Coronavirus 150 Migranten geraten in Zast aneinander
Die Serie mit gewalttätigen Übergriffen in der Zentralen Anlaufstelle für Asylsuchende in Halberstadt reißt nicht ab.
Halberstadt l Nachdem vor einer Woche schätzungsweise 20 Migranten die Wachschutzleute provoziert hatten, indem sie interne Quarantänezäune, mit denen aus Infektionsschutzgründen verschiedene Wohnbereiche voreinander abgetrennt worden waren, niederrissen, lieferten sich in der Nacht zum Ostermontag rund 150 Zast-Bewohner handfeste Auseinandersetzungen.
Die Polizei sprach von größeren Personengruppen von Schwarzafrikanern und vorrangig Georgiern, die in die Wohnbereiche der jeweils anderen gelangen wollten. Nach Informationen der Volksstimme soll es sich um rund 100 Afrikaner und etwa 50 Georgier gehandelt haben, die sich ab 23 Uhr einen heftigen Schlagabtausch lieferten. Beim Einsatz von Steinen sowie Holzlatten und Stahlstangen gingen zahlreiche Scheiben zu Bruch. Zudem wurden laut Landesverwaltungsamt Waschbecken demoliert. Laut Polizei wurden zwei Personen – Migranten aus Guinea-Bissau und Syrien – leicht verletzt und vor Ort ambulant behandelt.
Auslöser der heftigen Zusammenstöße, mit denen der interne Wachschutz überfordert war und die Polizei um Unterstützung bat, war wohl der Vorwurf, wonach Georgier die Afrikaner bestohlen haben sollen. In der Zast leben unter anderem Georgier. Letztere treten seit Monaten im Stadtgebiet von Halberstadt auffällig oft in Erscheinung, indem sie bei Ladendiebstählen erwischt und in besonders beschleunigten Verfahren vor Gericht bestraft werden.
Die Zast steht nach dem Auftreten zunächst eines positiven Corona-Falles seit 27. März unter totaler Quarantäne. Die daraufhin erfolgte interne Abtrennung von fünf voneinander separierten Wohnbereichen – eine sogenannte Kohortenbildung innerhalb der Zast – wurde nach Tumulten vor einer Woche überraschend aufgegeben. Nunmehr können sich alle Zast-Bewohner wieder in der gesamten Anlage frei bewegen, diese aber nicht verlassen. Die Zahl der auf das Covid-19-Virus positiv getesteten Bewohner stieg seit 27. März schrittweise bis auf 44 Fälle Mitte voriger Woche. Am Osterwochenende wurden laut Landesverwaltungsamt sieben neue Fälle bekannt, sodass nunmehr 51 Zast-Bewohner als infiziert gelten und ins Zast-Außenlager Quedlinburg verlegt wurden.
Damit dürfte sich die bis zum 21. April verhängte Quarantäne weiter verlängern. Davon sei „sehr wahrscheinlich auszugehen“, so Manuel Slawig, Sprecher der Kreisverwaltung Harz am Sonntagabend.
Nach den Zwischenfällen am vergangenen Wochenende hatte die Polizei ihre personelle Unterstützung vor Ort wieder aufgestockt. Zunächst hatten die Beamten mit Quarantäne-Start am 27. März massiv unterstützt, dann ihre personelle Stärke reduziert, um sie nun wieder aufzustocken. Konkrete Zahlen gibt es nicht. Nach Informationen der Volksstimme sollen aber allein am Ostersonntag knapp 200 Beamte im Umfeld der Zast in Bereitschaft gestanden haben, um den Wachschutz bei Bedarf unverzüglich zu unterstützen. Die Beamten richten ihre Taktik dabei auf Deeskalation aus und bleiben außerhalb der Zast in Bereitschaft. Auch bei den Übergriffen in der Nacht zum Sonntag soll letztlich die polizeiliche Präsenz zur Beruhigung der Lage beigetragen haben, heißt es. Die Beamten leiteten Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs ein.
Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes, kündigte als Konsequenz an, dass ausnahmslos alle Zast-Bewohner ab Mittwoch alle 48 Stunden auf eine Corona-Infektion getestet würden. Zudem werde zwischen den Holzunterkünften (Winterbauten), in denen überwiegend Georgier leben, und den übrigen Zast-Unterkünften ein Zaun errichtet, um die Personengruppen zu trennen.