Traditionsunternehmen im Harz in Gefahr Insolvenz bei Halberstädter Konserven GmbH: „Die Probleme bei Halko sind hausgemacht“
Am 30. Dezember wurde das Insolvenzverfahren gegen die Halberstädter Konserven GmbH eröffnet. Vier Wochen später ist noch nicht klar, wie es weitergehen kann. Gewerkschafter Arno Fischer sieht weitere Versäumnisse der Unternehmensleitung.
Halberstadt. - Die Nachricht kam für viele nicht überraschend: Die Halberstädter Konserven GmbH steckt seit Ende letzten Jahres in der Insolvenz. Dabei war das Unternehmen erst im April gegründet worden, um das Insolvenzverfahren aus 2023 abzuschließen. Nun machen sich viele Beteiligte auf die Suche nach den Ursachen und den Perspektiven für das Unternehmen sowie seine 52 Beschäftigten.
Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) betreut Arno Fischer den Betrieb in Halberstadt seit vier Jahren. Der Gewerkschafter fasst seine Sicht in einem Satz zusammen: „Für die erneute Insolvenz gibt es viele Gründe und die meisten davon sind hausgemacht.“ Dabei hebt er auf drei Bereiche ab: Technik, Personalpolitik und Marketing.
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In Sachen Personalpolitik bemängelt er die Kommunikation. Der Betriebsrat sei auch vier Wochen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens immer noch nicht auf dem Stand der Dinge gebracht worden. Ergänzend dazu ist die Entlohnung bemerkenswert gering. „Die Beschäftigten bekommen den gesetzlichen Mindestlohn von 12,82 Euro, nicht mehr“, betont Arno Fischer. Aus seiner Sicht kann man damit die Belegschaft nicht motivieren oder gar neue Fachkräfte gewinnen.
Das nächste Problemfeld ist für den NGG-Mann die veraltete Technik im Unternehmen. Er berichtet, dass viele Maschinen seit 30 oder 40 Jahren laufen und entsprechend störanfällig sind. „In Zeiten von Höchstpreisen für Energie treiben alte Maschinen die Kosten nach oben. Genauso der hohe Anteile der Handarbeit“, blickt er auf betriebswirtschaftliche Aspekte.
Die Halberstädter Firma ist für viele Mitarbeiter wie eine Familie
Dem stehe der unermüdliche Einsatz der Beschäftigten gegenüber. Arno Fischer erklärt: „Weil die meisten Mitarbeiter seit Jahrzehnten im Betrieb sind, ist die Firma für sie wie ein Familie. Nich nur deswegen hoffe ich, dass am Ende alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.“
Gerade deswegen sei es wichtig, dass es zu einer Neuausrichtung komme. Einer Billigstrategie gibt er keine Chance. „Dafür braucht es aber Menschen, die sich im Marketing auskennen“, meldet der Gewerkschafter Bedenken an, „Die Tatsache, dass man innerhalb von acht Monaten zum zweiten Mal in der Insolvenz steckt, lässt mich an der Lernfähigkeit zweifeln.“ Aus seiner Sicht braucht man Bereitschaft zu Neuem, Kompetenz und frisches Geld von außerhalb, um die Arbeitsplätze zu retten.
Am 10. Februar soll das Geheimnis gelüftet werden
In den letzten Wochen war mehrfach von einer Neuausrichtung bei den Halberstädtern die Rede. Nun ist die Unternehmensleitung in die Offensive gegangen. Geschäftsführerin Silke Erdmann-Nitsch kündigte an, dass man im Rahmen einer Pressekonferenz am 10. Februar erklären werde, wie diese Neuausrichtung aussehen kann. Einen Tag später endet für die Gläubiger die Anmeldefrist für ihre Ansprüche.
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Vier Wochen später, am 11. März, wird die Gläubigerversammlung im Amtsgericht Magdeburg wichtige Beschlüsse fassen. Erst dann wird ein Gläubigerausschuss gebildet, in dem auch die Beschäftigten vertreten sein werden.