Nationalpark Die Buche ist Hoffnungsträger im Harz
Im Nationalpark Harz werden wieder bis zum Wintereinbruch rund 670.000 Buchen gepflanzt. Der Baum ist der neue Hoffnungsträger
Wernigerode (vs) l Die Natur darf sich in der Kernzone des Nationalparks Harz frei entfalten, sagt Friedhart Knolle. Der Pressesprecher: „Im Moment ist der natürliche Waldwandel vom ehemaligen Wirtschaftswald hin zum wilden Naturwald zu erleben.“
In den Hochlagen ist die Fichte von Natur aus heimisch, deshalb wird sie in diesen Gebieten auch weiter die Hauptbaumart bleiben. Neben jungen Fichten wachsen hier Laubbäume wie Eberesche, Bergahorn oder Weide. Knolle: „Sie kommen von allein, entwickeln sich gut und benötigen keine Pflanzungen.“
In tieferen Lagen schlagen in den ehemaligen Fichtenforsten vor allem verschiedene Laubbäume Wurzeln. Normalerweise würden hier vor allem Buchen wachsen, deren Rückkehr der Nationalpark mit Pflanzungen, vorrangig junger Bäume, unterstützt. Die Natur bekommt mit diesen Initialpflanzungen ein Werkzeug in die Hand und der „Reparaturprozess“ hin zu mehr natürlicher Entwicklung wird unterstützt – als „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Im Nationalpark Harz werden daher in diesen tieferen Lagen seit Jahren in erheblichem Umfang Pflanzungen zur Erreichung der Ziele nach Maßgabe der Gesetze und des Schutzgebiets vorgenommen. Der Parksprecher: „In der Naturentwicklungszone werden verschiedene Laubbaumarten, vorrangig Buchen, in ehemalige Reinbestände mit standortsfremden Fichten gepflanzt.“
Auf diesen Flächen gibt es zu wenige und teilweise über mehrere hundert Hektar hin keine alten Buchen, die als Samenbäume dienen könnten. Damit helfen die Pflanzungen den Vorgaben des Nationalparkgesetzes entsprechend der Steigerung der Naturnähe. Diese Bemühungen sind in den letzten Jahren aufgrund der zunehmenden Aktivitäten der Borkenkäfer nochmals verstärkt worden. Die Schwerpunkte bilden die Außengrenzen des Schutzgebietes, wo Wirtschaftsforst angrenzt.
Friedhart Knolle: „Insgesamt wurden auf diese Weise innerhalb der letzten zehn Jahre circa 4,3 Millionen Laubbäume in den Wäldern des Nationalparks gepflanzt, um die Waldentwicklung von Fichtenreinbeständen zu Mischwäldern zu forcieren.“
Daneben waren es in geringen Stückzahlen auch Bergahorn, Roterle, Weiden, Aspen und Birken. Die Anzahl von insgesamt etwa 670.000 gepflanzten Buchen (410.000 im sachsen-anhaltischen Teil) im Jahr 2018 spiegelt dabei die nochmals verstärkten Bemühungen wider. Knolle: „Eine weitere sehr kurzfristige Steigerung dieser Zahlen ist kaum möglich, da die Erhöhung der Produktion von der Saatgutverfügbarkeit und Baumschul- und Pflanzkapazitäten abhängig ist.“ Die Aktionen werden auf gleich hohem Niveau fortgesetzt.
Wo wird gepflanzt? Sind es Aufforstungen? Unter Wiederaufforstung werden Vorhaben zur Pflanzung, zur Nachbesserung, zur Pflege und zum Schutz der Kulturen verstanden. Als Wiederaufforstung gilt auch eine durch forstliche Projekte herbeigeführte oder sich spontan einstellende Verjüngung, wenn diese geeignet ist, eine sachgerechte Verjüngung im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung sicherzustellen. In diesem Sinne „forstet“ der Nationalpark nicht auf, sondern er setzt Pflanzungen dort, wo das geboten ist. Das geschieht laut Parksprecher in der Naturentwicklungszone. In ihr befinden sich Flächen, die sich in der Folge von schonenden Waldentwicklungsprojekten unbeeinflusst zu Naturdynamikzonen weiterentwickeln können. Der Anteil dieser Zone an der Nationalparkfläche beträgt derzeit 38,5 Prozent.
Friedhart Knolle: „Die Naturdynamikzone enthält Flächen, die sich bereits in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden.“ International werden diese wertvollen Gebiete in der Regel als „Kernzonen“ bezeichnet. Ihr Anteil am Nationalpark Harz umfasst derzeit 60,3 Prozent – hier finden keine waldbaulichen Eingriffe mehr statt. Dennoch werden in einem Randbereich zu benachbarten Waldgebieten zum Schutz der hier befindlichen Wirtschaftswälder die Borkenkäfer bekämpft – auch angesichts der aktuellen Klimaentwicklung örtlich eine wichtige Konsequenz.
Der Sprecher: „Als Nutzungszonen sind kulturhistorisch wertvolle Flächen wie Bergwiesen, Bergheiden und Schwermetallrasen sowie die touristischen Erholungsbereiche ausgewiesen.“ Hier werden auch langfristig auf weniger als ein Prozent der Nationalparkfläche Pflegeprojekte wie die Mahd von Wiesen umgesetzt. 0,5 Prozent des Schutzgebietes besteht aus Wasserflächen. Die internationalen Naturschutzregeln legen fest, dass Entwicklungsnationalparke nach circa 30 Jahren auf mindestens 75 Prozent der Fläche die natürliche Genese der Ökosysteme gewährleisten sollen. Friedhart Knolle: „Hier finden dann keine Pflegearbeiten und Nutzungen mehr statt – ganz im Sinne der Nationalpark-Leitlinie ‚Natur Natur sein lassen‘.“