Familie Hense in Dretzel trotzt dem Schlackeboden Wie aus dem Bahnhofsvorplatz ein vorzeigbarer Garten wurde
Dretzel l Zu einem echten Hingucker hat sich der Vorgarten von Familie Hense in der Bahnhofstraße in Dretzel entwickelt. Und das war gar nicht so einfach, befinden sich doch Haus und Vorgarten auf dem ehemaligen Gelände des Bahnhofes. Der heutige Garten war damals der Vorplatz des Bahnhofes.
Als Henses 1962 nach Dretzel kamen, war alles verkommen, erinnert sich Horst Hense. "Teilweise war das Gebäude verfault, es hat durchgeregnet und es gab noch eine Pumpe. An eine Wasserleitung war nicht zu denken."
Der Boden, auf dem sich der Vorplatz des Bahnhofes befand, war und ist Schlacke. Darunter befindet sich weißer Sand. Horst Hense: "Wenn ich hier etwas anpflanzen möchte, muss ich ein Loch graben und mit neuer Erde verfüllen. Selbst für Rasen ansäen ist das erforderlich. Sonst wächst und gedeiht hier nichts."
Aber nicht nur der hübsche Vorgarten verbindet Familie Hense mit dem ehemaligen Bahnhof. Ehefrau Annelie hat unter anderem auf dem Dretzeler Bahnhof Fahrkarten verkauft. Bis Anfang der 90er Jahre hat sie auf den Bahnhöfen in Tucheim, Güsen und Parey gearbeitet und danach eine Umschulung in der Altenpflege absolviert.
Horst Hense hat in Ziesar eine Schlosserlehre absolviert, zehn Jahre in der MTS in Dretzel und dann in der Meliorationsgenossenschaft Gewässer und Tiefbau GmbH gearbeitet. Sein Vater war auf dem Tucheimer Bahnhof aktiv.
Noch heute ärgert sich Horst Hense, dass er, als im Mai 1999 der letzte Zug auf der Strecke Ziesar - Güsen fuhr, nicht zuhause gewesen ist. "Deshalb habe ich auch kein Bild davon." Aber beide erinnern sich, dass vorher der Triebwagen und die Wagen immer voll mit Schulkindern und Berufstätigen waren.
"Früh um 5.30 Uhr fuhr der erste Zug durch und dann stündlich bis 18 Uhr, ehe um 22 Uhr der letzte Zug Richtung Ziesar hier durchkam", so Annelie Hense. Und Ehemann Horst ergänzt: "Der Güterzug und der Triebwagen haben sich in Gladau gekreuzt." Die Lage des Gleises in der Bahnhofstraße ist noch heute gut zu erkennen. "Dort wurde früher in der Ladestraße viel verladen", erzählt Horst Hense.
Heute erinnert nur noch wenig an den ehemaligen Bahnhof. Die Familie hat das Wohnhaus, was früher das Empfangsgebäude des Bahnhofes war, 1999 aus und umgebaut. Mit der Entwurfsplanung von 1916 für das Bahnhofsgebäude hat es heute nicht mehr viel zu tun. Aber der Vorgarten hat viele Liebhaber gefunden.