Hochwasser Land unter in Groß Quenstedt
Regenfälle haben Ilse und Holtemme binnen kurzer Zeit anschwellen lassen. In Berßel und Groß Quenstedt war Land unter.
Halberstadt/Groß Quenstedt/Osterwieck (dl/rg/je/mhe) l Es war eine Flutwelle mit Ansage: Seit Tagen hatten Meteorologen und Wetterexperten vor massiven Regenfällen gewarnt und dabei insbesondere den Harz als Schwerpunkte benannt. Dennoch wurden viele Harzer in der Nacht zum Dienstag von den Fluten von oben und wenig später in den Bächen und Flüssen jäh überrascht. Zunächst schoss die braune Flut noch in der Nacht durch Wernigerode und Ilsenburg talwärts. Wenig später schwollen auch im Bereich Osterwieck, Derenburg sowie Halberstadt und Groß Quenstedt die Pegel binnen kürzester Zeit massiv an.
Gegen 5 Uhr ging es für Wehren der Stadt Osterwieck nach Berßel, um die Auswirkungen des Hochwassers in Grenzen zu halten. Insbesondere in diesem Osterwiecker Ortsteil machten sich die immer noch bestehenden Defizite im Hochwasserschutz bemerkbar. Mehrere tiefer liegende Grundstücke wurden von der Ilse überschwemmt, obendrein liefen zahlreiche Keller voll. Einmal mehr hatten die Feuerwehren und freiwillige Helfer zu tun, um die für derartige Fälle bereit liegenden Sandsäcke zu füllen und damit in Windeseile Schutzdämme zu bauen.
In Halberstadt scheinen die Hochwasserschutzarbeiten der vergangenen Jahre derweil ihre Feuertaufe bestanden zu haben. Zwar schwoll auch hier binnen kürzester Zeit der Pegel der Holtemme deutlich an. Über Schäden im Gebiet der Kernstadt wurde aber zumindest am Dienstag nichts bekannt.
Ganz anders im wenige Kilometer flussabwärts gelegenen Groß Quenstedt. Dort kristallisierte sich das Wehr unweit des Bahnübergangs an der Bundesstraße 245 als Nadelöhr heraus. Es war – obwohl die Fluten mit Ansage kamen – nicht rechtzeitig geöffnet worden.
Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: Das Wasser staute zurück und drückte über die Eindeichung hinweg auf Wiesen und in nahe Gärten. Deren Besitzer sind stinksauer, weil die Verantwortlichen zu spät reagiert hätten, wie sie berichteten. Obendrein sammelte sich viel Treibgut am Wehr. Letztlich mussten zwei Bagger anrollen, um den angespülten Unrat zu entfernen.
„Das ist sicherlich kritikwürdig“, räumte der Vize-Chef des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Hans-Werner Uhlmann, gegenüber der Volksstimme selbstkritisch ein. Gleichwohl sei es personell schwierig, in derartigen Hochwassersituationen alle neuralgischen Punkte im Blick zu haben. „Wir greifen zwar auf ein Netz von ehrenamtlichen Pegelbeobachtern zurück, sind aber über jeden Hinweis sehr dankbar“, betonte Uhlmann. Oft sorgten aber auch Treibgut und Müll für Staus im Abfluss vom Bächen und Flüssen und für Überschwemmungen.
Zudem, ergänzte der Halberstädter LWH-Flussbereichsleiter Christoph Ertl, habe noch in der vergangenen Woche im Groß Quenstedter Mühlgraben Ebbe geherrscht. Deshalb sei die Holtemme an dieser Stelle angestaut worden. Seiten 16/17
Hinweise zu Problemen an Bach- und Flußläufen bitte rund um die Uhr unter Telefon (03 91) 581-0 an den LWH.