Harzer Kino Kino-Neustart nach der Corona-Zwangspause
Unter diesen Bedingungen geht das Kino in Halberstadt nach der Corona-Pause wieder an den start.
Halberstadt l „Ab Donnerstag können wir wieder öffnen. Wir sind voller Euphorie.“ Die Erleichterung in Pierre Zimnys Stimme ist nicht zu überhören, als er diese Nachricht verkündet. Neun Wochen lang musste der Kino-Betreiber die Zuckerfabrik in Halberstadt geschlossen lassen. Coronabedingt. Seit dem gestrigen Mittwoch ist es definitiv: „Mit der sechsten Verordnung dürfen Filmtheater, Kinos und Theater wieder öffnen“, sagt Martin Bollmann vom Sozialministerium.
Es gibt ein Aber in dieser Neuigkeit. „Eine Öffnung ist nur unter Beachtung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln möglich“, so Bollmann. Wie diese im einzelnen für ein Kino auszusehen haben, werde noch formuliert.
Zimny und sein Team haben sich dennoch bereits ein Konzept überlegt. Orientierung dafür bietet zum Beispiel ein Fahrplan, den der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF), bei dem das Halberstädter Kino Mitglied ist, zusammengestellt hat. „Wir lassen zum Beispiel nur maximal fünf Personen, die als Gruppe gekommen sind, zusammensitzen“, erläutert Zimny. Ansonsten werden darauf geachtet, dass zwischen Besuchern, die nicht zusammengehören, Sitze frei bleiben, damit mindestens 1,5 Meter Abstand zueinander gewährleistet sind.
Dass nach jeder Vorstellung der Kinosaal gesäubert wird, ist ohnehin üblich – ab sofort aber noch viel intensiver. So wird sich künftig der Geruch von Desinfektionsmittel zu dem typischen Popcornduft gesellen. Markierungen zeigen den Besuchern die einzuhaltenden Abstände an und die Wege, die sie nutzen sollen. Es gelte, lange Schlangen an Kasse und Popcornstand zu vermeiden. Die Zeiten von Vorführungen in den sieben Kinosälen müssen so getaktet werden, dass sich möglichst wenig Besucher in dem Foyer über den Weg laufen.
Der personelle Aufwand, so sagt Pierre Zimny weiter, sei ungleich höher als noch vor der Pandemie. Immerhin: Alle elf Festangestellten können nun aus der Kurzarbeit zurückkehren, für die zahlreichen Aushilfen gibt es wieder etwas zu tun.
Rechnet der Kinobetreiber von Anfang an mit vielen Besuchern? „Ich habe die begründete Hoffnung, dass es gut anlaufen wird“, sagt der Emersleber optimistisch. Pfingsten stehe vor der Tür, die Ferien ebenfalls – da rechne er mit viel Publikum.
Und obwohl viele Film-Premieren nicht wie geplant stattfinden konnten und auf unbestimmte Zeit verschoben wurden, dürfen diese sich auf ein abwechslungsreiches Programm freuen. „Wir zeigen zum Beispiel Filme, die in der Woche der Schließung neu herausgekommen sind und sie deshalb viele noch nicht sehen können.“ Es werde überlegt, Filme zu bestimmten Themen zu zeigen. Und auch drei Neustarts werden zu sehen sein, darunter ein Horror- und zwei Familienfilme. „Noch ist alles sehr schwammig, wie und wann es weitergeht. Aber die ersten großen Premieren sollen schon im Juni anlaufen“, berichtet Zimny.
Während im Halberstädter Kino also momentan schon die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, bleiben die Türen der Volkslichtspiele in Wernigerode weiterhin geschlossen. „Unser Kino ist zu klein, als das sich eine Öffnung unter den aktuellen Auflagen wirtschaftlich rechnen würde“, erläutert der Kino-Pächter Andreas Adelsberger. So müsse er, um die Abstandregeln einhalten zu können, den kleineren der beiden Säle komplett geschlossen lassen. Dazu käme die Desinfektion aller Sitze und Oberflächen nach jeder Vorstellung – ein hoher zeitlicher und personeller Aufwand. „Das würde mehr Verluste bedeuten als ohnehin schon“, so Adelsberger. Er sei gespannt, wie die Halberstädter Kollegen alle Vorgaben umsetzen. „Das werde ich mir auf jeden Fall bald mal ansehen.“
Dennoch müssen Filmfans in Wernigerode nicht auf ein Leinwand-Vergnügen verzichten – dank des Autokinos auf dem Marstall-Parkplatz. „Das bleibt bis mindestens Mitte Juni bestehen“, verspricht Andreas Adelsberger. An jedem Tag der Woche werden dort Blockbuster, Komödien oder Familienfilme gezeigt. Und noch mehr: Ein Konzert von Rammstein flimmert am Sonntag, 31. Mai, auf der drei mal fünf Meter großen LED-Leinwand. Die Wernigeröder Band Cellart wird am Freitag, 5. Juni, live auf der Bühne daneben spielen.
Und auch knapp 40 Kilometer weiter, in Goslar, wird im Autokino mehr als Film gezeigt. So bietet das Kulturkraftwerk Harz Energie in Zusammenarbeit mit dem Studio D4 und weiteren Partnern Kleinkunst eine Plattform. Am Mittwoch, 3. Juni, sowie am Sonntag, 7. Juni, wird dem Publikum Live-Musik mit der Band Quarantine Jazz Vehicle beziehungsweise Chaostheater Oropax präsentiert, kündigen die Veranstalter an. Damit die Zuschauer in ihren Fahrzeuge die Shows gut verfolgen können, werden sie auf der Großleinwand übertragen.
Eine solche wird auch bald in Blankenburg aufgebaut, für ein Autokino am Freitag und Sonnabend, 19. und 20. Juni. Platz findet dieses auf dem Innenhof der Domäne in der Tränkestraße. Organisator ist in diesem Fall der Verein „Blankenburg blüht auf“. Der Hof biete Platz für maximal 50 Autos, heißt es in dem dafür erstellten Konzept, das auch die Einhaltung aller Abstands- und Sicherheitsregeln vorsieht. Gezeigt werden sollen „Dirty Dancing“ (19. Juni) und die Komödie „Das brandneue Testament“ (20. Juni) mit je einem Vorfilm. Karten soll es ausschließlich im Vorverkauf geben.