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Besucher aus Kenia in Zilly und Dardesheim Ostafrikaner lernen hier für große Stromprojekte

Von Mario Heinicke 26.08.2013, 03:24

Die Welt trifft sich nach wie vor in Dardesheim und auch Zilly. Eine Delegation aus Kenia schaute sich den Windpark Druiberg sowie die Biogasanlage Zilly an.

Zilly/Dardesheim l Fast acht Jahre arbeitet sie schon, die Biogasanlage der Agrargenossenschaft am Rande von Zilly. "Die Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt", sagt Vorstandsvorsitzender Rainer Schaffranek. "Es ist eine sichere Einnahmequelle für unsere Genossenschaft." Dabei war der Betrieb anfangs etwas anders gedacht. Die Zillyer hatten zu DDR-Zeiten ihre Sorgen mit der Gülle aus der Tierproduktion. Und so baute die Agrargenossenschaft die Biogasanlage 2005 gleich neben ihre Rinderställe. In einer Biogasanlage wird die Gülle so verändert, dass sie beim späteren Ausbringen auf die Felder nicht mehr stinkt.

Absatzprobleme mit der Milch führten Ende 2009 allerdings zum Aus für die Rinderproduktion. Gülle wird heute zur Biogasanlage herangefahren, der Mais kommt von eigenen Äckern. Noch etwas wirtschaftlicher dürfte die Anlage bald werden, wenn im Herbst die Leitung zur Zillyer Wasserburg gelegt ist und die erzeugte Wärme dort genutzt werden kann.

Viele Details hatten Rainer Schaffranek und Ulrich Narup vom Windpark Druiberg den weitgereisten Gästen aus Afrika zu berichten. Seitdem durch die Zusammenarbeit mit dem Windpark so viele Ausländer nach Zilly kommen, konnte der Vorstandschef auch sein Schul-englisch wieder auffrischen.

In Kenia arbeitet bisher eine Biogasanlage, gebaut mit deutscher Unterstützung. Auch bei der Windenergie steckt das ostafrikanische Land noch in den Kinderschuhen. Sechs Windmühlen gibt es dort bisher erst, aber dafür ein riesiges Potenzial, berichtete Rahul Kumar Kandoi. Er ist ein Windenergie-Experte aus Indien und berät jetzt die Kenianer bei der Entwicklung von Windkraftprojekten. Dabei ist ein Windpark mit einer vier- bis fünffachen Leistung aller Druiberg-Maschinen im Gespräch.

Erst etwa 30 Prozent der Bevölkerung hat in Kenia einen Anschluss ans zentrale Stromnetz, berichteten die Gäste. Allerdings gibt es darüber hinaus ungezählte dezentrale Anlagen, bestehend aus Dieselgeneratoren und Solarmodulen. 40 Millionen Menschen leben im Land, jeder Zehnte allein in der Hauptstadt Nairobi.

Dabei ist Kenia bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen alles andere als ein Entwicklungsstaat. Die Hälfte des Stroms wird aus Wasserkraft gewonnen, was in Trockenzeiten allerdings zum Problem werden kann. Und im ostafrikanischen Land werden sogar Solarmodule hergestellt.

Die Gruppe aus Kenia mit Vertretern aus Energieministerium, Regionalagentur und Energieversorger ist für zwei Wochen in Europa und möchte hier von den in ihren Augen besten Windkraftnationen Deutschland und Dänemark lernen.