Großbrand Feuer wütet im Schachmuseum
Feuer im Schachmuseum Ströbeck. Die Feuerwehr kann viele der Sammlungsobjekte retten. Der Schaden ist dennoch zurzeit kaum zu überblicken.
Schachdorf Ströbeck l Die Ströbecker waren schnell. Zwei Minuten nach Eingang der Alarmierung um 10.25 Uhr waren Kameraden der freiwilligen Feuerwehr vor Ort, nur wenig später rückten auch die Kameraden aus Athenstedt, Aspenstedt, Halberstadt und Langenstein auf dem Platz zum Schachspiel an. Die rund 50 Feuerwehrleute wurden vom Einsatzleiter mit unterschiedlichen Aufgaben betraut, wie Feuerwehrsprecher Chris Buchold berichtete. Während eine Truppe die Wasserversorgung aufbaute, gingen drei Trupps unter Atemschutz sofort von mehreren Seiten an die Löscharbeiten, da das Feuer sich rasend schnell zum Vollbrand entwickelt hatte. Eine Gruppe widmete sich wenig später der Sicherung der Kulturgüter.
Die Objekte aus dem Museum zu bergen, dauerte bis in die frühen Nachmittagsstunden, dann beschlagnahmte die Polizei den Brandort. Ein spezialisierter Kriminaltechniker nahm am Nachmittag seine Arbeit zur Ursachenermittlung auf und wird diese Arbeit am heutigen Tage fortsetzen, informierte Reviersprecher Uwe Becker.
Einige der Objekte konnten deshalb noch nicht aus dem teilweise stark in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude geholt werden. Auch die Trocknung des Sandsteinkellers muss warten, bis die Polizei den Brandort wieder freigibt. Dann werden auch die Schadensgutachter der Versicherungen ihre Arbeit aufnehmen. Gestern waren bereits Versicherungsvertreter vor Ort, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die Schadenssumme dürfte immens sein, sagte Jörg Wolansky, Leiter der Hochbauabteilung der Stadt. Neue Fenster, neue Decken und Fußböden, die Reinigung der Sammlungsobjekte, das könnte sich rasch auf eine halbe Million Euro summieren.
Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Städtischen Museums Halberstadt waren schnell zur Stelle, mussten doch Vitrinen aufgeschlossen werden, um die Sammlungsbestände zu sichern. Zwar konnte die Feuerwehr das Übergreifen der Flammen auf das Inventar in der obersten Etage verhindern, weil sie das Dach öffneten, um Hitze und Rauch abziehen zu lassen, in Mitleidenschaft gezogen wurden dennoch viele Objekte.
„Aufgrund der großen Hitze sind Vitrinen geborsten, einige Objekte aus Kunststoff geschmolzen, zum Beispiel das 3-D-Schachspiel. Wie schlimm die Schäden durch das Löschwasser und den Ruß sind, kann ich derzeit noch nicht überblicken“, berichtete am Nachmittag Antje Gornig, Leiterin des Städtischen Museums, zu dem das Schachmuseum gehört. Dessen langjährige Leiterin Kathrin Baltzer war trotz Krankenstands am Vormittag aus Wernigerode nach Ströbeck gekommen, um die Bergung der Sammlung zu koordinieren. Dazu gehören allein mehr als 400 Schachspiele, zahlreiche Bücher und andere Dokumente.
Baltzer saß der Schreck über die Ereignisse genauso sichtlich in den Knochen wie Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD/Wählervereinigung BISS). „Das ist ein herber Schlag für unsere Schachtradition“, sagte Müller, „das Museum ist unsere Schatzkiste.“ So sei alles, was man über das seltene Kurierschach wisse, dem Museum zu verdanken. Müller bedauerte zudem den Verlust der Sportvereinsfahne aus dem 19. Jahrhundert. Neben der Technik im Medienraum des Museums sind auch zwei Siegerbretter aus dem 19. Jahrhundert verbrannt.
Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) bedauerte den „schweren Schlag für unser einzigartiges Schachmuseum im Schachdorf Ströbeck“ und „für unser potenzielles immaterielles Weltkulturerbe“.
Dass das große Fachwerkgebäude nicht abbrannte, sei allein dem schnellen und umsichtigen Agieren der Feuerwehr zu verdanken, sagten Museumsleiterinnen, Ortsbürgermeister und Oberbürgermeister unisono. Ausgelöst wurde der Brand vermutlich durch Reparaturarbeiten am Dach des Anbaus.