Verkehrssicherheitsaktion "Sicher durch den Harz" / Auswertung Kradsaison 2011 im Landkreis Polizei hat ein Ziel: "Wir wollen an die Raser mit den großen Maschinen ran"
Im Polizeirevier Harz in Halberstadt wurde die Verkehrssicherheitsaktion "Sicher durch den Harz" ausgewertet. Zahlreiche Tote und Verletzte hat die Motorradsaison 2011 wieder gefordert.
Halberstadt l Auf zwei Rädern und einem dicken Motor zwischen den Beinen durch den Harz fahren - für viele Biker schlichtweg das Erlebnis, dabei Berge und Natur genießen.
Es gibt aber auch die Motorradfahrer, die mit ihren Maschinen nur durch die Kurven "fliegen" wollen, um die damit verbundenen Adrenalinstöße zu genießen. Ausflüge, die oft mit schweren Unfällen mit Verletzten und Toten enden, wie Uwe Dreiling, Chef des Revierverkehrsdienstes Harz, gestern zur Auswertung der Polizeiaktion "Sicher durch den Harz" informierte. Eine Aktion, die das Polizeirevier Harz seit sechs Jahren gemeinsam mit den angrenzenden Revieren in den Nachbarländern Thüringen und Niedersachsen veranstaltet.
Besonders an den Wochenenden sei in der Zeit von Mai bis Oktober im Harz viel los, berichtet Peter Pogunke, Sprecher des Polizeireviers Harz. "Tausende von Wanderern, Fahrradfahrern und Motorradfahrern sind unterwegs, Kradfahrer mit sportlichen Ambitionen passen da absolut nicht rein", so Pogunke.
"Allerdings handelt es sich bei den Verkehrstoten nicht um die klassischen Risiko suchenden Raser."
Uwe Dreiling, Chef des Revierverkehrsdienstes
Die Ordnungshüter registrierten im Zeitraum von März bis Oktober, der ausgewiesenen Kradsaison, 156 Verkehrsunfälle (im Vorjahr 133) mit Beteiligung von Kradfahrern im Landkreis Harz. 47 Verkehrsteilnehmer wurden schwer (Vorjahr 51) und 63 leicht verletzt (Vorjahr 46). Dabei sind nicht die jungen Biker diejenigen, die am häufigsten Unfälle verursachen. An der Spitze der Statistik des Polizeireviers Harz liegen die 30- bis 40-Jährigen mit 23 Unfällen, gefolgt von der Altersgruppe 25 bis 30 mit 22 sowie die 18- bis 25-Jährigen mit 18 Unfällen und die 40- bis 50-Jährigen mit 17.
Von den insgesamt 18 Menschen, die im Landkreis Harz in diesem Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, sind 7 Motorradfahrer. "Allerdings handelt es sich bei den Verkehrstoten nicht um die klassischen Risiko suchenden Raser", berichtet Uwe Dreiling. Vielmehr seien es tragische Unfälle gewesen, bei denen Menschen getötet wurden. So unter anderem zwischen Deersheim und Dardesheim, wo ein Kradfahrer beim Vorbeifahren einen Bekannten sieht, ihn grüßt, dadurch unaufmerksam ist, in einen Kremser rast und getötet wird, so Dreiling. Oder ein anderer Fall aus Hasselfelde, wo ein Pkw-Fahrer plötzlich bremst, weil er eine Abfahrt verpasst hat, das Auto nach links zieht und dabei mit einem Motorrad kollidiert. Der Kradfahrer und sein Sozius sterben.
"Wir wollen an die Raser mit den großen Maschinen ran", erklärt Peter Pogunke. Der Harz sei ein Eldorado für Kradfahrer. Ein Fakt, der sich nicht nur über Ländergrenzen hinweg in der Bikerszene herumgesprochen habe, so Peter Pogunke. Die Motorradfahrer kämen sogar aus Schweden, den Niederlanden und aus Großbritannien gezielt in den Harz. Die überregionalen Motorradfahrer bilden auch die Gruppe mit den meisten Unfällen. Immerhin entfallen in diesem Jahr 59 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Kradfahrern auf diese Gäste.
An fünf Schwerpunktstraßen im Landkreis Harz - der B 27, B 81, B 242 und der Landesstraße 96 - fanden zur Unfallprävention in dieser Saison 17 Kontrollen statt, bei den insgesamt 232 Verstöße festgestellt wurden. Im Vorjahr waren es noch 23 Kontrollen mit 572 Verstößen. "Leider konnten wir aufgrund des Kräftepotenzials im Polizeirevier nicht mehr leisten", bedauert Uwe Dreiling.