Wohltätigkeit Behrenssche Stiftung: Wie ein Veltheimer Landwirt aus dem 19. Jahrhundert bis heute gemeinnützige Projekte unterstützt
Vor fast 150 Jahren vermachte ein Veltheimer Landwirt sein Vermögen seinem Heimatort . Heute ist die Behrenssche Stiftung aus der gemeinnützigen Arbeit vor Ort kaum wegzudenken. Nun wurde die Stiftungssatzung erweitert.

Veltheim - Gerade einmal 44 Jahre alt ist Christian Behrens geworden. So kurz seine Lebenszeit war, so nachhaltig ist doch sein Wirken. Schließlich beruhen auf seinem Testament aus dem Jahre 1882 eine Vielzahl an gemeinnützigen Projekten in Veltheim, aber auch in Osterode und Winnigstedt, die im Rahmen der gleichnamigen Stiftung gefördert worden.
„Dabei war Christian Behrens eigentlich arm dran“, findet Rolf Maximilian. Der Veltheimer Ortschronist erläutert anhand des Behrensschen Stammbaumes: „Am 1. September 1838 in Veltheim geboren, hat Christian Behrens schon in frühester Kindheit und Jugend seine komplette Familie verloren.“ Die Eltern, Großmutter und Onkel sind alles verstorben, sodass der Sohn eines Landwirtes mit 17 Jahren ganz allein dastand.
„Er war der Alleinerbe einer sehr alten Veltheimer Familie“, so Maximilian, der Behrens’ Wurzeln bis weit ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen konnte. Insgesamt 51 Hektar Land und ein gewisses Barvermögen konnte der junge Mann seiner Zeit seinen Besitz nennen.
Trotz Wohlstands arm dran
Da er selbst in jungen Jahren unverheiratet und ohne Nachkommen am 4. Oktober 1882 verschieden ist, vermachte er seinen gesamten Besitz seinem Heimatort.
„Zum Erben meines dereinstigen Nachlasses ernenne und berufe ich hierdurch den Armenverband resp. Die Armenkasse der Gemeinde Veltheim, weil niemand vorhanden ist, der auf meinen Nachlaß Anspruch machen kann“, heißt es im Testament vom 8. Januar 1882.
Die 51 Hektar Acker- und Grünflächen bilden das heutige Vermögen der nichtrechtsfähigen Stiftung, die in Trägerschaft der Einheitsgemeinde Osterwieck ist.
Förderung von Friedhöfen mit aufgenommen
Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) informiert darüber, dass die Stiftungssatzung jüngst aktualisiert wurde: „Wir haben sie ergänzt um die Förderung von Friedhöfen und deren baulichen Anlagen.“ Diese Änderung befindet sich derzeit in der öffentlichen Bekanntmachung und tritt anschließend in Kraft, teilt sie mit. Der Anstoß zur Erweiterung ist laut Wagenführ vom Stiftungsvorstand gekommen.
„Der Grundstein der heutigen Behrensschen Stiftung wurde in einer Zeit gelegt, als es noch kein soziales Sicherungssystem gab, wie wir es kennen“, erklärt Jürgen Junker, der neben Joachim Herbst und Eiko Pankratz im Stiftungsrat tätig ist. Als „Christian Behrens Erbmasse“ sollte laut Testament mit dem Nachlass armen und notleidenden Bürgern in Veltheim, Winnigstedt und Osterode geholfen werden, informiert der Vorsitzende des Stiftungsrates.
Gemäß Behrens letztem Willen wird Veltheim mit 50 Prozent des Jahresertrages aus dem Erbvermögen bedacht. Weitere 30 Prozent des Jahresertrages vom Stiftungsvermögen gehen ins nahe gelegene Winnigstedt in Niedersachsen sowie 20 Prozent ins Nachbardorf Osterode, aus dem Behrens’ Mutter stammte, erläutert Junker. Während in Veltheim der Stiftungsrat über die Verwendung der Stiftungsmittel entscheidet, übernimmt das in Osterode der Ortschaftsrat und in Winnigstedt der Gemeinderat. Letztgenannte sind dem Veltheimer Stiftungsrat gegenüber rechenschaftspflichtig.
Jung verstorben
Dieser ist laut Satzung „für die Abwicklung der laufenden Geschäfte der Stiftung zuständig“. Aufsichtsorgan für den Stiftungsrat ist das Kuratorium, das aus den Mitgliedern des Ortschaftsrates Veltheim gebildet wird. In einer jährlichen Sitzung prüfen die fünf Mitglieder, für welche Zwecke finanzielle Unterstützung geleistet wurde.
Ortsbürgermeister Tobias Kruse sagt mit Blick auf die zahlreichen Projekte in den vergangenen Jahren: „Wir haben der Behrensschen Stiftung viel im Ort zu verdanken.“
In den Ortschaften rund um das Große Bruch hat sich die Stiftung auf die Fahnen geschrieben, gemeinnützige Zwecke zu unterstützen. „Die Förderung der Vereine und der Kindertagesstätte sind für mich das A und O“, fasst Jürgen Junker die Aufgabe der Stiftung zusammen. Er sagt, er sei von Behrens“ Anliegen beeindruckt: „Als hätte der Wohltäter damals schon gewusst, wie wichtig sein Beitrag einmal sein wird.“ Es motiviere ihn, den Willen des Stifters nach heutigen Maßstäben durchzusetzen, sagt der langjährige Vorsitzende des Stiftungsrates. Stiftungsarbeit nach der Wende wiederbelebt
Nach der Wende Wiederbelebung der Stiftungsarbeit
Er hat 2008 das Amt von Dieter Lattke übernommen, der sich dafür einsetzte, die Stiftungsarbeit nach der Wiedervereinigung erneut mit Leben zu erfüllen, so Junker. Zu DDR-Zeiten sei die Arbeit der Stiftung fast vollständig zum Erliegen gekommen, ergänzt Ortschronist Maximilian.
Seitdem ist die Liste der realisierten Vorhaben lang geworden. Um nur einige Beispiele zu nennen: ein Gedenkstein auf dem Friedhof Winnigstedt, T-Shirts für die Osteröder Kinder- und Jugendfeuerwehr. Zuletzt hat die Behrenssche Stiftung die Renovierung des Veltheimer Dorfgemeinschaftshauses finanziert.
Zweimal im Jahr spenden wir der ortsansässigen Kindertagesstätte etwas, in der Regel zum Kindertag und zu Weihnachten“, berichtet Jürgen Junker. So gab es zum diesjährigen Kindertag eine kleine Finanzspritze für die Ausgestaltung der Kinderolympiade in der Tagesstätte Hänsel und Gretel.
„Ohne die Behrenssche Stiftung würde vieles im Ort fehlen“, unterstreicht Ortsbürgermeister Kruse die lokale Bedeutung der kleinen Stiftung, die vor Ort Großes leistet.
