Altstadt-Sanierung Grudenberg 7 in Halberstadt vor Verfall gerettet
Ressourcenschonend, mit alten Handwerkstechniken und mithilfe von Schülern sowie Studenten aus aller Welt sichert das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg den Grudenberg 7 in Halberstadt. Das 1697 errichtete Haus war stark verfallen.
Halberstadt - Das vielfältige Engagement in Halberstadt, kostbare Fachwerkhäuser vor dem Verfall zu retten, hat sich weit über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Vor allem die Projekte des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg in der Kreisstadt, Gebäude mit alten Handwerkstechniken, ressourcenschonend und unter Einbindung von Schülern und im Rahmen internationaler Seminare mit Studenten aus der ganzen Welt zu retten, sorgen für großes Interesse. Derzeit steht die aufwendige Rettung des Grudenberg 7 im Mittelpunkt. Kürzlich weilte Frank Oesterhelweg (CDU), Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages, in Halberstadt.
Gemeinsam mit Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU) traf sich Frank Oesterhelweg mit Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg, und weiteren Mitarbeitern des Fachwerkzentrums zum Vorort-Termin im barocken Fachwerkhaus, das aus dem Jahr 1697 stammt. Im Mittelpunkt standen die umfangreichen Arbeiten von der Gebäudesicherung über die Schwammbekämpfung bis zur Innenraumgestaltung. Das Konzept ist, das Gebäude zu sichern und soweit zu sanieren (Rohbau), dass die wertvolle Bausubstanz erhalten wird und eine spätere Vermarktung möglich ist. In Absprache mit dem Eigentümer Otto Plettner, einem Mexikaner mit deutschen Wurzeln, wurde dafür im Rahmen des Städtebauförderprogamms „Stadtumbau Ost“ Geld beantragt und bewilligt - insgesamt 581 000 Euro.
Erst vor Kurzem ist das Baugerüst vor der imposanten Fassade des Grudenberg 7 gefallen. Die Halberstädter Altstadt ist um eine sanierte Fachwerkfassade reicher. Das Haus hat sein Gesicht zurückbekommen, das in den vergangenen Jahrzehnten stark verfallen war. Claudia Hennrich informierte über die Arbeiten der zurückliegenden Monate.
„Die Fundamente des Hauses sind unter anderem von einer Fachfirma saniert worden. Außerdem wurden das Fachwerk ertüchtigt, die Gefache neu ausgemauert beziehungsweise restauriert und die komplette Fassade gestrichen.“ Alle Fenster wurden restauriert, genauso wie eine Wendeltreppe aus dem 17. Jahrhundert. Dazu gehört auch die Eingangstür, die ebenfalls über 300 Jahre alt ist. Derzeit arbeiten Steinmetze und Zimmerleute im Seitenflügel des Hauses am Fundamentsockel und Fachwerk, berichtete Claudia Hennrich.
„Die Stadt Halberstadt lebt und atmet. Der Grudenberg 7 ist ein wunderbares Zeugnis dafür, dass mit Beharrlichkeit und viel Engagement wieder ein weiterer Stern in der Altstadt leuchten wird. Vielleicht wird das imposante Gebäude unterhalb des Dombergs wie das Fachwerkhaus 'Zur Sonne' demnächst zum schönsten Haus in Sachsen-Anhalt gewählt“, sagte Oberbürgermeister Daniel Szarata. Verdient hätten es alle Beteiligte, denen er für Ihren Einsatz dankte. Auch den jungen Mitarbeitern des Deutschen Fachwerkzentrums, dass mit seinem Konzept den Gedanken der Völkerverständigung vorbildlich umsetzte.
Frank Oesterhelweg stellte fest, „dass dieses sehr beeindruckende Projekt aktuell in Niedersachsen so nicht möglich ist“. Er wünscht sich von seinem Bundesland eine „Beteiligung am Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V., denn der Erhalt historischer Bauten ist letztendlich Tourismusförderung und ein Wirtschaftsfaktor für die Region“.
Mitte Juli beteiligen sich erneut Schüler aus Halberstadt sowie Studenten im Rahmen eines Seminars an den Arbeiten zur Sicherung der wertvollen Bausubstanz des Grudenberg 7, so die Geschäftsführerin.
„Am 14. und 15. Juli sind Schülerinnen und Schüler der Europaschule am Gröpertor sowie des Gymnasiums Martineum zu Gast. Unter Anleitung unserer Fachleute übernehmen sie Arbeiten im Gebäude.“ Dazu gehöre, dass Jutta Dick, Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt, die Schüler über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Halberstadt informiert. Denn der Grudenberg 7 war nicht nur Propsthaus des Johannisklosters, Wohnhaus derer von Schmettow, sondern um 1894 Wohnhaus des Rabbiners der jüdischen Gemeinde in Halberstadt, Dr. Isaak Auerbach.