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Wasserschaden Fünf Tage auf dem Trockenen

Nach einem Schaden ist der Haupthahn in einem Halberstädter Wohnhaus abgestellt worden. Fünf Tage lang hatten die Mieter kein Wasser.

Von Sandra Reulecke 29.11.2017, 00:01

Halberstadt l Zum Duschen, zum Waschen, zum Kochen, für die morgendliche Tasse Kaffee – wie oft man am Tag Wasser braucht, wird einem wahrscheinlich erst dann richtig bewusst, wenn keines da ist. So ist es Mietern eines Mehrparteienhauses in Halberstadt ergangen. Vorsorglich wurde in dem Gebäude in der OdF-Straße der Haupthahn nach einem Wasserschaden zugedreht – und blieb tagelang dicht. Weil Mieter nicht aufzufinden waren.

„Hilfe! Wasser gesucht!“, mit diesen Worten wendete sich einer der Betroffenen, Andreas Gottschalt, schließlich via Facebook an die Öffentlichkeit. Online erläuterte er die Situation der acht Mietparteien, bat um Wasserspenden und um die Hilfe der Volksstimme.

„Ich bin nicht geduscht und putzen geht gerade auch nicht wirklich“, sagt der Halberstädter lachend, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnet. Seinen Humor hat er trotz fünf wasserloser Tage nicht verloren.

Wie Andreas Gottschalt berichtet, war er es, der vergangene Woche in der Nacht zum Donnerstag den Wasserschaden feststellte. „Ich lag im Bett und hörte es tropfen“, so der 33-Jährige. Ursache des Geräuschs: eine Pfütze an der Schlafzim­merdecke.

Der benachrichtigte Sanitär-Notdienst drehte gegen 1.30 Uhr den Haupthahn zu. So kam zwar kein Wasser mehr aus der Decke, aber eben auch nicht aus der Leitung – aus Sicht der Mieter das größere Übel.

Obwohl am nächsten Morgen Mitarbeiter der Heizung- und Sanitärfirma, die normalerweise das Haus betreut, vor Ort waren, konnte zum Unverständnis der Bewohner der Haupthahn nicht einfach wieder aufgedreht werden.

Das sei nur möglich, wenn alle Mieter vor Ort sind oder schriftlich versichern, dass die Wasserhähne in ihrer Wohnung geschlossen sind, erläutert der Chef der Firma. Die Gefahr, dass wegen eines geöffneten Hahns in einer leeren Wohnung erneut ein Schaden entsteht, sei zu groß gewesen. „Es haben immer Mieter gefehlt“, berichtet er. Schreiben an jeden Bewohner und Aushängen im Flur zum Trotz. „Wir haben uns bei der Polizei und bei einem Schlüsseldienst erkundigt, was man machen kann.“ Jedoch sei es weder der Sanitärfirma noch dem Immobilienverwalter erlaubt, Wohnungen zu öffnen, um Hähne zu kontrollieren. „Auf dem Trockenen zu sitzen, ist keine Gefahr im Verzug.“

Den Vorwurf, nichts oder zu wenig für die Mieter getan zu haben, will Igor Kijan nicht auf sich sitzen lassen. Er ist Gesellschafter der ABITA Immobilienmanagement GmbH, die als Verwalter des Gebäudes eingesetzt ist. „Wir haben alles versucht, die Mieter zu erreichen.“ Doch von einigen, die wegen des abgestellten Wassers vorübergehend zum Beispiel zu Freunden gezogen sind, sei der Aufenthaltsort und die aktuelle Telefonnummer nicht bekannt, sie konnten nicht erreicht werden.

Auch der Verwalter habe sich rechtlich beraten lassen, was er in diesem Fall tun könne. Zudem habe er den Hauseigentümer, der in den alten Bundesländern lebt, kontaktiert.

Erst am Dienstagmorgen fruchteten die Bemühungen aller Beteiligten: Alle Mieter waren anwesend, das Wasser wurde wieder angestellt. Nun geht es darum, den Wasserschaden zu beheben und dessen Ursache zu finden, so Kijan.

Dass diese Arbeiten schnell vorangehen, bezweifeln die Bewohner des Hauses. Auf den ersten Blick gepflegt wirkend, gebe es Mängel an dem Gebäude, die seit Jahren nicht behoben werden – zum Beispiel an Balkonen und Lichtschaltern. Das Problem sei, dass zum Jahresbeginn ein Eigentümerwechsel stattfindet, wie der Verwalter bestätigt.

Die Tage ohne Wasser haben den Frust der Bewohner gesteigert. „Das war untragbar“, sagt Michael Trenker sichtlich erbost. Zumindest Dixi-Toiletten und Wassertanks habe er sich zur Überbrückung vom Vermieter gewünscht. „Unser Sohn ist in der Zeit zu Freunden gezogen.“ Trenker wurde von Freunden und Nachbarn mit Wasser versorgt und hat zeitweise in einer Pension übernachtet. „Die Kosten werde ich von der Miete abziehen“, kündigt er an. Andreas Gottschalt – als Betreuer, Integrationshelfer und Medienpädagoge tätig – hat ebenfalls vor, die Miete zu kürzen. „Ich habe auch in einer Pension geschlafen und musste an mehreren Tagen von zu Hause aus arbeiten.“