Landtagswahl Quedlinburger Ulrich Thomas will für die CDU wieder in den Landtag
Bei der Landtagswahl kämpfen am 6. Juni im Wahlkreis 17 sieben Direktkandidaten um die Gunst der Wähler. Die Volksstimme stellt Kandidaten und ihre Ziele vor – heute: Ulrich Thomas (CDU).

Quedlinburg - Man könnte ihn für eitel halten, wie er immer auftritt mit seinen schnieken Anzügen. Aber gut gekleidet zu sein, bedeutet nicht zwangsläufig eitel zu sein. Ulrich Thomas ist so ein Typ. Der Quedlinburger ist ein unaufgeregter Mensch. Einer, der durchaus erstmal hinhört und nicht gleich die Welt erklären will, so, wie er so manchen seiner Landtagskollegen erlebt. Manchmal kann das steif wirken, aber damit kann Ulrich Thomas leben.
Der Christdemokrat ist seit 1999 in politischen Ehrenämtern aktiv, im November 1998 trat er in die CDU ein. „Ich bin christlich geprägt, das bestimmt mein Menschenbild. Von daher kam nur eine Partei für mich in Frage“, sagt der evangelisch getaufte und konfirmierte 53-Jährige. Auch wenn er kein regelmäßiger Kirchgänger ist, prägen christliche Werte seine Lebenseinstellung. Was ihm zu DDR-Zeiten durchaus die Lebensplanung verhagelte. Fragen zu stellen, die nicht gern gehört werden, ist ihm wichtig. „Ich bin sehr diskussionsfreudig“, sagt er von sich selbst. Einfach nur Vorgaben zu folgen, ist nicht so seins. Wofür er auch im Landtag durchaus nicht nur Anerkennung erntet. Dass ihm zu große Nähe zur AfD nachgesagt wird, weiß er. „Aber nicht alle sind radikal“, so Thomas. Fehlende Abgrenzung zu rechtsextremen Zielen ist aber auch für ihn ein Grund, der eine Zusammenarbeit ausschließt. Er wolle gern die CDU-Wähler wieder zurückgewinnen, die sich enttäuscht zeigten von dem, was Landes- und Bundes-CDU tun. „Wir müssen einfach wieder gute Argumente dafür liefern, warum wir die richtige Wahl sind“, so der Unternehmer.
Er lehne Populismus ab, zumal der meist auf Kosten anderer gehe, sagt der seit 2006 im Landtag mitwirkende Vater zweier Kinder. „Das ist wie beim Fußball: Von den Rängen aus wissen alle, was zu tun wäre, aber auf dem Spielfeld zu stehen, ist etwas ganz anderes. Wer die Verantwortung hat, diskutiert nicht so populistisch, weil er um die Probleme weiß.“ In der aktuellen Lage zum Beispiel sei es ein schwieriger Spagat, zwischen den gleichermaßen berechtigten Forderungen nach umfassendem Gesundheitsschutz und einem Leben in normalen, gewohnten Bahnen zu agieren. „Viele üben Kritik, sagen dann aber gleichzeitig, dass sie froh sind, diese Dinge nicht entscheiden zu müssen.“
Jüngster Fahrlehrer Deutschlands
Entscheidungen musste Ulrich Thomas für seine eigene Lebensplanung des Öfteren treffen, nicht immer war es einfach. Die meisten fielen nach ausgiebigen Gesprächen mit seiner Frau. Thomas hat seine Jugendliebe aus Schultagen geheiratet, seit 28 Jahren teilen sie ihren Alltag. Die Familie gibt dem Vielbeschäftigten Halt und Kraft. Vor allem seit er zwei kleine Enkelkinder hat, habe er sein Zeitmanagement noch straffer strukturiert.
Für die eigenen Kinder sei wenig Zeit geblieben, sagt er rückblickend. Der gelernte Elektroinstallateur ist seit Mai 1990 selbstständiger Unternehmer. Allerdings nicht als Elektriker. Er gründete eine Fahrschule, war 1990 der jüngste Fahrlehrer Deutschlands. Seine Ausbildung zum Fahrlehrer hatte er zwei Jahre zuvor bei der GST gemacht. Dieser Einsatz in der Gesellschaft für Sport und Technik war eine Möglichkeit, um nicht als Reservist wieder in die Armee eingezogen zu werden. Seine Armeezeit fand er „nicht so toll“.
