Proteste von Eltern und Förderverein der Diesterweg-Grundschule Enttäuschung pur nach dem Ratsvotum
Maßlos enttäuscht sind Kinder, Eltern, Lehrer, Erzieher und Fördervereinsmitglieder der Diesterwegschule. Der Stadtrat lehnte es ab, Geld für die Sanierung der Schule bereitzustellen. Viele fragen sich, wie es nun weitergehen soll. Neben der Schule ist auch die Kindertagesstätte in der Sargstedter Siedlung betroffen.
Halberstadt l "Verloren haben am Donnerstag zuallererst die Kinder, aber auch das Ansehen und die Vertrauenswürdigkeit vieler Kommunalpolitiker", sagt Enrico Schröder. Der Vorsitzende des Fördervereins der Diesterweg-Grundschule hat sich nach dem Nein des Rates ebenso zu Wort gemeldet wie Yvonne Belger, Burga Hotopp oder Harald Bohm. Sie alle verstehen nicht, wieso der Rat plötzlich zu einem Vorhaben Nein sagt, das im Vorjahr noch befürwortet wurde - in Kenntnis der geschätzten Kosten von rund 4,8 Millionen Euro.
"Seit 20 Jahren schiebt der Stadtrat nun schon die Sanierung der Schule vor sich her, andere Investitionen wurden immer vorgezogen", sagt Schröder. "Jetzt, wo der Zustand der Schule an der Grenze der Nutzbarkeit angekommen ist, finden die Stadträte heraus, dass die finanzielle Situation der Stadt so schlimm ist, dass sie weiteren Investitionen nicht zustimmen können?" Bedauernd sagt Schröder weiter, dass es auch keinen Alternativvorschlag gab. "Man hätte ja auch erstmal mit der Sanierung des Daches anfangen oder zunächst einen Flügel des Gebäudes in Ordnung bringen können."
"Mit Entsetzen haben wir zur Kenntnis genommen, dass sich ein großer Teil der Stadträte offenbar nicht mehr an den gültigen Objektbeschluss zur Sanierung gebunden fühlt und gegen die Freigabe der Finanzen gestimmt hat", schreibt Burga Hotopp in einem Brief an die Redaktion. Als Grund werde die klamme Stadtkasse angegeben - doch schon vor einem Jahr war die Stadt klamm und inzwischen wurden 40 000 Euro für die Ausschreibung ausgegeben. Burga Hotopp weist daraufhin, dass es nicht nur um die Schule geht. Schon jetzt nutze die Kindertagesstätte "Bummi" wegen Platzmangels Teile des Schulgebäudes, der Brandschutz habe einem provisorischen zweiten Rettungsweg nur zugestimmt, weil klar war, die Kita zieht um. Die Stadt zahle für die Notlösung seit Jahren Miete. Mit der Lösung, die Schule so herzurichten, dass auch die Kita komplett mit auf das Gelände umzieht, würde sich die Stadt die Sanierungskosten bei der Kita sparen und auch bei den Unterhaltungskosten deutlich weniger zahlen müssen.
"Wir wollten endlich Taten sehen", sagt Yvonne Belger, "deshalb waren wir zur Ratssitzung gegangen. Leider sind wir auch diesmal bitter enttäuscht worden." Für die Siedler sehe es so aus, als hätten die Räte schon vor einem Jahr gewusst, dass sie diese Sanierungsgelder niemals fließen lassen, getreu dem Motto "Abwarten, dann erledigt sich alles von ganz allein". "Noch lassen die baulichen Mängel der Schule eine Nutzung zu, aber wir dürfen unsere Kinder, die trotz des schlechten Zustands gern in ihre Schule gehen, keiner Gefahr aussetzen", sagt die Halberstädterin. Man wolle keine goldenen Wasserhähne, sondern nur eine Schule und Kita, in der es möglich ist, ohne Gefahr unterrichtet zu werden.
Der Beschluss lässt zurzeit keine weitere Planungsaufträge zu, um vielleicht eine kostengünstigere Sanierungsvariante zu finden. Wie es nun weitergehen soll, diese Frage beschäftigt auch die Stadtverwaltung. "Wir suchen nach einer Lösung und werden bei der Dienstberatung am Mittwoch überlegen, wie es weitergehen kann", sagte Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke).