Grenzöffnungsjubiläum Osterwiecker Schulaktion: Brockenkuppe wird rot-weiß
Das Fallstein-Gymnasium würde es ohne deutsche Einheit nicht geben. Schüler aus Ost und West lernen hier gemeinsam – und steigen am Freitag, 8. November, auf den seit 35 Jahren freien Gipfel.
Osterwieck. - Rot und Weiß sind nicht nur die Osterwiecker Stadtfarben, sondern auch des Fallstein-Gymnasiums. Dessen Leitbild „Gemeinsam Brücken bauen“ lässt sich in vielerlei Richtungen deuten. Auch bezüglich einer symbolischen Brücke zwischen Ost und West, deren Graben nach 35 Jahren immer noch nicht überwunden scheint.
Die Schüler und Lehrer des Fallstein-Gymnasium haben daher zum 35. Jahrestag der Grenzöffnung eine ganz besondere Aktion geplant. Gemeinsam werden sie am Freitag, 8. November, in einer Sternwanderung von Schierke, Torfhaus, Oderbrück und Ehrenfriedhof aus den Brocken besteigen.
Um 12.45 Uhr wird eine rot-weiße Menschenmenge die Brockenkuppe bevölkern. Auch kurze Ansprachen sind dort vorgesehen. „Der Brocken steht ja für Teilung und Einheit gleichermaßen“, erinnerte Geschichtslehrer Sebastian Knobbe. Für das rot-weiße Bild werden Ponchos in diesen Farben sorgen, die sich die Teilnehmer überstreifen.
Die Ankündigung dieser Aktion ist auf große Resonanz gestoßen. Die 19 Schulklassen werden von vielen Eltern begleitet. Und von Freunden des Osterwiecker Gymnasiums. „Es sind sogar Leute auf uns zugekommen“, berichtete Geschichtslehrer Steffen Wendlik. „Sie finden das eine tolle Aktion.“ So wird mit nahezu tausend Menschen Freitagmittag auf dem Brocken gerechnet.
Am Fallstein-Gymnasium lernen seit vielen Jahren Schüler aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen gemeinsam. So wie der Zehntklässler Götz Demmler aus Hornburg, der heute gern mit einer Simson, produziert einst in DDR, zur Schule nach Osterwieck düst. Das große braune Schild, das zwischen den Partnerstädten an die lange Teilung erinnert, nehme er unterwegs schon wahr, auch wenn die Unterscheidung in Ost und West für ihn keine Rolle spielen würde.
„Cool“, sagte zu dem Schulvorhaben Sophia Heidemann aus Dardesheim, als Siebentklässlerin mehr als zwei Jahrzehnte nach der Grenzöffnung geboren. Sie finde es gut, am Freitag mehr über die Geschichte der jahrzehntelang Deutschland und Europa trennenden Grenze erfahren zu können.
Denn es werden sich zahlreiche Zeitzeugen mit auf Wanderschaft begeben. Darunter die früheren Landräte Michael Ermrich und Henning Rühe, der erste Schuldirektor des Fallstein-Gymnasiums, Bernd von der Heide, die Bürgermeister von Ilsenburg, Denis Loeffke (CDU), und Osterwieck, Dirk Heinemann (SPD) sowie dessen Amtsvorgängerin Ingeborg Wagenführ. Auch die Vorstandschefs Wilfried Schlüter (Harzsparkasse) und Heino Oehring (Harzer Volksbank) oder Uwe Wegener, der ab 1990 den Harzer Nationalpark mit aufgebaut hat, können den Schülern einiges über die Zeit der deutschen Teilung und danach erzählen.
Symbolisch ist auch Staatsminister Carsten Schneider (SPD), der Ostbeauftragte der Bundesregierung, als Wanderpate dabei. Er hat den Osterwieckern ein schriftliches Grußwort zur Sternwanderung übermittelt.
Die organisierenden Geschichtslehrer des Gymnasiums haben für die große Aktion viele Klinken geputzt. Dank der Sponsoren kann jedem Teilnehmer auf dem Brocken ein vergünstigtes Essen im eigens reservierten Touristensaal geboten werden.