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Kunstverein Röderhof lädt ein Ateliere öffnen im Huy: Was die Besucher erwartet

Ein neuer Tag des offenen Ateliers lockt zum Kunstverein nach Röderhof. Was dieses Mal wann hier zu sehen ist und was es als weiteres Angebot für die Besucher gibt.

Von Maria Lang 10.07.2024, 09:17
Jaq Lisboa und Maximilian Neumann sind die aktuellen Stipendiaten beim Röderhofer Kunstverein.
Jaq Lisboa und Maximilian Neumann sind die aktuellen Stipendiaten beim Röderhofer Kunstverein. Foto: Maria Lang

Röderhof. - Sticken, malen, Perlen kleben, kochen, fotografieren, zeichnen, Siebdrucke anfertigen – die Liste der Aktivitäten, die gerade den Alltag im Röderhofer Kunstverein beherrschen, ist lang und ausgesprochen vielfältig. Das liegt an den beiden aktuellen Bewohnern des historischen Gebäudes, denn seit Anfang Juni sind Jaq Lisboa und Maximilian Neumann als Stipendiaten zu Gast im Huy.

Jay Lisboa ist 41 Jahre alt und stammt aus dem Norden Brasiliens, wo sie die ersten gut 20 Jahre ihres Lebens verbrachte. „Ich habe in Brasilien angefangen Medizin zu studieren, aber das war nicht das Richtige für mich“, erzählt sie mit Blick zurück. „Dann habe ich zu Architektur gewechselt - obwohl ich eigentlich immer Kunst studieren wollte, aber das ist in Brasilien nicht so einfach.“ Mit 22 sei sie dann nach Deutschland gekommen, wo sie in Hannover ihr Architekturstudium beendet habe. „Danach bin ich nach Braunschweig gezogen, wo ich als Architektin gearbeitet habe – und endlich, von 2013 bis 20, auch Kunst studieren konnte“, erzählt sie weiter. Seit zwei Jahren lebe sie nun schon in Berlin, wo sie, wie auch bereits während des Studiums, für Bühne und Kostüm an einem kleinen Theater arbeite und so ihren Lebensunterhalt verdiene. Von der Kunst allein könne sie nicht leben. Diese drehe sich viel um Politik, Identität und Familie, verrät sie. „Damit beschäftige ich mich auch hier. Ich habe alte Familienfotos, die ich auf spezielle Art bearbeite.“

Mit ihr ist Maximilian Neumann in Röderhof eingezogen. Der 38-Jährige kommt aus der Nähe von Frankfurt am Main und hat, über einen „Umweg“ in Wien, ebenfalls in Braunschweig Kunst studiert. „Nach Diplom und Meisterkurs bin ich nach Hannover gezogen, wo ich auch heute noch lebe“, erzählt er. „Schon während des Studiums habe ich viel handwerklich in Ausstellungsaufbauten und so gearbeitet und habe zum Geldverdienen jetzt eine halbe Stelle als Kunsttechniker im Schloss Derneburg.“ Seine Kunst beinhalte Malerei, Zeichnungen und Keramik – „und ich koche“, sagt er mit einem Strahlen im Gesicht. „Auch das ist Kunst für mich.“

Beide sind seit Anfang Juni im Huy – und fühlen sich hier absolut wohl. „Der Kirschberg erinnert mich total an meine Kindheit, und generell finde ich es hier toll“, sagt Maximilian Neumann. „Ich habe tatsächlich auch das erste Mal über einen Hauskauf hier nachgedacht, das hatte ich noch nie.“ Jaq Lisboa stimmt zu und lobt vor allem die Natur, die Ruhe und wie positiv man aufgenommen worden sei.

Öffnung am 14. Juli

„Wir saugen beide hier erstmal alles in uns auf und sind noch so in der Sammlungsphase“, ergänzt Neumann. „So ganz viel Output gibt es noch nicht – aber wir sind zuversichtlich, dass wir am 14. Juli etwas vorzeigen können.“ An diesem Sonntag findet nämlich der nächste Tag der offenen Ateliers statt, an dem die Künstler – unter dem Motto „Wartend auf die Sonne“ – Einblicke in ihr Schaffen geben, man ihnen über die Schulter schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen kann.

Lesung und Sammlungsschau

Zusätzlich warten auf die Besucher noch zwei weitere Angebote an diesem Tag: Zum einen wird Frank Willmann aus seinem 2023 erschienenen Bestseller-Roman „Der Pate von Neuruppin. Vom Imbisswagen zum Drogenimperium“ lesen. „So etwas machen wir zum ersten Mal“, erklärt Ingund Wegewitz vom Vereinsvorstand. „Frank Willmann ist ein ehemaliger Stipendiat von uns und hat das angeboten – also probieren wir das einfach mal aus.“

Ebenfalls zum ersten Mal wird der Verein an diesem Sonntag seine Sammlung zeigen. „Wir hatten schon immer mal Teile davon ausgestellt, aber eben noch nie in Gänze“, sagt sie. Dafür sei extra ein Raum im Obergeschoss hergerichtet worden. „Über die Jahre sind da, über Schenkungen und Käufe, ein paar schöne Dinge zusammengekommen, die wir nun einfach einmal präsentieren möchten.“

Ab 15 Uhr öffnen sich am 14. Juli die Türen in Röderhof für alle Interessierten.