Kritik an neuen Funkgeräten für den bundesweiten Digitalfunk reißt nicht ab - SPD-Landespolitiker suchen nach Lösungswegen Feuerwehr Haldensleben legt den Finger weiter in die Wunde
Haldensleben l Als "unglücklich konstruiert", bezeichnete SPD-Landtagsabgeordnete Rita Mittendorf bei einem Treffen mit Haldensleber Feuerwehrleuten im Gerätehaus der Kreisstadt die neuen Funkgeräte für den Digitalfunk. Damit bestätigt sie die Haltung der Feuerwehren, von denen in der vergangenen Woche massive Kritik an den Akkus und am Land öffentlich bekannt geworden ist. Das Land hatte die Geräte zentral geordert und an die Wehren verteilt.
Auch Parteikollege Rüdiger Erben, der mit dem Digitalfunk noch vor einigen Jahren als Staatssekretär in Sachsen-Anhalts Innenministerium befasst war und nun als Landtagsabgeordneter im Innenausschuss tätig ist, räumte bei dem Treffen ein, dass die Handhabung mit den Akkus schwierig sein könnte. "Ich gebe zu, davon habe ich durch die Feuerwehr Haldensleben zum ersten Mal gehört", sagte er gegenüber Haldenslebens Wehrleiter Frank Juhl.
Dreh- und Angelpunkt der Kritik, die auch aus dem gesamten Kreis laut wird, ist, dass der Akku für die Geräte separat vom Funkgerät geladen werden muss. "Unsere Kameraden müssen schnell von Zuhause kommen, sich umziehen und dann sehe ich schon, was losgeht, wenn noch Funkgeräte zusammengebaut werden müssen", erklärt Juhl den SPD-Politikern. Bei einem Einsatz müssten sich die Wehrleute in den Löschfahrzeugen teilweise auf engstem Raum umziehen und in kurzer Zeit noch die Funkgeräte startklar machen - ohne Akku oder SIM-Karte zu verlieren. Dann wäre der Funk gefährdet, warnt er. Frank Alvermann, als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Ohrekreis bei dem Treffen, kritisierte: "Es ist das billigste vom Billigsten. Es gab durchaus Geräte mit integriertem Akku, aber sie sind nicht beschafft worden." Beide Seiten einigten sich darauf, bei dem Kauf von Ersatz-Akkus gemeinsame Wege anzustreben.
Die Idee: Ein Zweit-Akku könnte Abhilfe schaffen, weil die Geräte erstmal zusammengebaut bleiben und nur bei Bedarf mit neuem Akku für den Einsatz bestückt werden müssten. Erben bot an, sich dafür einzusetzen, dass im Land die Fäden zusammenlaufen könnten - damit gesammelt günstiger bestellt werden kann. Deutlich wies er die Kritik zurück, dass man sich beim Kauf der Geräte nicht informiert hätte. "Da will ich eine Lanze für diejenigen brechen, die das vorbereitet haben."
Der SPD-Mann wies zudem auf den Qualitätssprung mit dem Digitalfunk insgesamt hin, wenn der analoge Funk spätestens im Jahr 2017 abgeschaltet wird. Darin war er sich mit den Feuerwehrvertretern einig.
Insgesamt habe das Land mühsam 16 Millionen Euro für die Funkgeräte aufgebracht, und nun höre er aus den Wehren des Landes: "Das hätten wir schicker haben können." Erben wolle das deshalb nicht kleinreden. Aber man könne nur eine Lehre ziehen: "Eine zentrale Beschaffung ist nicht sinnvoll." Zu verschieden seien die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen Wehren im Land. Hätte jeder für sich die Geräte kaufen müssen, wäre es aber für die Gemeindehaushalte "wesentlich teurer geworden", gab er zu bedenken. Frank Alvermann warnte: "Und das überrollt uns jetzt. Den Bürgermeistern muss für die Zukunft klar sein, dass sie für die Beschaffung neuer Geräte mehr ausgeben müssen als für den Standard vom Land."