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Sanierung der Epitaphien und der Rückbau der E-Box dominieren Diskussion im Dom Lockere Debatte um gruseliges Thema

Von Renate Petrahn 03.12.2013, 01:11

Halberstadt l In wenigen Wochen feiert der Förderverein Dom und Domschatz zu Halberstadt sein neunjähriges Bestehen. Das schönste Geschenk für diesen Tag: Rückbau der so genannten "E-Box" bis Ende des Jahres.

Das allgemein als hässlich angesehene Bauwerk im Garten des Dom-Kreuzgangs beherbergt zahlreiche Epitaphien aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ihre Sanierung ist das derzeit größte Förderprojekt des Vereins. Welchen Stand das Projekt erreicht hat, bilanzierten Fördervereinsvorsitzender Gunter Elzner, Domkustos Thomas Labusiak sowie Ralf Lindemann, Baudirektor der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt, Diplom-Restauratorin Corinna Grimm und Dietmar Großmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Halberstadt in einer Gesprächsrunde. Dank der lockeren Moderation von Volksstimme-Redakteurin Sabine Scholz entpuppte sich das etwas "gruselige Thema" mit "Gräbern, Gruften und grauen Platten" als interessanter Wegweiser zu einer bislang eher wenig beachteten Facette des Domschatzes.

Breit gefächert war der Themenkatalog, auf den die Moderatorin Antworten suchte. Beginnend mit der Bedeutung der Epitaphien in der Erinnerungskultur des 16. und 17. Jahrhunderts und ihrem dementsprechenden kulturhistorischen Wert, über Fragen der Sanierung der Grabplatten bis hin zur aktuellen Situation.

Nach den Worten von Gunther Elzner sind 20 der Epitaphien bereits bearbeitet, restauriert und wieder im Kreuzgang aufgestellt. Beim Entsalzen, Reinigen, Nacharbeiten und Festigen kamen dabei wunderbare Inschriften und Darstellungen ans Tageslicht. Diese ermöglichten nun Besuchern des Domes einen Blick in die Vergangenheit, sagte Corinna Grimm. Sie ist seit 2001 Restauratorin für alle Steinobjekte im Dom.

Etwa acht Gedenkbilder warten in der Einhausung im Kreuzhof des Domes - eben jener "E-Box" - noch auf ihre endgültige Bearbeitung. Auch dieses Mal hoffen der Förderverein und die Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt darauf, dass die Halberstädter ähnlich wie beim Dachreiter-Projekt den Abschluss der Epitaphien-Sanierung mit Spenden unterstützen. "Im Gegensatz zu den Stiftern in der Vergangenheit", sagte Elzner scherzend, "wollen wir kein Epitaph. Wir sammeln Geld, um es für den Dom und den Domschatz anzulegen."

Gleichwohl bestünden konkrete Vorstellungen, wie die Stifter des 21. Jahrhunderts geehrt werden könnten. Sei es mit einem kleinen Messingschild am Sockel des Epitaphs und/oder mit einem repräsentativen Aufsteller, auf dem der Name des Epitaphs und des Spenders geschrieben steht.

Wenn der Kreuzgang-Garten wieder begehbar sei, kündigte Dietmar Großmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Halberstadt an, werde sich die Gemeinde um das Areal kümmern. "Bei Planung und Gestaltung arbeiten wir Hand in Hand." Auch an Möglichkeiten für eine kulturelle Nutzung werde gedacht. All dies solle gemeinsam mit den Aktiven der Martini-Kirche geschehen.

Angesichts der "stark geschlossenen Reihe" (ottonischer Sarkophag plus die Epitaphe) wird Domkustos Thomas Labusiak - einen Vorschlag von Moderatorin Sabine Scholz aufgreifend - eine Sonderführung zu den Epitaphen vorbereiten. Dabei würden auch zwei hölzerne Epitaphe, die ihre Farbigkeit im Gegensatz zu den Stein-Epitaphien erhalten haben, zu sehen sein.

In der anschließenden Diskussion schlug Michael Behrendt aus dem Zuhörer-Reihen vor, in der Martini-Kirche ein Epitaph für Johann-Peter Hinz zu errichten, um dessen Verdienste angemessen zu würdigen. Klaus Begall interessierte sich für den Beitrag der evangelischen Kirchengemeinde an "profanen, irdischen Dingen", um den Förderverein zu unterstützen.

Doch bis dahin habe die Sanierung der übrigen Epitaphien absolute Priorität. Und in diesem Sinne "hoffen wir auf offene Herzen und offene Portemonnaies", sagte Fördervereinsvorsitzender Gunter Elzner zum Abschluss.