Halberstadt gedenkt Neonazi-Opfer Helmut Sackers gilt nicht als Opfer rechter Gewalt
Am vergangenen Mittwoch versammelten sich über 30 Halberstädter Bürger in der Wolfsburger Straße. Sie gedachten dem Tod des im Jahr 2000 von einem Neonazi erstochenen Helmut Sackers.
Halberstadt l In der Nacht vom 29. zum 30. April wurde der 60-jährige Kaufmann Helmut Sackers getötet. Grund: Er hatte die Polizei gerufen, nachdem das verbotene Horst-Wessel-Lied aus der Nachbarwohnung ertönte. Eine Stunde nach dem Polizeieinsatz, der von den Beamten nach Wiederherstellung der Ruhe als beendet erklärt wurde, war Sackers tot.
Obwohl die Zugehörigkeit des Täters Andreas S. zur Neonaziszene offensichtlich war und in seiner Wohnung CDs mit verfassungsfeindlicher Musik gefunden wurden, wollten die Gerichte kein politisches Motiv erkennen. Vielmehr bescheinigten sie dem Neonazi, in Notwehr gehandelt zu haben.
Helmut Sackers ist somit eines der vielen nicht anerkannten Opfer rechter Gewalt. Um sich dem Vergessen entgegenzustellen, findet seit einem Jahr ein öffentliches Gedenken statt. Paten für das Projekt sind das Soziokulturelle Zentrum Zora und die antifaschistische Initiative "Würdiges Gedenken an Helmut Sackers". Auch das Bürgerbündnis für ein gewaltfreies Halberstadt und die mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt unterstützen die Aktion. Selbst wenn Jahre vergangen sind, ist die Gefahr durch Neonazis geblieben. So gingen vor wenigen Wochen gut 100 Rechtsextreme in Halberstadt auf die Straße - angeblich, um in einem "Trauermarsch" den deutschen Opfern des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.
Ziel ist neben der Erinnerung an Helmut Sackers als Todesopfer rechter Gewalt die Errichtung eines Gedenkortes in Form einer Statue an einem geeigneten Platz. So soll eine öffentliche Repräsentation im Stadtbild geschaffen werden, um Bewusstsein für seinen Tod zu schaffen und an sein Beispiel für Zivilcourage zu erinnern.