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Nach einer Brandstiftung stand die Gaststätte Waldfrieden in Hütten kurz vor dem Ende - Familie Stallmann hat ihr Ausflugsrestaurant jedoch wieder aufgebaut Der "Waldfrieden" hat zwei Jahre nach schwerem Brand wieder einen Festsaal

Von Daniel Schlechter 07.11.2013, 01:05

Haldensleben/Hütten l Zwei Jahre nach einem verheerenden Brand ist der Festsaal der Gaststätte "Waldfrieden" in Hütten am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide wieder eröffnet worden. Noch zu Ostern 2011 sah es so aus, als wäre das Ende für das traditionsreiche Ausflugsziel gekommen. "Es war die Nacht zum Ostersonntag", erinnert sich Otto Stallmann, "gegen halb sieben bin ich ins Haupthaus gegangen und habe mich über den Geruch gewundert. Dann habe ich die Tür zum Festsaal geöffnet und es war schon alles schwarz."

Später führten Ermittlungen der Polizei zu einer klaren Ursache: Brandstiftung. Unbekannte schienen sich über den Festsaal Zugang zum Restaurant verschafft zu haben. Es wurden eine Geldkasse gestohlen und dann die Vorhänge im Festsaal in Brand gesetzt. Der Holzbau war nicht mehr zu retten, auch wenn Feuerwehr und Bundeswehr nach wenigen Minuten zur Stelle waren.

Damals hatte Familie Stallmann nicht viel Zeit zum Trauern: Ihr abgebrannter Festsaal war zum Ostersonntag ausgebucht. "Wir wollten unsere Gäste nicht enttäuschen und auch für uns war es ganz wichtig, einfach weiterzumachen" erklärt Rosemarie Bode, Otto Stallmanns ältere Schwester und Köchin im Waldfrieden. "Unsere Küche ist ja zum Glück verschont geblieben, also haben wir alles in Autos geladen und sind nach Born in die Sporthalle gefahren. Dort haben uns die Leute an diesem Tag gerettet, sie haben sogar noch Stühle und Tische zusammengesucht, und wir konnten die meisten unserer Ostergäste dann tatsächlich bewirten."

Christa und Peter Jannaschk aus Born sind schon lange Stammgäste im Waldfrieden, Frau Jannaschks Eltern hatten sich dort kennengelernt. "Wir waren alle schockiert, aber ebenso wollten wir alle in Born, dass es weitergeht," erinnert sich Christa Jannaschk.

Es musste aber auch langfristig weitergehen. Nachdem sich Otto Stallmann mit den Ämtern abgesprochen hatte, konnte er den vorderen Teil seines Restaurants wieder eröffnen. Aber ohne den großen Festsaal war es nicht dasselbe. Außerdem konnte der ausgebrannte Saal nicht einfach abgerissen werden, darunter befand sich die Heizung für das ganze Gebäude.

Wiederaufbau in kleinen Schritten

"Schon ein paar Wochen nach dem Brand haben wir mit Freunden und Spendern angefangen, alles Stück für Stück wieder aufzubauen." So schafften es Stallmanns, bis Weihnachten 2011 einen kleinen vorderen Teil des Festsaals wieder zu eröffnen. Nach einer Winterpause nahmen sie die Arbeiten im März 2012 wieder auf. In diesem Jahr schafften sie es, die provisorische Außenwand des Festsaals um ein Drittel der Fläche des ursprünglichen Saals zu versetzen, so dass an Weinachten 2012 ein kleiner Saal zur Verfügung stand.

Otto Stallmann wollte seinen Festsaal jedoch genau so wieder haben, wie er einmal war und das bedeutete, dass er begann, auch das letzte Drittel, einen runden Saal samt Ringanker, wieder aufzubauen.

Im vergangenen März begannen die Arbeiten an dem runden Dachstuhl, im Oktober stand der Saal wieder so, wie er vor dem Brand war. "Naja, fast so, wir haben natürlich den Boden abgeschliffen, die Decke mit weißem Gipskarton versehen und die Wände mit helleren Farben gestrichen," meint Otto Stallmann, "aber sonst ist der Saal originalgetreu."

Nun feierte Familie Stallmann die Wiedereröffnung. Ihren Helfern sind sie mehr als dankbar. "Schon weil sie es uns damals ermöglichten, gleich nach dem Brand unseren Brunch in Born zu veranstalten, und für die viele Hilfe beim Wiederaufbau."

Jetzt können Stallmanns ihren traditionellen Sonntagsbrunch wieder im eigenen Festsaal abhalten. Ob Otto Stallmann damals nicht auch ans Aufgeben gedacht hat? "Nein." Warum nicht? "Weil man das damals so gelernt hat, dass man nicht mittendrin einfach hinschmeißt", sagt er lächelnd. "Das ist alte Schule." Das traditionsreiche Ausflugsrestaurant ist schließlich seit über 100 Jahren im Familienbesitz. Der Viehhändler Carl Stallmann ersteigerte die Gasstätte 1898, seitdem wird sie von Generation zu Generation weitergereicht.