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Langensteiner Wehrchef würdigt "heiße" Ausbildung / Wehr begeht 125-jähriges Jubiläum / Neue Halle im Fokus Kameraden erleben beim "Flashover" ihre Feuertaufe

Von Dennis Lotzmann 06.03.2012, 05:26

Die Kameraden der Feuerwehr Langenstein steuern in diesem Jahr einen besonderen Höhepunkt an: Im Sommer soll das 125-jährige Bestehen der Wehr gefeiert werden. Mit dem Neubau einer Fahrzeughalle machen sich die Kameraden selbst ein Geschenk. Ein Thema, das jüngst auch in der Jahreshauptversammlung der Truppe aktuell war.

Langenstein l Mit ihrer Jahreshauptversammlung betraten die Wehrmitglieder im 125. Jahr des Bestehens ihrer Ortsfeuerwehr zugleich Neuland: Erstmals hatte die von Sebastian Rindert geleitete Wehr neben den eigentlichen Mitgliedern auch deren Partner mit eingeladen. "Wir wollten den Partnern und Freunden einfach mal zeigen, wo und wofür wir im Verlauf des Jahres so viel Zeit verbringen", begründet der Oberbrandmeister diesen Schritt, der für die Wehr freilich einen Ortswechsel erforderlich machte. Um die rund 100 Gäste unterzubringen, musste die Versammlung ins Schützenhaus verlegt werden. Dort aber konnte der 35-jährige Wehrchef die Bilanz dank des im vorigen Jahr vom Förderverein "Sankt Florian" beschafften Beamers mit vielen Fotos vergleichsweise anschaulich gestalten.

Vor einem vollen Saal zog Ortswehrleiter Rindert eine rundweg positive Bilanz für das Jahr 2011: Aktuell könne die Ortsfeuerwehr auf 29 aktive Mitglieder bauen. Und damit nicht genug: Da glücklicherweise viele Wehrmitglieder direkt vor Ort bei Langensteiner Unternehmen beschäftigt seien, könne die Wehr gegenwärtig rund um die Uhr die volle Einsatzbereitschaft sicherstellen. "Das war in der Vergangenheit nicht immer so - deshalb sind wir darauf ganz besonders stolz", so der 35-jährige passionierte Floriansjünger.

Unterm Strich mussten die Kameraden der Ortsfeuerwehr im vergangenen Jahr 38 Mal zum Gerätehaus eilen, um Menschen oder Tiere aus einer Gefahr zu retten oder ihnen konkret Hilfe zu leisten. "Neben zehn Hilfseinsätzen nach Verkehrsunfällen und Sturmschäden mussten wir im Jahr 2011 auch zu 13 klassischen Brandeinsätzen ausrücken", bilanzierte Rindert in der Jahreshauptversammlung.

Ganz besonders blieben den Kameraden der große Waldbrandeinsatz in Cattenstedt am 10. Mai und der mehrtägige Einsatz nach dem extremen Sturm am 13. September in Peißen bei Bernburg. "Beide Einsätze markierten die zeitaufwändigsten Einsätze der vergangenen Jahre", meint Sebastian Rindert rückblickend.

"Beim Flashover kamen unsere jungen Kameraden mit einem extrem heißen Feuer in Berührung und lernten ihre Grenzen kennen."

Wehrleiter Sebastian Rindert

Die Mitglieder der Feuerwehr seien 2011 natürlich nicht nur zu jenen Einsätzen zusammengekommen. Parallel dazu habe auch die theoretische und praktische Ausbildung breiten Raum eingenommen. "Alles in allem haben wir exakt 1516 Ausbildungsstunden absolviert, um das Wissen rund um den Einsatzdienst zu erweitern", erinnert Rindert an die Stunden im Gerätehaus oder bei anderen Ausbildungsstationen.

Als ganz besonders lehrreich sei von den teilnehmenden Wehrmitgliedern die sogenannte "Heißausbildung" in Helmstedt eingeschätzt worden. Dort musste nicht nur unter Anleitung ein sehr heißer Raum auf vermisste Personen hin abgesucht werden, sondern es galt darüber hinaus auch einen "Flashover" zu überleben und diesen zu bekämpfen.

"Bei dieser Form des schlagartigen Durchzündens eines Brandes mit einer ganz extremen Stichflamme kamen unsere jungen Kameraden erstmals mit einem richtig großen und ex- trem heißen Feuer in Berührung und lernten so sehr schnell ihre persönlichen Grenzen kennen", beschreibt der Oberbrandmeister den Hintergrund dieser wichtigen Ausbildungskomponente.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung nahm Sebastian Rindert auch personelle Entscheidung vor: So wurden drei Kameraden, die im Jahr 2011 nach seinen Angaben nur noch in vergleichsweise geringem Umfang an der Ausbildung teilgenommen hatten, aus der Ortswehr ausgeschlossen. "Die Vorgaben der Versicherung fordern eine Mindestteilnahme-Zeit an der Ausbildung von 40 Stunden pro Jahr", erinnert der Wehrchef. Insgesamt sechs Mitglieder hätten diese Vorgabe 2011 nicht erfüllt und seien um Stellungnahme gebeten worden. Drei Kameraden seien daraufhin in die Alters- und Ehrenabteilung übernommen und drei weitere ausgeschlossen worden. "Wir schönen keine Statistik und wollen auch keine Karteileichen, weil wir uns sonst selbst was vormachen würden", stellt Rindert klar.

"Wir schönen keine Statistik und wollen auch keine Kartei- leichen, weil wir uns sonst selbst etwas vormachen würden."

Wehrleiter Sebastian Rindert

Mit Blick auf die nächsten Monate rückte der Wehrchef das 125-jährige Jubiläum der Feuerwehr in den Blickpunkt. Nach dem jetzigen Planungsstand soll das Jubiläum am 23. Juni begangen werden. "Nach den ursprünglichen Planungen sollte an diesem Tag auch unsere neue Wagenhalle eingeweiht werden", sagt der Wehrchef. Hier habe aber das strenge Winterwetter den Kameraden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aller Voraussicht nach sollen die Arbeiten am Neubau erst am 19. März mit dem Gießen der Bodenplatte beginnen. Anschließend wollen die Kameraden einen Großteil der Bauarbeiten selbst realisieren, um die Kosten zu senken.

Folglich dürfte es mehr als eng werden, soll das "Jubiläums-Geschenk" punktgenau zu den Feierlichkeiten am 23. Juni fertig sein. Egal, meint Rindert, dann gebe es eben später im Jahresverlauf einen zweiten Anlass zum Feiern. In jedem Fall sei geplant, die neue Halle, in der das 14 Tonnen schwere Tanklöschfahrzeug und der Atemschutz-Betreuungswagen untergestellt werden, noch in diesem Jahr einzuweihen.

Im Anschluss an die eigentliche Jahresbilanz konnten die Kameraden Marty-Richard Berg, Kurt Maul sowie Dennis Schünke und Tony Rindert zu Feuerwehrmännern und Andreas Berg zum Hauptfeuerwehrmann befördert werden. Überdies bot die Zusammenkunft im Schützenhaus den passenden Rahmen, um Maik Boog für seine zehnjährige Mitgliedschaft in der Wehr zu ehren. Außerdem dankten die Kameraden der Ortswehr Langenstein dem neuen Stadtwehrleiter Jörg Kelle stellvertretend für alle Kameraden der hauptberuflichen Wachbereitschaft mit einem Präsentkorb für ihren unermüdlichen Einsatz und das kollegiale Miteinander.