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Tourismus Gartenlust weckt Lust auf mehr

Ballenstedt will den Tourismus ausbauen. Die Kommune peilt eine Millioneninvestition im Schlosspark an. Dorthin lockte jetzt die Gartenlust.

Von Dennis Lotzmann 13.06.2017, 07:03

Ballenstedt l Zweite Auflage, 3100 – und damit 500 mehr als bei der Premiere – zahlende Gäste und tolle Stimmung mit zufriedenen Gästen: Ballenstedts Bürgermeister Michael Knoppik (CDU) hat nach der Gartenlust-Veranstaltung am Wochenende eine rundum positive Bilanz gezogen: „Wir sind auf einem guten Weg und haben es erneut geschafft, uns und die Schönheiten unserer Stadt zu präsentieren.“ Dafür spreche allein die – trotz zahlreicher weiterer Veranstaltungen im Umfeld – steigende Besucherzahl.

Die Ballenstedter Gartenlust hat als Messe für Gartenfreunde und als grüner Pflanzenmarkt im vorigen Jahr ihre Premiere gehabt. Vor Jahresfrist war auch die damals noch laufende Bewerbung der Kommune als Ausrichter für die Landesgartenschau (Laga) im Jahr 2022 ein Ansatzpunkt, um so den Schlosspark näher ins Blickfeld zu rücken. Zwar ist der Zuschlag als Laga-Ausrichter mittlerweile an die Stadt Bad Dürrenberg (Saalekreis) gegangen. Ballenstedt will jedoch, wie von Anfang an betont, die Gartenlust unabhängig von Laga-Bewerbung und -Zuschlag als Veranstaltung langfristig etablieren.

Deshalb gab es in diesem Jahr erstmals ein abendliches Konzert, dessen Gestaltung beim Chor des Wolterstorff-Gymnasiums unter der Leitung von Bettina Sarapatta lag. „500 Gäste rund um das Lindwurm-Wasserspiel – das war schon ein imposantes Bild“, so Knoppik. Eines, das das Anliegen von Gartenlust – sich als Treffpunkt und Messe für Gartenfreunde zu etablieren – angenehm ergänzt habe.

Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr das Motto „Alte Obstsorten neu entdecken“. Eigens dafür hatte Pflanzenzüchterin Maya Behrens, die in Quedlinburg den Mathildengarten betreibt, einen alten Maulbeerbaum in den Fokus gerückt. Von einem Baum, der im Ballenstedter Ortsteil Badeborn im Garten von Hartmut Rienäcker steht, züchtete sie zusammen mit Gartenbau Hoffmann aus Nachterstedt und den Mitteldeutschen Baumschulen in Reinstedt (Stadt Falkenstein/Harz) Jungpflanzen. Diese gingen bei Gartenlust weg wie geschnitten Brot – 35 Exemplare fanden so neue Besitzer.

Ein weiteres konnte die Enkelin des früheren namhaften Baumzüchters Wilhelm Teickner in Empfang nehmen. Wilhelm Teickner hatte einst in Gernrode eine Baumschule und setzte sich 1921 mit der Züchtung der Gernröder „Schwarzen Herzkirsche“ ein Denkmal. Nun – fast 100 Jahre später – setzte ihn die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt, mit der Taufe des ersten nachgezüchteten Maulbeerbaums auf den Namen „Andenken an Wilhelm Teickner“ ein weiteres. Und dieser Täufling ging anschließend an Teickners Enkelin Anke Hansen.

Anke Hansen, die ursprünglich aus Gernrode stammt, hatte von Verwandten von der Ballenstedter Gartenlust erfahren und war eigens deshalb aus Merseburg angereist. „Mir den Täufling zu überlassen, war eine nette Geste, die mich riesig gefreut hat“, so die frühere Amtsleiterin im städtischen Grünflächenamt der Saalestadt. Der Baum werde nun einen Ehrenplatz in ihrem Garten bekommen.

Die Gartenlust-Messe hat die Merseburgerin als „richtig gut gelungene Veranstaltung“ in Erinnerung. „Toll gemacht, kann und sollte das jetzt weiter wachsen.“

Genau darauf setzen Maya Behrens als Initiatorin und Bürgermeister Michael Knoppik. „Wir möchten, dass das weiter wächst und als feste Größe etabliert werden kann.“ Dafür, so Knoppik weiter, biete der Schlosspark ideale Rahmenbedingungen.

Nicht nur vor diesem Hintergrund will die Stadt die Attraktivität des Parks weiter erhöhen. Der Stadtrat hat Knoppik vor wenigen Tagen einmütig grünes Licht gegeben, einen Fördermittelantrag über insgesamt 3,5 Millionen Euro zu stellen, um die touristische Infrastruktur im Schlosspark zu sanieren und auszubauen.

Angepeilt wird dabei ein vom Wirtschaftsministerium aufgelegtes Programm zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur. Vorhaben im touristischen Bereich können dabei mit bis zu 90 Prozent gefördert werden. Letztlich, so Knoppik, müssten die Dämme der beiden Teiche saniert, Brücken erneuert und das Wasserhaltungssystem optimiert werden.

Jene Sanierungspläne und die damit verbundene Verbesserung der touristischen Zugkraft der alten Residenzstadt hängen wiederum mit den Plänen zur Erweiterung der Tourist-Information zusammen. Die Stadt will in einen früheren Drogeriemarkt ziehen, um Expansionspläne und mehr regionale Angebote zu ermöglichen (siehe Hintergrund-Beitrag).

Letztlich, betont das Stadtoberhaupt, hingen alle Projekte direkt zusammen. Seine persönliche Bilanz für die zweite Auflage der Gartenlust falle klar aus: „Auf einer Skala zwischen null und zehn waren wir irgendwo bei acht. Das ist für die zweite Auflage, finde ich, beachtlich, lässt aber auch noch Luft nach oben.“