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Betam-Werk Insolvenz noch nicht vom Tisch

Eine Lösung, ein drohendes Insolvenzverfahren für das Oebisfelder Betam-Zweigunternehmen abzuwehren, gab es bei der Betriebsversammlung am Mittwoch nicht.

Von Harald Schulz 16.07.2015, 18:14

Oebisfelde l Ohne das Vertrauen der Mitarbeiter und deren Bereitschaft, wieder die Arbeit aufzunehmen, folgt schon in Kürze die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für das Betam-Zweigunternehmen in Oebisfelde. Insolvenzverwalter Rolf Weidmann aus Bochum warb dafür, dass die verbliebenen Betam-Mitarbeiter "wieder die Schippe in die Hand nehmen".

Damit könnten so früh wie möglich bei möglichst vielen Betam-Gläubigern und Lieferanten bestehende Aufträge gerettet und Materialien wieder bezogen werden. Zudem wäre die Aufnahme der Arbeit ein positives Signal, um trotz der desolaten Lage einen zugesagten Kredit eines Bankhauses auslösen zu können. Damit würden Luft für Gehaltszahlungen und Freiräume für die Produktivität geschaffen, sah Weidmann die für ihn einzige Rettungschance für das Oebisfelder Unternehmen.

Eine Garantie, dass die Strategie zum Erfolg führen wird, die gab der Essener Rechtsanwalt hingegen nicht.

Am Mai-Gehalt scheiden sich die Auffassungen

Der Knackpunkt bei den Vorschlägen des Insolvenzverwalters ist das nur als Abschlag gezahlte Mai-Gehalt. Dieses ausstehende Geld könnte möglicherweise überhaupt nicht gezahlt werden, wenn die Mitarbeiter wieder die Arbeit aufnehmen, das Insolvenzverfahren dann aber doch eröffnet würde.

Dann aufgrund des festgestellten Bankrotts des Unternehmens arbeitslos werden bedeute, es gebe lediglich Insolvenzgeld vom Arbeitsamt für die letzten drei Monate, also eben nicht mehr für den Mai.

Auf den Vorschlag vom Rechtsbeistand der Belegschaft, dem Fachanwalt für Arbeitsrecht Uwe Bitter aus Magdeburg, dass das ausstehende Mai-Gehalt von der aktuellen Unternehmensleitung gezahlt werden könnte, ging Weidmann nicht ein. Das müsse direkt mit dem Geschäftsführer erörtert werden.

Nach einer Pause unterbreitete Betriebsratsvorsitzende Kathrin Meyer dem Insolvenz-verwalter das Angebot, dass die Betam-Mitarbeiter die Arbeit ab dem 1. August wieder aufnehmen würden, "wenn die Gehälter für Mai und Juni zugesichert und bis zum 31. Juli auf den Konten der Mitarbeiter gebucht sind".

"Es kommt keiner mehr für Versprechen!", unterstrich Meyer dieses Angebot. Diese Offerte nahm der Insolvenzverwalter zur Kenntnis, bedauerte aber, dass die Zeit bis zum August ungenutzt bleibe. Gegen Ende der Versammlung signalisierte der Betriebsrat, dass eine Wiederaufnahme der Arbeit auch früher möglich sein könnte, allerdings unter den vorgeschlagenen Bedingungen.

Insolvenzverwalter und Bauleiter berieten sich

Eine andere Minimalchance für den Erhalt des Oebisfelder Unternehmens schloss sich an die Betriebsversammlung an. Insolvenzverwalter Weidmann und die Ober- und Bauleiter berieten sich intern über die Auftragssituation.

Wenn auch nicht direkt davon betroffen, präsentierte der Insolvenzverwalter den Betam-Beschäftigten eine zusätzliche Hiobsbotschaft: Für die gesamte Betam-Gruppe wurde Mittwochfrüh der Insolvenzantrag gestellt. Damit werden wohl auch alle betrieblich relevanten Aktivitäten der vorherigen Geschäftsführung durchleuchtet werden.

Wie Weidmann die Belegschaft informierte, werde er konsequent recherchieren, weshalb die prekäre Geschäftssituation und die seit Monaten bestehenden Versäumnisse nicht zu Reaktionen seitens der Geschäftsleitung geführt hätten.

Diesen Informationen schenkten die Mitarbeiter aber nur wenig Gehör. Sie machen sich vielmehr existenzielle Sorgen um die eigene Zukunft. Aus Äußerungen konnte entnommen werden, dass Gehaltskonten ausgeschöpft sind. Unter anderem wurde dem Insol- venzverwalter die Frage gestellt, wie man mit leeren Taschen zur Arbeitsstätte gelangen soll.