Brauer vom Verein Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg sind zufrieden mit ihrem Pale ale "O\'zapft is": Süffige Premiere für das erste selbst gebraute Bier aus Hundisburg
Die Freude stand den vier Brauern ins Gesicht geschrieben. Das trübe Getränk, das am Sonnabend in den Gläsern und Krügen schäumte, war der gelungene Probelauf der Schlossbrauerei Hundisburg - ein obergäriges "Pale ale"-Bier.
Hundisburg l Erfolg schmeckt süß, sagt man. In Hundisburg stimmt das nicht, da bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Aber der ist gewollt, haben die Brauer vom Verein Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg in der wiederbelebten Schlossbrauerei am 19. November doch ein obergäriges Bier, ein sogenanntes Pale ale, angesetzt.
Sechs Jahre seien sie mit der Idee schwanger gegangen, wieder Bier zu brauchen wie einst vor 200 Jahren. Dabei haben die Initiatoren, Dr. Erdmann Rapp und Jan Protzmann, die Vorteile des technisierten Brauens kennen und schätzen gelernt. Schließlich ist das Bestandteil ihrer Arbeit am Max-Planck-Institut Magdeburg, wo die beiden den Studenten der Verfahrenstechnik anhand der Biergewinnung die Abläufe der Verfahrenstechnik erläutern.
"Im Hundisburger Schloss wollen wir genau den entgegengesetzten Weg gehen", so Rapp. Die Männer wollten sowohl der alten Braukunst als auch alten Biersorten eine Chance geben, wie sie sagen. "Das Ale, also obergäriges Bier, ist ein relativ einfacher Brauprozess, der technisch nicht so schwer nachzufahren ist", weiß Dr. Rapp aus Erfahrung.
Also machte sich das Duo zusammen mit Holger Müller und Thomas Thalemann am 19. November daran, das erste Bier anzusetzen. Und das an historischer Stätte. Schließlich gab es auf dem Hundisburger Schloss schon einmal eine Brauerei. Dank verschiedener Fördermittel und Geldern von der Stadt konnte der Verein nun den alten Räumen wieder Leben einhauchen.
Die geladenen Gäste, die am Sonnabend dem ersten Anstich beiwohnten, blickten sich interessiert in den beiden Räumen der Brauerei um und ließen sich von dem Brau-Quartett aus erster Hand berichten, wie der Premieren-Versuch ablief.
So ein Brautag sei nämlich nicht nur Spaß, sondern harte Arbeit und mit zehn bis zwölf Stunden auch recht lang, erklärten die Männer. "Wir haben hier eine vorindustrielle Anlage mit Holzfeuerung und einem Eisen- statt einem Edelstahl- oder Kupferkessel", wies Dr. Erdmann Rapp auf das Herzstück der nichtkommerziellen Brauerei hin. Bis zu 600 Liter würden in den Kessel passen. Da man das Bier aber quasi nur für den Eigenbedarf braue, wollen die Vereinsmitglieder nicht über 300 Liter pro Sud hinausgehen.
Zuerst würde man im Kessel Wasser auf 40 bis 50 Grad erhitzen, dann den Gerstenmalz einmaischen, bevor verschiedene Temperaturstufen die gewollte Freisetzung von bestimmten Enzymen bewirken. In dem Läuterbottich, der neben dem Kessel steht, wird mittels eines Siebbodens Malz vom Malzextrakt getrennt. Der übrigbleibende Feststoff sei der sogenannte Treber. Aus dem haben die Frauen des Vereins Brot gebacken, was den Gästen am Sonnabend ebenfalls hervorragend mundete.
Die flüssige Vorderwürze würde dann erneut aufgekocht, bevor der Dekantierprozess einsetzt. "Die Hauptgärung passiert in den Kesseln im Keller", lotste Jan Protzmann die neugierigen Bier-Tester in das unterirdische Gewölbe, das auch zur Brauerei gehört. Eben dort sei es auch zur heikelsten Situation während des Premieren-Brauprozesses gekommen. Nachdem sie am Sonnabend die Hefe dazugegeben hätten, waren sich die Experten sicher, dass der Gärprozess gut eine Woche brauchen würde. Und für den darauffolgenden Freitag hatten sie auch die Fässer bestellt, in die das Bier abgefüllt werden sollte. Doch anhand von Proben, die sie mit ins Institut nach Magdeburg genommen hatten, stellten die beiden fest: "Alarm, Alarm, schon am Dienstag war die Gärung beendet", erinnert sich Protzmann an den kritischen Punkt. Er bekniete den Lieferanten und bekam die Fässer schon am Mittwoch. Das Bier konnte abgefüllt werden und für gut drei Wochen in den Fässern nachreifen - so wie es eigentlich für einige Tage später geplant gewesen war.
Mit dem Ergebnis des ersten historischen Brauversuches waren nicht nur die Macher, sondern auch die Gäste zufrieden. Das Bier hat zwar auch schon sein eigenes Etikett - eine Silhouette des Schlosses, den Schriftzug Schlossbrauerei Hundisburg und die Nummer 1 als Kennzahl für den ersten Durchgang - bleibt aber vorerst den Gerstensaft-Freunden des Vereins vorbehalten. Und davon gibt es einige, weshalb für Februar der nächste interne Brautag angesetzt ist. Im Herbst sollen dann auch neugierige Bürger an einem Schau- und Mitmachwochenende die alte Braukunst ausprobieren dürfen.