Staunen über originelle Ideen und Erfahrungsaustausch von Gartenfreunden Ansturm auf kleine blühende Paradiese
Die Gartentüren standen weit offen. Und der Besucheransturm ließ gar nicht nach. Mitglieder der Interessengemeinschaft Rosenfreunde hatten am Tag der Parks und Gärten zu einer Besichtigung ihrer Gärten eingeladen und mussten viele Fragen beantworten. Viele Gartenfreunde fuhren von einem Grundstück zum nächsten...
Haldensleben. Karin und Ernst Trittel haben am Sonn-abend ein straffes Programm. Sie wollen möglichst alle Gärten der Rosenfreunde kennenlernen. "Im vergangenen Jahr haben wir uns schon verschiedene Gärten in der Altmark angesehen, jetzt wollen wir uns hier umsehen", erzählt die Nordgermersleberin. Und sie ist begeistert.
Helga Müller ist eine gute Gastgeberin. Sie führt die Gäste durch den Garten, lädt ein, eingetopfte Senker von ihren Gartenstauden mitzunehmen, oder auch zu einem Glas Saft oder Ingwerschorle und ermuntert, sich alles anzusehen.
Sie kennt die Namen aller Stauden, meist auch die botanischen Namen. Oder fast aller, denn vor einer Staude steht sie mit Trittels und muss passen. Sie hat die Pflanze vor vielen Jahren geschenkt bekommen - ohne Namen, dabei ist es geblieben. Zu einigen Pflanzen gibt es kleine Geschichten. Zu der Jubiläumsrose aus Sangerhausen zum Beispiel. Das ist eine Lionsrose, denn ihr Mann gehört zum Lions Club. Und die Muttertagsrose habe sie sich selbst geschenkt, weil sie ihr so gut gefiel. Die Eberesche sei in den Garten gekommen, als sie Baum des Jahres war. An einer Hauswand wächst eine Rose mit zartgelber Blütenknospe mit dem Namen Haldensleben; die hat sie vor kurzer Zeit von einer Bekannten aus Berlin bekommen. "Wie haben Sie es nur geschafft, dass Ihr Rasen so grün ist?" Diese Frage hört Helga Müller mehrmals. "Um den Rasen kümmert sich mein Mann", gibt sie die Komplimente weiter. Der Rasen bekommt Regenwasser, das in Behältern aufgefangen und gespeichert wird. Am Rande einer Rasenfläche hängt eine Schaukel, Iven Fejes setzt sich hinein. Helga Müller freut es. "Wir haben zehn Enkel, die sind alle hier groß geworden", sagt sie und zeigt auf ihren Garten.
Wie weit ihr Garten denn geht, will Karin Reischel wissen, als Helga Müller einige Besucher auf einem schmalen Weg entlangführt. An der Gartengrenze, wie sich herausstellt, aber einen Zaun gibt es hier nicht. Den braucht sie zur Nachbarin nicht, meint die Gartenexpertin.
Gleich mehrere Besucher, die sich an Rittersporn, californischem Goldmohn, Moosrose, Nachtkerze und vielen anderen Stauden in Müllers Garten erfreut haben und die meistens auch schon den Garten bei Familie Nebel inspiziert hatten, betreten kurze Zeit später den Garten von Antje und Volker Kleinschmidt an der Gerikestraße und staunen. "Solchen Garten vermutet man hinter dem Haus hier nicht", stellt nicht nur Grit Borchers fest. Die Süplingerin war vor Jahren schon mal in Kleinschmidts Garten und wollte gern sehen, was sich inzwischen verändert hat.
"Wie haben Sie es nur geschafft, dass Ihr Rasen so grün ist?"
Antje Kleinschmidt sieht immer mal wieder besorgt nach unten auf die Wege. Über dem Tor befindet sich ein Amselnest, sagt sie, und die Jungvögel laufen häufig auf dem Boden herum. An diesem Nachmittag aber lassen sich die Vögel nicht sehen.
Den Garten habe ihr Schwiegervater in Grundzügen angelegt, erzählt Antje Kleinschmidt, sie habe mit ihrem Mann dann weitergemacht. Es ist eng auf den Wegen. Die üppigen Stauden können sich entfalten. Etwa 120 verschiedene Rosenarten wachsen in diesem Garten, besonders prachtvoll leuchten gerade zwei Raubritterbüsche. "Viele Rosen sind leider schon verblüht", bedauert Volker Kleinschmidt; in diesem Jahr sei alles viel früher. Es gibt dennoch viele Rosen, die ihren Duft verströmen. Und viele andere Stauden komplettieren die Rosen oder setzen eigene Akzente. Besonders akkurat geschnittene Buchsbaumfiguren ziehen immer wieder die Blicke auf sich. "Wann schneiden Sie den Buchsbaum", wollen Doris und Reinhard Jerchel aus Behnsdorf wissen. Das ist das Metier von Antje Kleinschmidt. Sie schneide den Buchs nur einmal im Jahr, erzählt sie, und zwar im Juni. Den exakten Schnitt hat sie offenbar immer mehr perfektioniert. Er sei mehr für andere Arbeiten im Garten zuständig, erzählt Volker Kleinschmidt, hat zum Beispiel erst ein Insektenhotel gebaut. Und um den kleinen Gartenteich, der auch viele Vögel anzieht, kümmert er sich ebenso.
An verschiedenen Stellen im Garten laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. "Hier scheint die Frühsonne", sagt Antje Kleinschmidt und zeigt auf eine Bank am Gartenrand. Unter der Überdachung vor einem chinesisch anmutenden Gartenhaus wird gefrühstückt und Kaffee getrunken. Dann gibt es eine Bank für die Spätsonne. Neben den Stauden stehen in diesem Garten auch 50 Kübelpflanzen, für die im Winter Platz in frostfreien Räumen gefunden werden muss.