Neujahrsempfang Harzfest 2027 im Osterwiecker Ortsteil?
Nicht nur Bundesumweltministerin Steffi Lemke ist beim Dardesheimer Neujahrsempfang fasziniert vom örtlichen Stadtorchester. Es geht aber auch um neue Windräder und eine Preisverleihung.
Dardesheim. - An so viele Gäste zum Neujahrsempfang konnte sich auch Heinrich Bartelt nicht erinnern. Der Windparkchef war zusammen mit dem Förderverein Stadt Dardesheim Gastgeber dieser auch bei seiner 18. Auflage öffentlichen Veranstaltung. 320 Gäste hatten sich eingetragen.
Dass Dardesheim dabei lediglich 752 Einwohner hat, solch ein großes Fest auf die Beine stellen kann und darüber hinaus über ein preisgekröntes Stadtorchester verfügt, das kam in den diversen Ansprachen mehrfach zum Ausdruck. Auch bei Landrat Thomas Balcerowski (CDU), der den Dardesheimern unvermittelt vorschlug, das Harzfest 2027 auszurichten. „Meine Stimme hätten Sie.“
2027 wird sich Dardesheim unterdessen in veränderter Silhouette präsentieren. Das ging aus den Informationen von Heinrich Bar-telt hervor. Demnach werden dieses Jahr ab Mai zehn Windräder und im kommenden Frühjahr weitere 13 Windräder abgebaut. Bis Ende 2026 sollen diese durch 13 neue, leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Die Dardesheimer Silhouette wird 2027 somit weniger, aber höhere Windräder zeigen.
Doch das Besondere an diesem Repowering kann man nicht mit den Augen erfassen. Der neue Windpark soll ein Bürgerwindpark werden. 150 Einwohner haben bereits Anteile ab 500 Euro gezeichnet. Bartelt hofft, dass es 200 bis 300 Genossenschafter werden. Er rechnet mit einer Rendite ihrer Einlagen von acht bis zehn Prozent jährlich.
Ebenfalls nicht mit dem Augen erfassen kann man den Stromtarif, den der Windpark den Bewohnern der drei Anliegerorte Badersleben, Dardesheim und Rohrsheim anbietet. Als 2023 die Stromtarife bundesweit durch die Decke gegangen waren, war ihnen dieser Bürgerstromtarif mit 30 Cent je Kilowattstunde offeriert worden. Zwei Drittel der Einwohner griffen zu. Seit einem Jahr liegt der Tarif bei 28 Cent. „Das ist eine Hausnummer. Vor allem die Aussicht, dass dieser stabil bleiben soll“, schätzte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) ein.
Die Dessauerin war sozusagen der Stargast dieses Neujahrsempfangs. Wobei sie nicht zum ersten Mal im Städtchen weilte. Bei ihrem ersten Besuch war sie vor einigen Jahren sogar auf ein Windrad gestiegen.
Damit gehörte Lemke zu den ungezählten Fachbesuchern, die sich in den vergangenen 20 Jahren im und über den Windpark informiert haben. „Wir hatten seitdem Gäste aus 54 Ländern“, wusste dazu Ortsbürgermeister Ralf Voigt (Förderverein Stadt Dardesheim), der im Windpark arbeitet, zu berichten.
Voigt hob an dem Abend auch hervor, dass im Verfahren für das Repowering des Windparks kein einziger Bürger einen Einwand erhoben habe.
Landrat Thomas Balcerowski würde sich Unterstützung der Dardesheimer wünschen, „weil sie den anderen Harzern erklären sollen, dass Windkraft eben nicht Teufelszeug ist, vor dem man Angst haben muss.“ Denn der Harzkreis sei auch ein Industriestandort. „Und wir bleiben das nur, wenn wir unsere Industriebetriebe mit regenerativen Energien versorgen können. Das höre ich fast täglich von den Managern der Industriebetriebe im Landkreis Harz.“
Dass von der Erzeugung erneuerbaren Energien vor Ort auch die Kommune profitiert, machte Osterwiecks Bürgermeister Dirk Heinemann (SPD) deutlich. Der Stadtrat habe eine Leitlinie für Windkraftund Solarprojekte beschlossen, die ein Höchstmaß an Wertschöpfung vor Ort garantiere. Die Stadt wolle bald eine Gesellschaft gründen, die sich an neuen Windenergieanlagen beteiligt. Deren Einnahmen könnten den sogenannten freiwilligen Leistungen der Stadt zugute kommen.
Zu guter Letzt ehrten Ministerin, Landrat und Bürgermeister die Preisträger des 20. Dardesheimer Umweltwettbewerbs. Alle 18 Bewerber wurden für ihre Investitionen in heimische erneuerbare Energieanlagen und andere Projekte mit Geldpreisen zwischen 100 und 400 Euro ausgezeichnet. In der Gesamtsumme stellte der Windpark dafür 5.000 Euro bereit. Drei erste Preise wurden vergeben. Diese gingen an Bernd Fuhrmeister, Anna Fricke und Marco Balzerkieswitz, alle aus Badersleben.