedacht für Überweisungsträger und Formulare, nicht genutzt werden darf. Ein großes Schild prangt daran, mit der Bitte Online-Banking zu nutzen, die Formulare per Briefpost an die Hauptfiliale in Burg zu senden oder das Überweisungsterminal der Vorhalle zu nutzen. Das habe rechtliche und organisatorische Gründe, informiert Vorstandsmitglied Markus Volke: „Wir können nicht die tägliche Leerung des Briefkastens garantieren.“
Das könne zur Folge haben, dass Überweisungsträger nicht pünktlich gebucht werden können und die Mitarbeiter seien dazu verpflichtet, spätestens am nächsten Tag die Buchung vorzunehmen. So habe sich der Vorstand entschlossen, den Bank-Formular-Verkehr über den Briefkasten vollständig einzustellen. Trotzdem verstehen die Jerichower nicht, warum ihr Ort betroffen ist. „Warum geht das in Genthin oder Parey und warum nicht in Jerichow“, fragen sich einige der Senioren.
Aber nicht nur ältere Privatkunden, sondern auch Geschäftskunden ärgern sich über die geschlossene Filiale in Jerichow. Bislang haben sie ihre Umsätze dort eingezahlt. Jetzt müssen sie mit dem Geld ebenfalls bis nach Genthin fahren. Die Sparkasse Jerichower Land verfügt über rund 40.000 Privat- und 3.000 Gewerbekunden. Im Kreis werden insgesamt 16 Filialen betrieben. Davon öffnen aktuell die Geschäftsstellen in Burg, Genthin, Möckern, Gommern und Parey. Elf der insgesamt 16 Geschäftsstellen wurden geschlossen, zumindest hinsichtlich der personellen Betreuung und Beratung.
Betroffen ist auch die große Filiale in Jerichow. Die Bilanzsumme liegt laut Sparkassen-Vorstandschef Norbert Dierkes bei einer halben Milliarde Euro. Eine der wichtigsten Aufgaben für die Sparkasse bestehe jetzt darin, sich mit aller Kraft auf das Jerichower Land zu konzentrieren, um die Corona-Krise zu meistern und weiter ein fester Partner für Firmen- und Privatkunden zu sein.