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Kinder und Jugendliche helfen mit bei Gestaltung des kleinen Göddeckenröder Naturparks Das westlichste Insektenhotel des Landes

Von Mario Heinicke 01.06.2012, 05:22

"Batzenkuhle" heißt der Naturpark am Rande von Göddeckenrode, in dem gestern ein Insektenhotel fertiggestellt wurde. Es ist ebenso wie der kleine Park ein Gemeinschaftswerk der Göddeckenröder.

Göddeckenrode lWas immer man in Göddeckenrode vorfindet, es dürfte sich um das Westlichste in Sachsen-Anhalt handeln. Das betrifft die Kirche, ja den Ort an sich und eben auch den kleinen Park mit dem Insektenhotel. Dieser Bezug wäre eigentlich eine gute Werbung auf einer Hinweistafel, die noch erstellt werden soll. Bisher trauen sich Auswärtige oft nicht, die Wiese mit dem Blumenhügel, den jungen Bäumen und dem Pavillon zu betreten. Und hier kommen viele Menschen vorbei, denn am Park entlang führt ein Radweg des Grünen Bandes.

Vor dreieinhalb Jahren noch stand hier an der "Batzenkuhle" in der Verlängerung der Honigstraße nichts außer Gras. Nach einem Feldwegbau mussten Ausgleichspflanzungen vorgenommen werden. Die örtliche Jagdgenossenschaft stiftete die Bäume und bepflanzte damit die Wiese. Damit war zugleich die Idee des Parks geboren. Die Gemeinde Wülperode, zu der Göddeckenrode gehört, finanzierte aus ihren hohen Gewerbesteuereinnahmen einen Pavillon.

Doch in erster Linie ist es ein Werk der Einwohner. Der Blumenhügel wurde von den Göddeckenrödern mit eigenen Blumenspenden angelegt. Rosen und Büsche wurden gepflanzt. Im Herbst sollen dann Blumen für die Insekten gepflanzt und im nächsten Jahr ein Feuchtbiotop angelegt werden, blickte Sieglinde Koppehel voraus.

An der Idee zum Insektenhotel war die Bewohnerin der Honigstraße mit beteiligt. Zusammen mit Bernhard Schrader fuhr sie in die Nähe von Braunschweig, um sich solch eine Anlage anzuschauen. Sie wurde wirklich penibel geplant. Beim Ausrichten des Standortes soll Heinz Koppehel sogar mit dem Kompass Orientierungshilfe gegeben haben. "Für die richtige Einflugschneise von Südost", sagte er augenzwinkernd.

Die Jagdgenossenschaft, die zwischenzeitlich noch eine Bank aufstellen ließ, zeigte sich auch beim Insektenhotel als spendabler Gönner. 750 Euro stellte die Genossenschaft der Göddeckenröder Landeigentümer für das Material zur Verfügung. Die neue Vorsitzende Konstanze Schrader und Kassenwart Christian Ostermeyer waren gestern mit vor Ort.

Unterm heimischen Carport formte Bernhard Schrader das massive Holz zu einem Insektenhotel. Doch damit war es zunächst nicht mehr als ein Rohbau. Den Feinschliff und das Einrichten der "Zimmer" übernahmen Kinder und Jugendliche aus dem Dorf. Sie strichen den Holzrahmen, sammelten Zweige, Laub, Schilf und Lehm, womit letztendlich gestern die Gefache ausgefüllt wurden. Das wiederum übernahmen am Vormittag in einem ersten Arbeitseinsatz Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte Wülperode. Am Abend erledigten Kinder und Jugendliche aus dem Dorf den Rest.

Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ zeigte sich vor Ort begeistert von dieser Einbindung der Jugend in das Vorhaben. "Wenn alle so mit Herzblut dabei sind, wird auch keiner etwas zerstören", sagte sie. Sie würde sich freuen, wenn dieses Göddeckenröder Beispiel Schule macht. Sieglinde Koppehel freute sich, dass mit der Stadt ein Weg gefunden wurde, um den Park zu pflegen. Zwei bis drei Mal im Jahr kommt der Bauhof zum großflächigen Mähen vorbei, die Feinarbeiten erledigen die Einwohner selbst.

Heute wird schon wieder etwas los sein in der Batzenkuhle. Dann wandern die "Kleinen Strolche" der Kindertagesstätte Wülperode ins Nachbardorf, um im Park mittags zu grillen. Und um vielleicht schon die ersten Bewohner des Insektenhotels zu entdecken.