Einstige Berßeler Vorruheständler treffen sich auch nach 20 Jahren noch regelmäßig jeden Monat Männerrunde hält wie eine Familie zusammen
Männer sind in Seniorenkreisen gemeinhin seltener anzutreffen. Anders ist das in Berßel. Dort gibt es einen reinen Seniorenkreis der Männer. Seit 20 Jahren kommt die Gruppe monatlich zusammen.
Berßel l Würstchen, Bier und ein Schnäpschen, das ist eigentlich alles an Vorbereitungsaufwand, den Klaus Wrackmeyer und Reinhold Bormann als Organisatoren der Männerrunde an jedem zweiten Mittwoch im Monat haben. Beide sind altersmäßig in den Sechzigern und damit nun der Nachwuchs, der vor zweieinhalb Jahren die Leitung von den Gründern wie Martin Hörig, Günter Hedrich, Herbert Volkmann und Georg Kuka übernommen haben. "Benjamin" der Gruppe ist übrigens Christian Bertram mit 55 Jahren.
Vergangenen Mittwoch stand zusätzlich sogar Kuchen auf dem Tisch. Im mit fast 30 Männern voll besetzten Sportlerheim wurde das 20-jährige Bestehen gefeiert. Gegründet übrigens nicht als Seniorenkreis, sondern als Gruppe der Vorruheständler, von denen es wenige Jahre nach der Wende auch in Berßel viele Mittfünfziger gab.
Die Männer der ersten Stunde waren 1992 und 1993 Freiwillige, die als Freizeit-Bautruppe das Sportlerheim, in dem sie bis heute monatlich sitzen, erweiterten und modernisierten.
Erzählt wird mittwochs natürlich viel über die alten Zeiten in ihren früheren Betrieben oder der Landwirtschaft. Aber auch der Sport spielt eine große Rolle. Denn am Tisch sitzen viele Berßeler Fußballer, die die allerersten Stunden des Sports in den Nachkriegsjahren miterlebt haben. 1949 war es, als zuerst der Verein "Frischauf Berßel" ins Leben gerufen wurde. Heinrich Döppelheuer, mit 79 Jahren der Senior im Seniorenkreis, und Joachim Urban (77) gehörten dazu. Letzterer hatte damals als junger Maurerlehrling auch am ersten Sportlerheim mitgebaut.
1968 verließ Urban Berßel, um das Fuhrgeschäft seines Großvaters in Wegeleben zu übernehmen. Doch zu seinen alten Freunden kommt er regelmäßig in den Seniorenkreis zurück. Meist nimmt ihn dann Werner Schilling im Auto mit. Der 73-Jährige wohnt in Magdeburg, ist aber nach wie vor mit seiner alten Heimat, den Schul- und Sportfreunden verbunden. "Das ist ein unglaublicher Zusammenhalt, wie in einer Familie." Dabei kam Schilling als Vertriebener erst 1946 nach Berßel, wurde hier eingeschult, um später in Magdeburg zu studieren und zu arbeiten. Fußball hat er aber selbst als Magdeburger noch lange für Berßel gespielt.
Diese alten Geschichten machten auch zum Jubiläum die Runde. Etwa als Günter Hedrich (76) erzählte, wie er als Kind noch im Krieg aus Magdeburg nach Berßel gekommen war. Wenige Woche später lag sein Haus in der dortigen Innenstadt nach einem Bombardement in Schutt und Asche.
Aber auch über Aktuelles wird gesprochen. So freuen sich die Herren, dass Eva Schimko stets zuverlässig und pünktlich die Volksstimme im Ort austrägt. Apropos Frauen. Renate Wieser und Sieglinde Sudhoff von der Seniorentanzgruppe kamen am Mittwoch extra zum Gratulieren im Sportlerheim vorbei.
Übrigens gibt es in Berßel auch einen Seniorenkreis der Frauen, der sich exakt zur selben Zeit wie die Männerrunde trifft. Beide Gruppen sehen sich aber ausdrücklich nicht als Konkurrenten. Schon aus Platzgründen wäre es kaum möglich, dass sich die beiden Seniorenkreise vereinen würden.