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Grundschule Diesterweg-Schule auf der Kippe

Die Schule in der Sargstedter Siedlung könnte geschlossen werden. Rathaus und Stadträte sind uneins über deren Zukunft

Von Jörg Endries 03.04.2016, 01:01

Halberstadt l Das Schicksal der Diesterweg-Grundschule soll sich Ende April nach einem nervenaufreibenden, über zehnjährigen Tauziehen zwischen Stadt und Siedlern entscheiden. Wird die Schule saniert oder geschlossen? Die Stadtverwaltung hat eine Analyse der sechs Grundschul-Standorte erarbeitet. Sie setzt laut Volksstimme-Informationen auf den Fortbestand aller Grundschulen. Die eingesetzte Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Stadtratsfraktionen, auf nur fünf. In der Sargstedter Siedlungen nährt das Ängste, dass die Diesterweg-Grundschule aufgrund des Investitionsstaus geschlossen wird.

„Das Ergebnis ist haarsträubend. Die Verwaltung sagt, wir benötigen sechs Grundschulen. Die Mehrheit der in der Arbeitsgruppe vertretenen Abgeordneten hingegen sieht nur für fünf Schulen eine Zukunft“, schlägt Dieter Krone Alarm, der Vorsitzende des Fördervereins von Diesterwegschule und Sargstedter Siedlung. Diese Informationen habe er aus einer sehr sicheren Quelle aus der Verwaltungsspitze. Er befürchtet nun das Aus für die Diesterweg-Grundschule.

Auf die Volksstimme-Frage an Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke), ob Verwaltung und Stadtratsfraktionen unterschiedliche Auffassungen über die Zahl der Grundschulen in der Kreisstadt hätten, gab es aus dem Rathaus keine direkte Antwort. Unbeantwortet ließ der OB die Frage, ob er persönlich eine realistische Chance für den Fortbestand der Diesterweg-Grundschule sieht.

Im Auftrag von Andreas Henke informiert Rathaus-Sprecherin Ute Huch: „Ja, die Arbeitsgruppe hat am 21. März getagt und ist zu einer mehrheitlichen Empfehlung hinsichtlich der Zukunft der Grundschulstandorte in Halberstadt gekommen. Diese Empfehlung wird in eine Beschlussvorlage eingehen, die, dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) entsprechend, an sechs Grundschulstandorten festhalten wird. Der Stadtrat hat darüber in seiner Sitzung am 28. April zu befinden“, so Ute Huch.

Ob die Ratsfraktionen für fünf oder sechs Schulen plädieren, und damit dem ISEK folgen oder nicht, wird in der Antwort nicht klargestellt. Gerade diese Empfehlung der Fraktionen ist aber für die Zukunft der Diesterweg-Grundschule ausschlaggebend. Denn nicht die Stadtverwaltung entscheidet über den Fortbestand, sondern der Stadtrat.

Deutliche Worte gegenüber der Volksstimme findet Stadtrat Peter Köpke (SPD), Fraktionsvorsitzender SPD/Bündnis 90/Die Grünen, der die Aussage von Dieter Krone bekräftigt. „Ich kann bestätigen, dass die Arbeitsgruppe den Erhalt von fünf Grundschulen empfiehlt und damit nicht der Stadtverwaltung folgt.“ Dem schließt sich CDU-Fraktionsvorsitzender Daniel Szarata an. „Ich möchte es deutlicher als der OB sagen. Die AG hat für fünf Grundschulstandorte gestimmt.“

Das über 60 Jahre alte Gebäude der Diesterwegschule ist der erste Schulneubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Halberstadt gewesen. Über Jahrzehnte ist das unter Denkmalschutz stehende Haus stiefmütterlich behandelt worden. „Obwohl die Siedlung mit über 3000 Einwohnern ein junger und wachsender Stadtteil ist“, so Dieter Krone. Für das neue Eigenheimbaugebiet seien die Eltern sogar mit dem Versprechen, dass es eine Grundschule gibt, geködert worden. Investitionen zur Sicherung der Bausubstanz gab es nie – auch nicht nach der Wiedervereinigung. Das rächt sich. Sanierung oder Teilneubau würden etwa sechs Millionen Euro kosten.

Ein Beschluss des Stadtrates zum Erhalt der Diesterweg-Grundschule blieb bisher ein Papiertiger. Für Dieter Krone und viele Siedler hat diese „Hinhaltetaktik nichts mit verlässlicher Kommunalpolitik zu tun“.