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Verletzte durch Brandstiftung Kellerbrand versetzt Anwohner in Angst

Die Serie von Kellerbränden in der Altstadt von Halberstadt reißt nicht
ab. In der Nacht zum Sonnabend sorgte ein Feuer im Haus Johannesbrunnen
24 für hohen Sachschaden. Während die Mieter Sachen aus ihren Wohnungen
holen, beginnen noch am Sonnabendmorgen die Aufräumarbeiten.

Von Sabine Scholz und Dennis Lotzmann 01.06.2015, 07:49

Halberstadt l Der beißende Brandgeruch weht über den Johannesbrunnen. Während die Mieter im Plattenbau Johannesbrunnen 23 und 24 versuchen, die Aufregung der vergangenen Nacht zu verarbeiten, rücken Mitarbeiter einer Reinigungsfirma den Rußspuren in den Treppenhäusern zuleibe. Volker Olias hat gerade eine Spanplatte an eine Wohnungstür geschraubt und geleimt. "Die Feuerwehr hatte ein Loch reingeschnitten, um in die Wohnung zu kommen", sagt der Handwerker, bevor er sich der Sicherung der Kellerfenster widmet. Mit Lochblechen sichert er die Laibungen gegen unbefugte Eindringlinge, Luft kann trotzdem in die Keller. Aus denen weht der typische Brandgeruch auf die Straße.

Die Feuerwehrleute hatten in der Nacht die Fenster eingeschlagen, damit der dicke Qualm abziehen konnte. Ein Unbekannter hatte gegen 0.30 Uhr Feuer im Keller gelegt, wie am Sonnabendabend die Polizei bestätigt. "Es ist von Brandstiftung auszugehen", sagte ein Sprecher des Polizeireviers auf Nachfrage.

Dass der Brandursachenermittler der Kripo noch am Vormittag seine Arbeit aufnahm, registrierten Stefan Wloch und Henning Staats mit Erleichterung. Beide sind Mitarbeiter der Halberstädter Wohnungsgesellschaft HaWoGe, der eine verantwortlich für Versicherungsfragen im Unternehmen, der andere für die Bauprojekte und Gebäudeinstandhaltung. "Wenn der Ermittler fertig ist, ist der Keller freigegeben. Dann können wir die Elektrik wieder in Betrieb nehmen. Im Moment sind beide Eingänge ohne Strom", erklärt Staats. Unklar ist zu dem Zeitpunkt noch, inweit auch Mieter anderer Eingänge von Telefon- und Fernsehverbindung abgeschnitten sind. "Die Primacom haben wir schon informiert, bei der Telekom gestaltet sich das immer schwierig." Hier werde sicher erst am Montag ein Kontakt möglich sein, sagte Stefan Wloch.

Acht Menschen evakuiert
Bevor das rußgeschwärzte Treppenhaus komplett renoviert werden kann, muss auch noch der Gutachter der Gebäudeversicherung den Schaden in Augenschein nehmen. "Der Schaden ist immer erheblich", sagt Staats, will die von der Polizei genannten rund 30 000 Euro aber nicht kommentieren. "Das ist erst klar, wenn wir alles in Augenschein nehmen konnten", erläutert Wloch.

Froh sind beide, dass alle Mieter am Leben sind, drei Bewohner allerdings mussten in der Nacht ins Krankenhaus. Ein zwölfjähriges Kind und eine 22-Jährige wurden stationär aufgenommen, eine 32-jährige Bewohnerin konnte nach der Untersuchung das Krankenhaus noch in der Nacht wieder verlassen. Am Sonnabendmittag ist auch die 22-jährige wieder in der Wohnung.

Insgesamt acht Menschen hatten die Feuerwehrleute aus Halberstadt und Langenstein in der Nacht evakuiert. 27 Kameraden waren im Einsatz, dazu Rettungsdienst und Polizei. Die Ereignisse sind bei allen Gesprächen in der Nachbarschaft Thema an diesem Sonnabend.

Einige Mieter aus Nummer 24 sind bei Freunden und Verwandten untergekommen. Zum Glück sind nicht viele Wohnungen so stark verqualmt gewesen, dass aufwändige Reinigungsarbeiten notwendig wären. Aber alle Bewohner des Plattenbaus in der Altstadt warten auf den Strom und frisches Wasser. Zwar gab es Schäden an Trinkwasserleitungen, doch die sind schnell behoben. Die Abwasserleitungen sind diesmal verschont geblieben.

Polizei ermittelt
Das Feuer ist ein neuer Höhepunkt in einer seit Monaten anhaltenden Serie von Brandstiftungen in Halberstadt. Dabei waren in der Gröperstraße, Am Johannesbrunnen, Seidenbeutel sowie Taubenstraße zu nächtlicher Stunde Brände in den Kellern gelegt worden. Mehrfach wurden dabei Anwohner durch Rauchgaseinwirkung verletzt und gerieten wegen versperrter Fluchtwege in akute Lebensgefahr (die Volksstimme berichtete).

Die Polizei geht in allen Fällen von Brandstiftung aus und sucht nach dem mutmaßlichen Täter, der in der Nacht zum 26. April in der Taubenstraße gesehen worden war, allerdings entkommen konnte. Damals waren in den Kellern mehrerer Häuser binnen weniger Minuten mehrere Feuer gelegt worden.

Aufgrund der Häufung von Brandstiftungen in Mehrfamilienhäusern in der Halberstädter Innenstadt und der großen Gefährdung der Mieter ermitteln mittlerweile Kriminalbeamte des Harzer Polizeireviers zusammen mit Beamten der Polizeidirektion Magdeburg.