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Pareyer Lustgarten Wohngebiet gehörte einst zum Schloss

Der „Lustgarten“ ist heute ein prägendes Wohngebiet in Parey. Ortschronistin Christiane Wagner hat in einer Broschüre viel Interessantes über dieses Areal zusammengestellt, auf den heute Mehrfamilienhäuser stehen.

Von Bettina Schütze 10.07.2024, 14:15
Heute gibt es im Wohngebiet „Lustgarten“ und an der Parchener Straße noch viel Grün zwischen den einzelnen Wohnblöcken.
Heute gibt es im Wohngebiet „Lustgarten“ und an der Parchener Straße noch viel Grün zwischen den einzelnen Wohnblöcken. FOTO: BETTINA SCHÜTZE

Parey - Ortsunkundige sind schon erstaunt oder auch belustigt, wenn sie „Lustgarten Parey“ hören.

Alteingesessenen hingegen ist bekannt, dass der Lustgarten zur Schlossanlage der Familie von Plotho auf dem Pareyer Rittergut I gehörte. „Er war durch eine Allee mit dem Schlossgarten verbunden“, so Christiane Wagner.

Garten bereits vor 1682

Die Ortschronistin fand im Landesarchiv Magdeburg, Nebenstelle Wernigerode, ein „Register des Lustgartens zu Parey“ aus dem Jahr 1957, das belegt, dass die Entstehung des Gartens bereits vor 1682 stattfand.

Zahlreiche Autoren hatten übereinstimmend das Entstehungsjahr 1682 genannt. In der „Historischen Nachricht von den Gerechtsamen des Freiherrlichen Hauses “ aus dem Jahr 1657 ist nachzulesen, so Christiane Wagner, dass als Eigentum der Freiherren von Plotho ein Lust- und Obst- oder Baumgarten sowie ein Hopf- und Kohlgarten vorhanden waren. Christiane Wagner: „Auch ein Tiergehege wird erwähnt.“

Der Pareyer Lustgarten soll nach dem Vorbild der Gartenanlage des Schlosses Engelmünster in Flandern angelegt worden sein. Christiane Wagner: „Vorstellbar wäre ein Zusammenhang mit dem Bau der Pareyer ,Leuchtenburg’ im Jahr 1605 auf dem bekannten Schlossgelände.“

Dem Pareyer Kirchenarchiv ist zu entnehmen, dass zumindest Teile des Lustgartens schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts für praktische gärtnerische Zwecke genutzt wurden. 1833/34 soll der Lustgarten für sechs Jahre an den Gärtner Johann Thielette verpachtet worden sein. Im Voraus musste er jährlich 90 Taler Pacht bezahlen.

Christiane Wagner weiter: „Von Plothosche Untertanen aus Parey und Zerben waren zu Gartendiensten verpflichtet.“ Etwa um 1850 umfasste die Ausdehnung und Gestaltung des Lustgartens etwa sechs Hektar.

Katholische Kapelle denkbar

Im Lustgarten war eine katholische Kapelle durchaus vorstellbar, so Christiane Wagner weiter. Und das, obwohl dem lutherischen Bekenntnis in Parey bereits seit dem Jahr 1551 gefolgt wurde. Christiane Wagner: „Es arbeiteten aber auch auf den Pareyer Gütern regelmäßig die sogenannten Schnitter, die überwiegend aus Polen kamen. Den streng gläubigen Polen stellte die Gutsherrschaft wohl zeitweise eine Andachtsstätte zur Verfügung.“

„Im Jahr 1933 wird bei der Ankündigung der Versteigerung der von Plothoschen Ländereien, die zum Rittergut I gehörten, der Lustgarten zwar nicht gesondert genannt, aber auch nicht ausgeschlossen“, schreibt Christiane Wagner weiter.

Als im April 1945 Parey vom linken Elbufer aus durch Beschuss der US-Streitkräfte gefährdet war, stellten einige Pareyer Landwirte ihre Dreschkästen und andere wertvolle Maschinen im Schutz der großen Linden der Lustgartenallee sicher unter.

Mehrgeschosser seit 1961

Seit 1961 sind Mehrgeschosser im Lustgarten und in der Parchener Straße entstanden. Hintergrund war die erhebliche Erweiterung des Stahlbaubetriebes Parey. Es wurde Wohnraum für Arbeiter und Angestellte benötigt.

„Der Verlauf der jetzigen Verbindung von der Genthiner zur Parchener Straße entspricht ungefähr der ehemaligen von Linden begleiteten Hauptallee. Erhalten blieb bis heute der ,Manasseber’ als wild bewachsene Erhebung nahe dem Grundstück Lustgarten 1“, so Christiane Wagner.

(Quelle: Der Pareyer Lustgarten, zusammengestellt von Christiane Wagner)