Weil er im Mai sein Unternehmen gründete, konnte er auch schon mit 22 eine Fahrschule betreiben, nach westdeutschem Recht hätte er für eine Fahrschullehrer-Tätigkeit mindestens ein Jahr älter sein müssen und eine eigene Fahrschule frühestens mit 25 eröffnen dürfen. „Ich hatte damals wenig Geld, null Eigentum, aber viel Enthusiasmus“, erinnert er sich. Das erste Fahrschulauto war ein Trabant, nach zehn Wochen kam dank familiärer Unterstützung ein VW Golf dazu. „Damals musste ich immer nach Wernigerode zum Tanken fahren, weil es nur dort schon bleifreies Benzin gab. “ 120 000 Kilometer lief der Golf im ersten Jahr. Der Bedarf war riesig, viele seiner Schüler waren deutlich älter als er. „Als Fahrlehrer hat man einen sehr persönlichen Kontakt zu seinen Kunden, da hört man von vielen Schicksalen.“ Inzwischen lernen Kinder und Enkel ehemaliger Fahrschüler bei ihm das Abc des Straßenverkehrs. Eine Tatsache, die ihn mit Stolz erfüllt.
In die ersten Jahre der Selbstständigkeit fallen auch die Sanierung eines Fachwerkhauses in seiner Heimatstadt, die Geburt seiner beiden Töchter. Das habe nur funktioniert, weil die Familie gut funktioniert. Dass seine Eltern sowie die Schwiegereltern noch rüstig und selbstständig sind, sei „ein großes Glück, dass wie erfahren dürfen.“ Gerade die Pandemiezeiten hätten noch einmal gezeigt, wie wichtig Familie ist, sagt Thomas, der mit drei Geschwistern aufwuchs.
Unabhängig bleiben und in Kontakt zu den Menschen
Seine Fahrschule hat er immer noch, auch wenn Ulrich Thomas seit 2006 Vollzeitpolitiker ist. Es sei ihm wichtig, wirtschaftlich unabhängig zu sein und geerdet zu bleiben.
Aus letzterem Grund sei er mit großer Freude nicht nur Vorsitzender des Harzer CDU-Kreisverbandes, sondern ebenfalls Vorsitzender des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Quedlinburg. Für eine aktive Mitarbeit fehle ihm die Zeit, aber über den Förderverein könne er die wichtige Arbeit der Wehr unterstützen. Der Gelegenheitstennisspieler und begeisterte Kitesurfer ist zudem Vorsitzender der Fördervereins der Kreisvolkshochschule und des Thermenbeirats „Bodetal Therme Thale“. Im Förderverein Naturbadeteich Klietz ist er stellvertretender Vorsitzender.
Das ehrenamtliche Engagement bringt ihn mit vielfältigen Themen in Berührung, seinen Schwerpunkt in der Landtagsarbeit hat er im Bereich Wirtschaft und Digitalisierung, für die Fraktion arbeitet er im Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung mit. Ambitionen auf ein Ministeramt habe er nicht. „Ich sehe meinen Platz in der Fraktion“, sagt Ulrich Thomas. Er gehe mit Demut in die Wahl, weiß, dass der Souverän entscheidet, wer den Wahlkreis 17 im Landtag vertreten wird. Diese Aufgabe wahrzunehmen, das würde er sehr gern.
Wirtschaft anzukurbeln, braucht nicht immer nur Geld
Dass nun Harsleben und Wegeleben zum Quedlinburger Wahlkreis gehören, findet Ulrich Thomas spannend. Was er bislang kennengelernt habe, zeige, dass „man gar nicht so weit voneinander entfernt ist, aber dennoch Unterschiede in der Mentalität spürbar“ seien.
