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Technisches Geschick trifft auf guten Ton Das Halberstädter Steinke Gesundheits-Center bietet eine Ausbildung zum Orthopädietechniker

Von Sebastian Prill 13.06.2012, 03:20

Das Steinke Gesundheits-Center in Halberstadt ist eine der 18 Ausbildungsstätten für Orthopädietechnik. Hier lernen die Auszubildenden nicht nur den Umgang mit High-Tech, sondern auch mit neuen Herausforderungen umzugehen.

Halberstadt l "Einen weniger anspruchsvollen Job finden Sie. Nur eben nicht bei uns", sagt Antje Schultz. Sie ist die Pressesprecherin des Steinke Gesundheits-Centers. Der Betrieb ging aus einer Werkstatt für Orthopädietechnik hervor. Die Firma beschäftigt 103 Mitarbeiter und wer das ehemalige Holtemmewasserwerk in Halberstadt betritt, versteht, was die sympathische Frau meint. Große Fräsen und Schleifmaschinen stehen in den hellen, lichtdurchfluteten Räumen. Es riecht nach Gips, Leim, Leder und Gummi in den Werkstätten.

Längst ist die Orthopädietechnik so anspruchsvoll geworden, dass 16 der 18 Ausbildungsbetriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mindestens einen guten Realschulabschluss von ihren Auszubildenden verlangen. Fünf Betriebe suchen sogar nach Bewerbern mit Abitur. "Entscheidend ist der Spaß am Beruf. Ein Führerschein ist von Vorteil. Alles andere lernt jeder in der Ausbildung", erklärt Schultz. Der Betrieb legt großen Wert auf das familiäre Arbeitsklima und sorgt für seine Auszubildenden. Deshalb werden regelmäßig die Mitarbeiter befragt, wie Arbeitsabläufe verbessert werden können. "Natürlich werden auch die Ideen der Auszubildenden berücksichtigt", erklärt Schultz. "Und falls es in der Berufsschule nicht so gut läuft, geben die Kollegen Nachhilfe", fügt sie mit einem Lächeln hinzu.

"Das Schönste an der Arbeit ist, dass viele Aufgaben technisches Verständnis erfordern."

Marvin Lübbe, Auszubildender

Seit der Gründung wuchs und expandierte das Steinke Gesundheits-Center stetig. Für den Erfolg besonders wichtig waren und sind die Auszubildenden. Warum? Sie sichern dem Betrieb die Fachkräfte und sollen den Wachstumskurs des Unternehmens unterstützen.

"Eigentlich wollte ich Immobilienkaufmann werden", verrät Marvin Lübbe. Durch Zufall stieß er nach seiner Lehre zum Verkäufer auf den Beruf des Orthopädietechnikers und Bandagisten. Er war begeistert, begann eine zweite Ausbildung. Heute ist der 24-Jährige in Halberstadt angestellt und glücklich. "Neben der Arbeit mache ich eine Ausbildung zum Meister: Drei Jahre brauche ich noch", erklärt er. Das Schönste an der Arbeit für ihn: "dass viele Aufgaben ein technisches Verständnis erfordern."

Die Auszubildenden bei Steinke mögen Herausforderungen. An einer Nähmaschine sitzt Carolin Hühne und fertigt Sitzkissen. Ihre Vorgesetzten trauen der jungen Frau viel zu. "Kurzfristig hat die Bandagistin aufgehört, seitdem habe ich mir die Arbeit aneignen müssen", erklärt sie. Zwar ist das Anfertigen der Bandagen und Korsagen Teil der Ausbildung, aber eigentlich später. "Ich fuchse mich in die Arbeit rein. Das macht Spaß", erklärt sie. Die 20-Jährige begann ihre Lehre, nachdem sie die Ausbildung zur Krankenschwester abbrechen musste. "Ich bin sehr froh, in einem medizinischen Beruf arbeiten und Menschen helfen zu können", begründet sie ihre Berufswahl.

Was das Schöne am Beruf des Orthopädieschuhmachers ist, sagt Sebastian Bendin: "Er erfordert Kreativität. Außerdem müssen wir uns auf jeden Kunden neu einlassen." Echte Standardlösungen gebe es nicht, meint der Teamleiter. Ob Diabetes-Schuhe, orthopädische Maßschuhe oder Einlagen: Viel müssen die Handwerker können und dabei immer auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben. Nur noch selten werden Leisten oder Fußmodelle aus Gips gefertigt. "Wenn ein Kunde eine Verletzung am Fuß hat, kann ich die nicht eingipsen", erklärt Bendin.

Die Lösung sei ein Scanner für die Füße. Das Gerät erinnert an einen Toaster: Ein Laser, über Spiegel umgelenkt, erfasst dabei die Besonderheiten des Fußes und erstellt ein dreidimensionales Modell. Mit dem Bild beginnt dann die Arbeit. Überhaupt löst High-Tech längst viele Handgriffe in der Schuhtechnik ab. Einlagen werden aus Kunststoffrohlingen gefräst, Laufbandanalysen am Computer geben Aufschluss über besondere Merkmale des Kunden. Dabei produziert die Orthopädieschuhtechnik nicht nur für Ältere. Profifußballer Nils Petersen, seit 2011 beim Erstligisten Bayern München, ließ seine Laufgewohnheiten bei Steinke untersuchen. "Die Laufanalyse ist kein Teil der Berufsausbildung", sagt Sebastian Bendin. Wenn ein Azubi Spaß an dieser Arbeit hat, kann er das nach der Ausbildung zusätzlich lernen.

"Der Kundenumgang ist ganz wichtig."

Sebastian Bendin, Teamleiter

Gleich, ob Mechaniker oder Schuhmacher, die Berufe in der Orthopädietechnik sind zukunftssicher: Weil die Werkstücke immer wieder an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden müssen, lohnt es nicht im Ausland zu produzieren. "Bis ein paar Schuhe fertig ist, sehe ich den Kunden mehr als viermal", sagt Sebastian Bendin. Korrekturen verlangen von den Handwerkern technisches Interesse und Empathie. "Der Kundenumgang ist ganz wichtig. Wir müssen wissen, was dem Kunden angeboten werden kann und was nicht." Das gilt für Sportler ebenso wie für Rentner. Wer die Ausbildung in dem Betrieb erfolgreich durchläuft, wird übernommen. "Arbeitslos werden Sie mit dem Beruf nicht", sagt Sebastian Bendin. "Dazu ist die Nachfrage einfach viel zu groß."

Übrigens: Für den Ausbildungsstart im August 2012 sucht das Unternehmen nach Auszubildenden.