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Haldensleber Windenknechte holen sich bei österreichischen Mittelalterfreunden Rat "Burgenbau ist nichts für Feiglinge"

Von Marita Bullmann 18.09.2013, 03:13

Eine Last ist den Windenknechten von den Schultern genommen. Die Stadt Haldensleben unterstützt die notwendige Planung für das Burgenprojekt. Damit können sich die Vereinsmitglieder um die nächsten Schritte kümmern. Erfahrungen von einem ähnlichen Projekt aus Österreich sollen weiterhelfen.

Haldensleben l Gertrud Pollak und Renate Jernej sind für alle, die sich schon länger mit der Burg Niendorf in Haldensleben beschäftigen, keine Unbekannten mehr. Die Initiatorinnen eines Burgenbauprojektes in Friesach in Österreich waren nicht zum ersten Mal in Haldensleben. Sie haben in den vergangenen Jahren schon zweimal von ihrem Projekt in Kärnten berichtet. Die Haldensleber Windenknechte hatten sie gemeinsam mit Professor Dr. Hans Steiner erneut eingeladen, denn jetzt soll es von der Theorie in die Praxis gehen.

Der Stadtrat habe beschlossen, ein Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan und ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten, erklärte Lutz Zimmermann, Vorsitzender des Vereins der Haldensleber Windenknechte, und die Stadt Haldensleben werde auch die Kosten für diese notwendige Planung tragen. Mit dieser Entscheidung ist zunächst der vom Verein angestrebte Standort in Hundisburg für den Bau einer mittelalterlichen Burg gesichert. Die Windenknechte müssen jetzt aber Nägel mit Köpfen machen und das Projekt ganz konkret planen. Dazu erhofften sie sich Hilfe von den Burgenbauern aus Friesach.

Während in Friesach eine fiktive mittelalterliche Burg entsteht, ist der Ausgangspunkt für das Haldensleber Projekt der Fund von Überresten der einstigen Burg Niendorf. Wie die Burg ganz genau ausgesehen hat, ist allerdings auch nicht belegbar.

"Burgenbau ist nichts für Feiglinge", stellte Renate Jernej aus Kärnten fest. Heute kann sie darüber lachen, aber die Friesacher wussten in den ersten Jahren auch manchmal nicht mehr weiter. Jetzt können sie ganz entspannt und humorvoll über die vielen Hürden berichten, die zu nehmen waren. Wie beantragt man zum Beispiel eine Baugenehmigung für eine Burg, die in mehreren Jahrzehnten entstehen soll und für die es eigentlich kein Bild gibt? Oder woher bekommt man den Nachweis für die Baustoffe, die nach EU-Vorschriften zertifiziert sein sollen, wenn aber möglichst mit historischen Baustoffen gebaut werden soll?

Auch über die rechtliche Form des ganzen Projektes müssen sich die Windenknechte Gedanken machen. "Das kann man in der Dimension nicht ehrenamtlich machen", versichert Professor Steiner. Er ist der Projektentwickler in Friesach, erklärt geduldig Strukturen und viele, viele Details. "Wir haben im Hintergrund ein hochprofessionelles Büro, denn Fördermittel müssen ganz exakt bis auf den letzten Euro abgerechnet werden."

Die Windenknechte sind jetzt in Hundisburg erst mal in Gesprächen mit Grundstückseigentümern. Nachdem der Stadtrat seine Zustimmung gegeben hat, dass auf der Medebeke, einem großen Gelände gegenüber der Ziegelei, gebaut werden kann, muss noch der Stempel der Planungsbehörde abgewartet werden. Die Windenknechte wollen nicht das ganze Areal beanspruchen. Sie haben eine Wunschfläche, auf der es losgehen soll.

Zunächst sollen kleine Arbeiterhäuschen aufgebaut werden, denn für den Burgenbau sind viele verschiedene Gewerke nötig. Wahrscheinlich wird das große Vorhaben in mehreren Teilprojekten angepackt. Bevor es damit losgehen kann, müssen aber die Strukturen und vor allem die Finanzierung klar sein. Dazu wollen die Windenknechte noch in größerer Runde diskutieren.

Die Gäste aus Österreich machen Mut. "Ihr habt ein Riesenpotential in fußläufiger Umgebung. Ein bisschen kann man euch beneiden. Ich reiß mir die Haxen aus, dass ich Ton kriege, und hier bei euch werden gleich gegenüber in der Ziegelei Steine gebrannt", stellt Gertrud Pollak fest. Und sie ist sicher, dass dieses Vorhaben, wenn es erst in Gang kommt, Mitstreiter von überallher bekommen wird. Solche Vorhaben sprechen sich sogar weltweit rum. Deshalb also: "Das Glück trifft die, die eine Burg bauen."