Er freue sich darauf, neuen Menschen zu begegnen, Neues kennenzulernen. Auch wenn das unter Pandemiebedingungen aktuell etwas schwierig sei. Womit Thomas bei einem seiner Ziele ist, sollte er wieder in den Landtag gewählt werden: Die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Was für ihn heißt, nicht nur positive Signale für die Menschen zu setzen, dass man auf dem Weg zurück in die Normalität sei, sondern mit Landesmitteln zu helfen, wo es erforderlich ist. Unter anderem, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, finanziert diese mit den Steuern doch die öffentlichen Haushalte.
Die Hilfe sieht Thomas dabei nicht unbedingt in Geldleistungen. Unkompliziertere Genehmigungsverfahren zum Beispiel seien da oft viel hilfreicher. Überhaupt sei Bürokratieabbau erforderlich. Auch öffentliche Vergaben zu vereinfachen, könnte ein Anschub für die Wirtschaft sein.
Mit der Wirtschaftsentwicklung verbindet der Quedlinburger die Stärkung des ländlichen Raumes. „Wir müssen schauen, dass die Leute in der Region bleiben, dazu braucht es Arbeitsplätze vor Ort – mit Konditionen, die im bundesweiten Wettbewerb bestand haben.“ Zur Wirtschaftsförderung zählt für den Unternehmer auch, jungen Menschen die Scheu vor Existenzgründungen zu nehmen.
Langer Atem erforderlich
Aber auch Investition in die Bildung seit ihm wichtig, weshalb er gern darauf verweist, dass es gelungen ist, mit Fördergeld in der Verbandsgemeinde Vorharz die Grundschulen in Hedersleben und Wegeleben zu sanieren. Im Blick habe müsse man ebenso das öffentliche Gesundheitswesen.
Beides seien Themen, die ebenso einen langen Atem erforderten wie andere Investitionen in die Infrastruktur. Nicht zuletzt in die digitale Versorgung. „So, wie es Strom und Wasser in jedem Ort gibt, muss es auch schnelle Internetverbindungen in jedem Ort geben. Das ist heutzutage einfach erforderlich, wenn es um die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen in Stadt und ländlichem Raum geht.“
Die Ortsumgehung für Harsleben zu bauen, war ein über viele Jahre währender Prozess, selbst der Radwegebau brauche Planungsvorlauf. „Und beständiges Dranbleiben“, so seine Erfahrung aus 15 Jahren Landtagsarbeit. „Der Radweg zwischen Halberstadt und Quedlinburg zum Beispiel hat zehn Jahre gebraucht, um von einer Idee zu einem befahrbaren Weg zu werden."
Für Harsleben sei zudem der Hochwasserschutz ein wichtiges Thema, das weiß Ulrich Thomas, der hierbei zugleich andere Kommunen mit im Blick hat. Schließlich halte sich eine Flut an keine Gemarkungsgrenzen.
Kommunalpolitik muss wieder Spaß machen
Die Gemeinden und Städte voranzubringen, sei für ihn eine wichtige Triebfeder, Landespolitik zu betreiben. „Ich will, das jede Region im Wahlkreis von kluger Landespolitik profitiert.“ Da gehöre die Unterstützung von Sportvereinen ebenso dazu wie ehrenamtliche Arbeit generell. Wenn Hilfe gebraucht wird, soll es sie auch geben.
Seine kommunalpolitischen Erfahrungen aus Kreistag und Stadtrat Quedlinburg hätten seinen Blick in Sachen Kommunalfinanzen geschärft, sagt Ulrich Thomas. Man müsse wieder dahin kommen, dass die Haushalte Gestaltungsspielräume zuließen. „Politik muss vor Ort erlebbar sein.“ Solche Projekte wie das 100-Millionen-Programm, dass Kommunen Investitionszuschüsse außerhalb der sonstigen Zuweisungen beschert hatte, wiesen in die richtige Richtung, seien aber nicht ausreichend. „Wir müssen die kommunale Selbstverwaltung stärken. Kommunalpolitik muss wieder Spaß machen und nicht nur bedeuten, den Mangel zu verwalten.“