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Tourismus Klares Signal gegen Steinbruch

Im Ostharz wird gegen die Pläne, bei Ballenstedt einen Steinbruch zu erschließen, gekämpft. Auch die Stadt Falkenstein sagt Nein.

Von Dennis Lotzmann 09.10.2016, 01:01

Ballenstedt/Falkenstein/Harz l Die Position ist eindeutig: Die Mitglieder des Stadtrates Falkenstein/Harz lehnen die Steinbruchpläne im Forst zwischen dem Ortsteil Meisdorf und der benachbarten Stadt Ballenstedt ab. 13 Volksvertreter folgten in einer eigens dafür anberaumten Sondersitzung am Donnerstagabend einer entsprechenden Vorlage. Lediglich ein Stadtrat votierte gegen den ablehnenden Beschluss.

Damit geht die Stadt Falkenstein/Harz im aktuellen Raumordnungsverfahren für den geplanten Neuaufschluss des Steinbruchs mit einem demokratischen Votum auf Distanz. In erster Linie werden negative Auswirkungen auf Natur und Tourismus befürchtet. Mit ihrem Votum folgen die Räte dem Willen in der Einwohnerschaft ihrer Orte.

Dort wird seit Wochen gegen die Pläne der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH (MBS) Front gemacht. Das Unternehmen will im Forst einen rund 65 Hektar großen und bis zu 60 Meter tiefen Steinbruch aufschließen, um perspektivisch den nach Jahrzehnten weitgehend erschöpften Steinbruch im nahen Ortsteil Rieder zu ersetzen. Das im Forst abgebaute Gestein soll – so die Pläne von MBS – mittels Seilbahn durch den Wald zur Weiterverarbeitung in den heutigen Steinbruch Rieder transportiert werden.

Pläne, die in den vergangenen Jahren bereits die Ballenstedter auf den Plan gerufen haben. Dort wurden bislang weit über 6000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Auch im Stadtrat, so Bürgermeister Michael Knoppik (CDU), gebe es seit jeher eine klare mehrheitliche Position gegen die Steinbruchpläne.

Dennoch war es ein Ballenstedter, der vor acht Jahren eine maßgebliche Weiche pro Steinbruch mit gestellt hat. Im Herbst 2008 wurde in der Regionalversammlung der Planungsgemeinschaft Harz der Regionale Entwicklungsplan festgezurrt. Im Entwurf war das geplante Abbaufeld, das sich MBS bereits per Kauf gesichert hat, als Vorranggebiet für Gesteinsabbau/Bodenschätze ausgewiesen.

Der damalige Harzgeröder Bürgermeister Horst Schöne (Bürgerfraktion) schlug in der entscheidenden Sitzung vor, dieses Areal aus dem Entwicklungsplan herauszulösen. Unterstützung bekam er unter anderem vom Thalenser Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU). Letztlich plädierte das Gremium im Herbst 2008 denkbar knapp mit sechs zu sieben Stimmen gegen Schönes Vorstoß. Die entscheidende Stimme pro Steinbruch kam damals vom Ballenstedter Kreistagsabgeordneten Steffen Gurke (CDU).

Das sorgt – wegen der klaren Position contra Steinbruch – in Ballenstedt bis heute für Verärgerung. Er habe die Ballenstedter Bürger und damit seine Wähler verraten, heißt es. Die damaligen Beweggründe von Steffen Gurke sind unklar. Er war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Acht Jahre später ist eingetreten, was die Steinbruch-Gegner schon damals befürchtet haben: MBS hat das Antragsverfahren ausgelöst. Aktuell läuft das Raumordnungsverfahren, gegen das nicht nur die Meisdorfer mobil machen. In dem Falkensteiner Ortsteil werden - ebenso wie in Ballenstedt - seit Wochen Unterschriften gesammelt. Zudem läuft eine Online-Petition, die nun verlängert worden ist. Hinzu kommt jener Stadtratsbeschluss.

Den der Falkensteiner Bürgermeister Klaus Wycisk in jeder Hinsicht mitträgt: „Es kann doch nicht sein, dass große Anstrengungen unternommen werden, um den Tourismus weiter auszubauen, und dann machen wir mit einem solchen Steinbruch unser größtes Pfund – die Natur – kaputt.“ Das Stadtrats-Votum werde im Rahmen des laufenden Raumordnungsverfahrens eingebracht.

Ob auch im benachbarten Ballenstedt ein solcher Stadtratsbeschluss angestrebt wird, ist offen. Hier setzen die Kritiker bislang vor allem auf die Bürgermeinung bei Unterschriftensammlung, Online-Petition und Einwendungen im laufenden Raumordnungsverfahren.

Mit Blick auf dieses Verfahren sind gegenwärtig übrigens nicht nur die Verwaltungen der Städte Falkenstein/Harz und Ballenstedt mit der Erarbeitung von Stellungnahmen beschäftigt, sondern auch die Verantwortlichen der Ballenstedter Lungenklinik.

Die Klinikleitung befürchtet vom geplanten Steinbruch direkte negative Auswirkungen: „Wir werden gegen alles, was der Klinik schadet oder unsere Arbeit behindert, mit allen Mitteln vorgehen“, kündigt der kaufmännische Geschäftsführer Andreas Sokoll an. Die Klinik lasse sich dabei von einer auf solche Verfahren spezialisierten Kanzlei in Hannover vertreten.

Unterdessen laufen die Unterschriftensammlungen auf Hochtouren. Damit soll der breite Wille aus der Einwohnerschaft dokumentiert werden. Ein Schritt, auf den Ulrich Upmeyer – einer der Waldbesitzer im Umfeld des geplanten Steinbruchs – setzt. Unter anderem über seine Flächen soll später die Seilbahn zum Abtransport des Gesteins nach Rieder führen. „Ich persönlich habe eine klare ablehnende Haltung zu den Plänen. Meine Entscheidung mache ich aber vom mehrheitlichen Willen der Bürger vor Ort abhängig. Und ich bin auch nicht käuflich“, betont der Unternehmer.

Online-Petition unter: www.openpetition.de