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Neueröffnung Ein Lädchen im zweitkleinsten Osterwiecker Ort

Warum Christin Fuhrmann in Suderode ein Geschäft am Gartenzaun eröffnet hat. Ihre Mutter hatte früher die Einwohner mit Lebensmitteln und Post versorgt.

Von Mario Heinicke 30.06.2024, 14:00
Christin Fuhrmann vor ihrem Gutshoflädchen am Straßenrand in Suderode.
Christin Fuhrmann vor ihrem Gutshoflädchen am Straßenrand in Suderode. Foto: Mario Heinicke

Suderode. - Keine 90 Einwohner mehr zählt das Dörfchen Suderode. Doch dort gibt es seit wenigen Tagen einen kleinen Laden – das Gutshoflädchen. Betrieben von Christin Fuhrmann.

Es ist kein Dorfladen oder Tante-Emma-Laden, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, sondern quasi ein Schrank. Daraus kann sich täglich zwischen 8 und 20 Uhr jeder nehmen, was er möchte. Gegen Barzahlung in einer fest installierten Kassette natürlich. Dass dabei alles korrekt zugeht, darüber wacht eine fest installierte Kamera.

Lebensmittel bekommt der Kunde hier nicht, sondern künstlerische Dinge, Gestricktes und Gehäkeltes. Geschenkartikel also.

Das Gutshoflädchen liegt zwar an der Hauptstraße durch den Ort, Suderode selbst befindet sich aber abseits überregionaler Straßen. Was für Christin Fuhrmann kein Problem darstellt. „Hier kommen viele Radler vorbei, es besuchen auch viele unseren Gutspark“, berichtet sie. Und nach Suderode kommen Hochzeitsgesellschaften, denn hier in der Kirche befindet sich eines der Osterwiecker Standesämter.

Früher gab’s hier den Konsum

Um das große Geschäft geht es der Inhaberin überhaupt nicht. Ihr Brot verdient die 40-Jährige als Patentanwaltsfachangestellte. Sie ist gern kreativ tätig, hat immer wieder Ideen für künstlerische Dinge. Die alle selbst umzusetzen, fehlt es der zweifachen Mutter an Zeit, aber ihre Mutter Veronika Bachmann begeistert sich seit jungen Jahren für Handarbeiten wie Stricken und Häkeln – und steuert so das Gros der Artikel im Gutshoflädchen bei. Von Socken, dem ausgestopften Fuchs und Huhn, Wandbehängen bis zur Babydecke. Vor Jahren beteiligte sich die heutige Rentnerin sogar an kleinen Kunsthandwerksmärkten im Umland.

„Es ist der Spaß an der Freude. Und meine Mutter freut sich, wenn jemand ihre Sachen schön findet und kauft“, unterstreicht Christin Fuhrmann.

Dass sich das Lädchen nun genau vor dem Gartenzaun ihrer Mutter befindet, damit schließt sich nun ein Kreis. Denn Veronika Bachmann führte zu DDR-Zeiten hier in ihrem Wohnhaus den Dorfkonsum und die Poststelle. Mit dem Bau des Osterwiecker Einkaufszentrums 1992 war dann aber Schluss gewesen.

Nicht nur die Mutter, auch Christin Fuhrmanns Tochter Hayley und Ehemann Robert sind mit in das Gutshoflädchen eingespannt. Die Tochter kümmert sich dabei ums Marketing in sozialen Medien.

Eröffnung ohne Brimborium

Das Geschäft ist übrigens keine Laune und auch nicht aus dem Handgelenk geschüttelt. Bei Radtouren ins Umland hatte Christin Fuhrmann an einigen Orten ähnliche Verkaufseinrichtungen entdeckt. Besonders angetan war sie von der „Grünen Berta“ in Achim bei Hornburg. Dort vertreibt ein Bauernhof seine Erzeugnisse. „Lebensmittel wären aber mit zu hohen Auflagen verbunden“, brachte sie in Erfahrung.

Rat holte sie sich schließlich bei einer Kunsthandwerkerin in Darlingerode. Eine Steuerberaterin wurde konsultiert, bevor sie in der Stadtverwaltung ein Kleingewerbe anmeldete. „Alles komplikationslos“, wie sie erfreut feststellt. Nachdem der Schrank aufgebaut und frisch gestrichen war, erfolgte auch sogleich die Eröffnung. Ohne Brimborium. Aber bereits mit ersten Verkäufen. Daheim hat Christin Fuhrmann einen weiteren Schrank, wo schon der Nachschub bereitliegt, damit das Gutshoflädchen immer gut gefüllt bleibt.

Große Investitionen hatte die Inhaberin nicht. Außer dem Schrank noch ein Plotter, mit dem sie Tassen und Stoffbeutel bedrucken kann. „Eigentlich hatte ich im Schrank noch ein Büchertauschangebot vor, aber dafür war dann nicht mehr genug Platz.“ Sie ist nun gespannt, wie sich das Geschäft im nach Sonnenburg zweitkleinsten Ort der Stadt Osterwieck entwickelt.