Neues Gesundheitsprojekt der Tagesstätte "Rappelkiste" richtet sich auch an die Eltern Kochen, essen, toben - alles gemeinsam
Schnippeln, rühren, kosten - die Kinder in der "Rappelkiste" kochen ihr Mittag selbst. Unterstützt von ihren Eltern. Die sind auch bei den Bewegungsangeboten fest mit eingeplant - alles mit dem Ziel, den Kindern so einen gesunden Lebenswandel nahe zu bringen. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Halberstadt l Die Pflasterbox hat ihren festen Platz in der kleinen Küche. Doch so langsam sinkt der Pflasterverbrauch, schließlich entwickeln sich die 45 Kinder in der "Rappelkiste" zu kleinen Kochprofis. Jeden Tag ist eine kleine Gruppe dabei, sich selbst das Mittagessen zuzubereiten, angeleitet von Katja Otte. Die Diplom-Ökotrophologin hat zuvor den Erziehern viel Neues rund um gesunde Ernährung vermittelt oder manches Wissen wieder aufgefrischt. Wenn die Kleinsten der integrativen Tagesstätte die seit Anfang des Jahres existierende Kinderküche nutzen, werden die Quarkspeisen nicht mehr unbedingt mit Zucker gesüßt. Doch auch das Mittagessen hat mehr Gemüseanteile - und die Kinder lieben es. Stolz zeigen sie Gästen, was sie können und geben auch gerne ab. Lecker, gesund und preiswert - diese drei Anforderungen kann die Halberstädter Ernährungsberaterin gut miteinander verbinden. Die Jungen und Mädchen in der "Rappelkiste" profitieren davon, aber auch deren Eltern. Denn die sind mit dabei, wenn gekocht wird. Das gelingt so gut, dass die Rezepte inzwischen gerne untereinander weitergereicht werden.
Die Eltern ins Boot zu holen, ist dem Team um Martina Klie ganz wichtig. Peggy Kaufmann und Joy Ebose nutzen wie Mandy Hesse an diesem Tag das Angebot, mit ihren Kindern gemeinsam zu kochen. "Das ist gut für die Entwicklung der Kinder", sagt Peggy Kaufmann und hilft ihrer Tochter Cassandra, das kleingeschnittene Obst auf die Spieße zu stecken. Schließlich soll der Nachtisch auch rechtzeitig fertig sein.
Während die Nudelsuppe im Topf köchelt, beenden einen Raum weiter Mütter und Kinder die Bewegungsstunde. Was man alles mit Luftballons anstellen kann, um Kindern auch innerhalb der Wohnung Bewegung zu ermöglichen, war heute zu lernen. Alltagsgegenstände lassen sich gut als Sportgerät nutzen, so bilden ein leerer Joghurtbecher und ein kleiner Ball aus zerknülltem Papier die Grundlage für ein Geschicklichkeitsspiel.
Zwei Mitarbeiterinnen der "Rappelkiste" haben eine Weiterbildung für dieses Bewegungsangebot absolviert, die bislang angebotenen Kurse für Kinder und Eltern sind bereits ausgebucht. Das Interesse vieler Eltern ist geweckt, und die Erfahrungsberichte derer, die mitmachen, sollen weitere Väter und Mütter zum Mitmachen bewegen.
Das Konzept "Auch essen will gelernt sein - rundum fit durch Bewegung und Ernährung" setzt auf das Mitwirken der Eltern. "Nur hier in der Tagesstätte darauf zu setzen, wäre zu kurz gegriffen", sagt Martina Klie und freut sich, dass das Konzept mit 4240 Euro von der Techniker Krankenkasse gefördert wird. Damit ist die "Rappelkiste" in Halberstadt eine von 53 Einrichtungen im Land, die sich an dem bundesweiten Förderprogramm "Gesunde Kita" beteiligen, dass die Kasse auch für Schulen anbietet. Von dem Zuschuss werden bis Juli die Lebensmittel gekauft, wurden die Weiterbildungen finanziert und auch das Honorar der Ernährungsberaterin.
Wenn das Projekt in der vom Cecilienstift getragenen Einrichtung im Juli endet, wird der erweiterte Kräuter- und Gemüsegarten frische Zutaten liefern, blickt Martina Klie voraus. Und angesichts des gutes Starts des Projektes werden Bewegungskurse und gemeinsames Kochen genauso ein fester Bestandteil des Kita-Alltags sein wie die Pflasterbox in der Küche.