1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Zentrum für Menschen mit Behinderung: Halberstadt: Wohnen und Betreuung im Schloss Langenstein

Zentrum für Menschen mit Behinderung Halberstadt: Wohnen und Betreuung im Schloss Langenstein

Schloss Langenstein ist mit seinem Park nicht nur ein bedeutendes Bau- und Kulturdenkmal im Landkreis Harz. Vor 25 Jahren ist ein Betreuungszentrum gegründet worden.

Von Jörg Endries 26.09.2023, 13:00
Das Schloss in Langenstein ist seit 1998 Sitz der Internationalen Bildungs- und Sozialwerk GmbH. Dort entstand bis heute ein Betreuungszentrum für Menschen mit Behinderung.Jörg Endries
Das Schloss in Langenstein ist seit 1998 Sitz der Internationalen Bildungs- und Sozialwerk GmbH. Dort entstand bis heute ein Betreuungszentrum für Menschen mit Behinderung.Jörg Endries Foto: Jörg Endries

Langenstein - Prominente Gäste wohnten schon im Schloss Langenstein. Der bekannteste ist Johann Wolfgang von Goethe, der in den 1780er Jahren nachweislich mehrmals dort zu Gast war, weil er ein Auge auf die schöne Schlossherrin geworfen hatte. Heute ist die Internationale Bildungs- und Sozialwerk GmbH Herrin über das unter Denkmalschutz stehende Schloss und den dazugehörigen Park. Das Unternehmen gründete dort vor 25 Jahren eine Wohn- und Therapieeinrichtung für Autisten. Mittlerweile ist die Internationale Bildungs- und Sozialwerk GmbH nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber in der Region.

„Wir haben 1998 mit zwei Erwachsenen-Wohngruppen für Autisten begonnen“, erinnert sich Sybille Riedel, die selbst seit 24 Jahren im Schloss arbeitet und seit eineinhalb Jahren dort Chefin ist. In den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten habe sich Langenstein zu einem bedeutsamen Betreuungszentrum in Sachsen-Anhalt nicht nur für Autisten und für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom (Gendefekt) entwickelt. Mittlerweile gehören neben dem historischen Schloss zwei weitere Häuser dazu - das Haus am Goldbach und das Haus am Schlosspark, die in den zurückliegenden Jahren neu gebaut wurden.

Teilhabe am Leben

„Wir sehen unsere Verantwortung darin, den Menschen die uns anvertraut sind, eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, aber zugleich ihnen auch Geborgenheit, Zuversicht und eine umfassende Lebensbegleitung zu vermitteln“, sagt Sybille Riedel.

In neun Wohngruppen wird 60 Bewohnern mit einer Autismus-Spektrums-Störung oder dem Prader-Willi-Syndrom ein Zuhause gegeben. Sie werden in verschiedenen Therapiebereichen betreut und individuell gefördert. Dazu würde eine abwechslungsreiche Tagesgestaltung mit Beschäftigungs- und Freizeitmöglichkeiten in verschiedenen Werkstätten gehören. „Wir schauen immer, wo wir den Bewohner abholen, wo steht er, was kann er, was kann er nicht.“ Der Grad der geistigen Behinderung sei verschieden ausgeprägt. Die einen seien recht fit und andere hätten eine relativ große Behinderung. Die Einrichtung ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Der jüngste Bewohner sei derzeit zehn, der älteste ist 57 Jahre alt und würde seit 1998 im Schloss wohnen.

Pflegeheim entstand

Mit dem Neubau des Hauses am Schlosspark erschloss die Internationale Bildungs- und Sozialwerk GmbH ein weiteres Betreuungsgeld. Dort entstand ein kleines Seniorenpflegeheim mit 32 Plätzen sowie eine eigene Wäscherei und Küche, die alle Bewohner und die Mitarbeiter versorgt.

Mittlerweile gehört die Internationale Bildungs- und Sozialwerk GmbH in Langenstein zu den großen Arbeitgebern in der Region. Mehr als 100 Beschäftigte arbeiten in den drei Häusern in Langenstein. Dazu gehören eigene Reinigungskräfte, Köche und Therapeuten sowie Verwaltungsmitarbeiter. „Sie kommen fast aus dem gesamten Landkreis Harz“, so Sibylle Riedel.

Der Fachkräftemangel sei mittlerweile auch im Betreuungszentrum Langenstein angekommen. „Gerade junge Leute möchten nicht so gern in Schichten, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten. Wir sind immer froh, wenn wir Nachwuchs finden. Gesucht sind Heilerziehungspfleger, Erzieher, Heil- und Sozialpädagogen, Krankenschwestern“, sagt die Schlossherrin. Selbst würde man im Seniorenpflegeheim und in der Küche ausbilden, im Behindertenbereich nicht. Da habe man eine gute Zusammenarbeit mit der Heilerziehungspfleger-Schule in Drübeck.

Eine Herausforderung für die Zukunft sei die weitere Umgestaltung des über 200 Jahre alten Schlosses. Denn die Bewohner würden nicht jünger werden. „Irgendwann müssen wir das Haus behindertengerecht umbauen“, so Sibylle Riedel. Ein Problem würde auch der Park darstellen. Das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Areal habe in den zurückliegenden Jahren unter der Dürre gelitten, viele Bäume sind abgestorben. „Die Pflege und Neuanpflanzungen sind finanziell sehr aufwendig“, so die Chefin. Die Internationale Bildungs- und Sozialwerk GmbH hat das Schloss und den etwa 20 Hektar großen Park vom Land Sachsen-Anhalt über 99 Jahre gepachtet.