Harz Weiteres Bitcoin-Opfer meldet sich
Bitcoins: Von der im Internet gehandelten Kryptowährung geht eine große Magnetwirkung aus.
Halberstadt l Eine lukrative Anlageform mit der Option, das Geldvermögen massiv zu vermehren: Bitcoins. Im Harzkreis ist in den vergangenen Monaten im Zusammenhang mit der elektronischen Internetwährung mindestens ein Mann auf Betrüger hereingefallen und um einen fünfstelligen Betrag erleichtert worden. Und damit steht das Opfer – die Volksstimme berichtete am Samstag, 13. Februar, über den Fall des Harzgeröders – nicht allein. Aufgrund der Berichterstattung meldete sich jetzt ein Senior aus Norddeutschland in der Redaktion und berichtete davon, nach dem gleichen Strickmuster geneppt worden zu sein. Und dabei habe er, verglichen mit dem 70-Jährigen aus Harzgerode, ein Vielfaches an Geld in den Sand gesetzt.
„Mir geht es einerseits darum, zu dem betroffenen Mann im Harz Kontakt aufzunehmen, um eventuell gemeinsam und mithilfe von Anwälten gegen die Betrüger vorzugehen“, so der Norddeutsche, der der Volksstimme namentlich bekannt ist. Andererseits wolle er mit seinem Gang in die Öffentlichkeit andere potenzielle Opfer warnen.
Letztlich decken sich die Schilderungen beider Männer inhaltlich. Sie sind auf der Suche nach lukrativen Anlageformen im vergangenen Jahr bei Bitcoins gelandet. Der Harzgeröder orderte laut Polizei im Januar 2020 bei einer Schweizer Firma für 250 Euro Bitcoins. „Im September 2020 befanden sich dann auf dem dafür angelegten Konto über 61.000 Euro“, so eine Harzer Polizeisprecherin in der vergangenen Woche.
Hier habe dann das Problem begonnen: Um sich das Geld auszahlen zu lassen, habe der Mann immer wieder angebliche Transaktionskosten vorab überweisen sollen. Was er gemacht habe – in der Hoffnung, sein Bitcoin-Anlage-Konto aufzulösen, habe der Mann insgesamt über 17 000 Euro gezahlt. Da es dennoch keine Rückzahlung gegeben habe, sei er Anfang Februar zur Polizei gegangen und habe Strafanzeige erstattet.
Analog schildert der Rentner aus Norddeutschland die Betrugsmasche. Auch er habe im vorigen Jahr Bitcoins erworben – nach eigenen Worten 21 Bitcoins, die damals einen Gegenwert von rund 600.000 Euro gehabt hätten.
Mittlerweile ist der Wert der elektronischen Währung weiter gestiegen – am gestrigen Donnerstag wurde ein Bitcoin im Internet mit 42.793 Euro gehandelt. Damit dürften die 21 Bitcoins des Norddeutschen aktuell einen Gegenwert von knapp 900.000 Euro haben.
Um sich dieses Geld auszahlen zu lassen, habe auch er immer wieder Geld überwiesen – „ein Vielfaches von den 17.000 Euro, die der Mann aus dem Harzkreis gezahlt hat“, so der Senior. Wie viel genau wolle er nicht sagen, weil er mittlerweile telefonisch auch bedroht werde. Es handele sich aber um einen sechsstelligen Betrag.
Ob er und der betroffene Harzgeröder von ihren Geldeinlagen jemals etwas wiedersehen, bleibt abzuwarten. Sowohl die Harzer Polizeibeamten als auch deren Kollegen im Norden der Republik ermitteln nach Strafanzeigen wegen Anlagebetrugs. Zumindest aber würde der Norddeutsche nun gemeinsam mit dem Harzer und mit anwaltlicher Hilfe versuchen wollen, gegen die Betrüger vorzugehen.
Seine Kinder, die in Sachsen-Anhalt lebten, hätten ihn über den Bericht in der Volksstimme informiert. Der Harzer Polizeisprecher Uwe Becker, dem nach eigenen Worten sehr viel daran liegt, andere potenzielle Opfer zu warnen, versprach nach Prüfung des Sachverhalts, zwischen beiden Männern zumindest einen Kontakt herzustellen.
Auch Becker und dessen Kollegin Nadine Sünnemann warnen dringend davor, bei Geldanlagen mit Bitcoins Betrügern aufzusitzen. „Wenn die Gewinnspanne mehr als das Tausendfache übersteigt, sollte dies einen stutzig machen und zur Vorsicht aufrufen“, so die Kriminalrätin jüngst mit Blick auf den Harzer Betrugsfall.
Auch Hauptkommissar Becker appelliert an das gesunde Misstrauen und rät zur Vorsicht. Da die Betrüger oftmals aus dem Ausland heraus operierten, sei es obendrein schwierig, polizeiliche Ermittlungen zu führen.
Becker geht angesichts der beiden Fälle und den Dimensionen des Betrugs noch einen Schritt weiter: „Ich habe dem Mann aus Norddeutschland empfohlen, sich an die Redaktion der Fernsehsendung Kripo-live zu wenden, um die gesamte Problematik gegebenenfalls auch dort zu thematisieren und zu warnen“, so der Hauptkommissar.