Rücktrittsforderungen im Regionalverband der Gartenfreunde Halberstadt: Zoff im Schrebergarten-Idyll
Seit Monaten brodelt es in den 30 Kleingartenvereinen im Altlandkreis Halberstadt. In der Kritik steht der Vorstand des Regionalverbands der Gartenfreunde.
Halberstadt - Grün sind sich weite Teile der Mitgliedsvereine des Regionalverbands der Gartenfreunde Halberstadt seit Monaten nicht mehr. Laut Volksstimme-Informationen sei das Vertrauensverhältnis zum Vorstand des Verbandes zerstört. Es habe Rücktrittsforderungen und Streit um Geld gegeben. Die Volksstimme fragte beim Regionalverband in Halberstadt nach, was los ist. Der vertritt immerhin 30 Kleingartenanlagen im ehemaligen Landkreis Halberstadt und etwa 3200 Kleingärtner.
Eine ursprünglich für Februar angesetzte Versammlung musste auf Grund der großen Differenzen zweimal verschoben werden, bestätigt Jochen Hupe, Vorsitzender des Regionalverbands der Gartenfreunde, im Gespräch mit der Volksstimme.
„Probleme gibt es überall. Zu uns gehören immerhin 30 Mitgliedsvereine, da kommt das schon mal vor“, versucht Jochen Hupe etwas Dampf aus der Diskussion zu nehmen. Er bestätigt jedoch, dass eine angesetzte Wahlversammlung des Regionalverbandes völlig aus dem Ruder gelaufen sei und die Wahl nicht stattfinden konnte. „Schuld am Streit sind einige Vorsitzende von Gartenvereinen, die sich unmöglich benommen haben“, sagt der Regionalverbandschef.
Knackpunkt sei unter anderem die Satzungsänderung, die der Regionalverband ändern musste, weil das vorher der Landesverband getan habe, so Jochen Hupe. Aus diesem Grund habe es während der Versammlung einen regelrechten Tumult gegeben. Der Vorwurf: Angeblich habe der Regionalverband die Änderung nicht richtig vorbereitet. Fakt sei jedoch, dass man die Satzung des Landesverbandes übernommen und sie nur auf die regionalen Anforderungen angepasst habe. Das sei alles im Vorfeld mit dem Finanzamt und einem Rechtsanwalt abgesprochen worden.
„Konkret wurde die geplante Beitragserhöhung für die Mitglieder der Kleingartenvereine an den Regionalverband kritisiert und kategorisch abgelehnt. Seit 2021 müssen 15 Euro pro Jahr gezahlt werden, jetzt sollte noch einmal um fünf Euro pro Jahr erhöht werden“, informiert Jochen Hupe. Er rechtfertig das unter anderem mit den steigenden Kosten für die Miete und den Unterhalt des Vereins-Büros, in dem die Ehrenamtler des Regionalverbandes ansässig sind und die Mitglieder bei vielerlei Fragen beraten. Außerdem müsse man auch Beiträge an den Landesverband abführen. Der Vorstand könne jederzeit nachweisen, wo die Mitgliedsbeiträge bleiben und habe daher auch kein schlechtes Gewissen. Eine Revisionskommission würde den Weg des Geldes jedes Jahr überprüfen. „Wir wurden in den letzten Jahren immer entlastet und in diesem Jahr explodiert so eine Bombe. Wir wissen nicht, warum das so ist“, zeigt sich der Vorstand ratlos.
„Einige Vorstände der Kleingartenanlagen haben die Rechnungen des Regionalverbandes einfach gestrichen und gesagt, wir zahlen nur noch das, was wir für richtig halten“, schildert Bernd Behnke, stellvertretender Vorsitzender des Regionalverbandes, die verworrene und festgefahrene Lage. Bis zum Jahr 2021 hätten alle Kleingartenanlagen ihre Beiträge pünktlich abgeführt, ab 2022, mitten im Jahr hätten sie angefangen, die Rechnungen eigenständig zu kürzen.
„Wir haben die Gartenfreunde nach dem Scheitern der Mitgliederversammlung aufgefordert, Vorschläge für die neue Satzung abzugeben. Es kam nichts“, sagt Jochen Hupe. Bernd Behnke sagt: „Wir haben den Leuten unsere Vorstandsposten angeboten, wenn sie mit unserer Arbeit unzufrieden sind. Das wollte bislang auch niemand.“ Den beiden Vorständen ist völlig unklar, warum in den zurückliegenden Monaten so viel Unruhe ins Verhältnis zu den Kleingartenanlagen gekommen ist. „Wir müssen jetzt gemeinsam eine Lösung finden“, appelliert Jochen Hupe.
Aber auch die zweite Mitgliederversammlung im Juni sei wieder eskaliert. Man habe sich wieder nicht einigen können. Außerdem sei Jochen Hupe mit dem Vorwurf konfrontiert worden, dass er als Regionalverbandschef gar nicht ins Vereinsregister am Amtsgericht Stendal eingetragen sei und daher unrechtmäßig beziehungsweise nicht im Amt sei und nichts zu sagen habe.
Jochen Hupe, der seit 2016 Verbandschef ist, gesteht im Volksstimme-Gespräch ein, dass er auf Grund eines Fehlers tatsächlich bis heute nicht als Vorsitzender eingetragen sei, sondern immer noch als Stellvertreter. „Ich habe es leider versäumt, meinen Amtsvorgänger zu überprüfen, ob er mich als neuen Vorsitzenden eintragen lassen hat. Er ist dafür verantwortlich gewesen.“ Der Vorstand des Regionalverbandes sei seit 2016 zweimal neu gewählt worden und es habe nie jemand etwas gesagt. „Dass jetzt der Vorwurf kam, da war ich geschockt“, so Jochen Hupe. Das Amtsgericht Stendal habe den Vorstand aufgefordert, Auskunft zu erteilen. Das habe man getan.
Doch wie geht es jetzt weiter? „Es wurde der Antrag gestellt, dass so lange keine Neuwahl des Vorstandes des Regionalverbandes erfolgt, bis alle Fragen geklärt sind. Jetzt muss das Amtsgericht Stendal entscheiden, was wann zu machen ist“, so Jochen Hupe. Fakt sei aber, dass es 2023 eine Neuwahl geben muss.