Kunstverein Röderhof öffnet Andreas Bausch drückt sich in Farben, Formen und Worten aus
Künstler, die im Rahmen eines Stipendiums in den Huy kommen, sind oft besonders kreativ. So wie zum Beispiel Andreas Bausch, der in wenigen Wochen eine Fülle von Arbeiten angefertigt hat, die am Sonntag bestaunt werden können.

Röderhof - Am kommenden Sonntag lädt der Kunstverein Röderhof erstmals in diesem Jahr zu einer öffentlichen Veranstaltung ein, mit viel Abstand und unter Einhaltung aller geltenden Hygieneregeln.
„Wir arbeiten beim Ausstellungsbetrieb nach den Empfehlungen des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt“, erklärt Ingund Wegewitz-Marx vom Vereinsvorstand. Das habe sich auch im Vorjahr bestens bewährt.
Doch eigentlich hat das Vereinsjahr längst begonnen, denn bereits seit Wochen haben zwei Künstler im Rahmen eines Stipendiums in Röderhof Quartier bezogen. Neben Marthe Krüger wohnt und arbeitet hier Andreas Bausch, der in Köln lebt und auf eine beeindruckende künstlerische Vita mit Ausstellungen und mehrfachen Preisen blicken kann.
Raum wird zur Ausstellung mit gehängten Bildern
„Ich habe während meines Aufenthaltes in Röderhof geschrieben, gemalt und fotografiert“, erklärt Andreas Bausch.
Dabei sei er ziemlich produktiv gewesen. Zwar wird, coronabedingt, der Blick in das Atelier selbst, in dem die Künstler nicht nur arbeiten, sondern auch leben, nicht möglich sein, aber Andreas Bausch wird gleich zwei Ausstellungsräume mit seinen Werken füllen können. „Ich werde einen der Räume in eine Ausstellung mit gehängten Arbeiten verwandeln, während der andere eher im Ateliercharakter gehalten wird.“
Wenn Andreas Bausch arbeitet, setzt er sich mit dem Malprozess selbst auseinander und „schreibt“ seine Bilder. „Ich möchte Bewegung, Zeit und Raum sichtbar machen.“ Mittels einer speziellen Walzentechnik bringt er auf das (meist) großformatige Papier Formen auf, die sich im Rahmen der Arbeit nie gleichen und so die Bewegung zeigen und plastisch wirken. Beinahe wie die einzelnen Bilder von Filmrollen, die sich nach und nach verändern und sich, schnell abgespielt, bewegen.
„Ich arbeite mit abstrakten Formen und bin auf Anhieb nur sehr selten richtig zufrieden mit einem Bild“, erklärt Bausch. Und so komme es oft vor, dass er eigentlich nur eine Kleinigkeit korrigieren möchte und am Ende das Bild komplett übermalt und verändert habe.
Und fast nie erhalten die Arbeiten auch einen Titel. „Jeder Betrachter sieht in meinen Bildern etwas anderes und soll nicht durch einen vorgegebenen Titel beeinflusst werden.“
Anagramme wie Gedankensprünge in menschlichen Träumen
Doch Andreas Bausch ist nicht nur ein Mensch der Farben und Formen, sondern auch der Worte.
Seine Zeit in Röderhof hat er in einem Tagebuch niedergeschrieben, auf seine ganz eigene Weise. Denn Bausch drückt sich gern in Anagrammen aus. „Alles, was mir an markanten Sätzen oder Phrasen begegnet und im Gedächtnis geblieben ist, eignet sich für ein Anagramm und wird notiert.
Und so wird aus einem Halbsatz, dessen einzelne Worte jeweils die Quelle für eine weitere Zeile sind, ein ganzes Gedicht. Bausch vergleicht seine Anagramme mit den Gedankensprüngen in menschlichen Träumen. Die in Röderhof entstandenen Anagramme und Fotos werden in die Dokumentation einfließen, mit der sich jeder Stipendiat in der Sammlung des Kunstvereins Röderhof verewigt.
Überraschungen der Künstlerkollegen
Außerdem wird am kommenden Sonntag im großen Ausstellungsraum des Kunstvereins die Schau „Brief, Künste, Mail, Art“ eröffnet. „Wir sind selbst sehr gespannt, was uns dort begegnen wird“, verrät Ingund Wegewitz-Marx. Denn der Huy-Neinstedter Künstler Olaf Wegewitz, der vor allem durch seine Buchkunst und seine Arbeiten mit verschiedensten Papieren bekannt und preisgekrönt ist, hat hier, in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Sachsen-Anhalt, ein Experiment gewagt. „Mein Mann hat großformatiges Papier besorgt, auf besondere Weise gefaltet und an insgesamt 25 Künstlerkollegen verschickt, mit der Bitte, diese nach eigenen Ideen zu gestalten“, erklärt Ingund Wegewitz-Marx.
Einige der „künstlerischen Antworten“ sind bereits zurück, andere werden noch erwartet. Nach dem gängigen Hygienekonzept dürfen sich jeweils fünf Personen gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten, die anderen Gäste werden indes draußen verweilen. Das dürfte kein Problem sein, weil die Vorhersage des Wetterberichtes bisher sehr vielversprechend ist.