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Denkmalschutz Schockverliebt in Dingelstedt: Berliner Paar saniert Magdalenhof im Huy

Wie kommt ein Paar aus Berlin dazu, in Dingelstedt einen sanierungsbedürftigen, historischen Hof zu kaufen – und hier Ferienwohnungen anbieten zu wollen? Claudia Christ-Steckhan und Thomas Steckhan berichten.

Von Maria Lang Aktualisiert: 08.07.2023, 17:17
Claudia Christ-Steckhan und Thomas Steckhan sind aus Berlin nach Dingelstedt gezogen und sanieren den fast 300 Jahre alten denkmalgeschützten Magdalenenhof.
Claudia Christ-Steckhan und Thomas Steckhan sind aus Berlin nach Dingelstedt gezogen und sanieren den fast 300 Jahre alten denkmalgeschützten Magdalenenhof. Foto: Maria Lang

Dingelstedt - „Eigentlich haben wir nach einem kleinen Wochenendhaus in der Harzregion gesucht“, erklären Claudia Christ-Steckhan und ihr Mann Thomas Steckhan. Gefunden haben sie einen großen Drei-Seiten-Hof in Dingelstedt, den sie inzwischen vermieten und auch selbst bewohnen. Doch der Reihe nach.

Thomas Steckhan (60) stammt gebürtig aus Bad Harzburg, wo er im Alter von 17 Jahren die damals 15-Jährige Claudia kennenlernt. „Ich bin in Herzberg geboren, aber viel umgezogen und so irgendwann in Bad Harzburg gelandet“, erklärt sie. Sieben Jahre später, Thomas Steckhan ist inzwischen nach der Schule nach Berlin gezogen, wird aus der Bekanntschaft mehr und beide werden ein Paar. Claudia folgt nach Berlin, wo sie, nach der Lehre zur Kinderkrankenschwester, ein Studium der Gesundheitsökonomie beginnt. Thomas studiert Architektur und ist anschließend zehn Jahre in diesem Beruf tätig. „Dann kam aber die schwere Zeit für die Baubranche, ich habe mich neu orientiert und mit einer IT-Firma selbstständig gemacht“, erzählt er rückblickend.

„Vor ungefähr zwölf Jahren haben wir dann angefangen, nach dem kleinen Wochenendhaus zu suchen“, ergänzt seine Frau. „Unsere beiden Töchter waren aus dem Haus und wir wollten gern, zumindest zum Teil, zurück in den Harz.“

Plötzlich ging alles ganz schnell

Dann sei irgendwie alles Schlag auf Schlag gegangen: Freunde hatten ein Haus in Schauen gekauft, so dass man schon mal in der Region gewesen sei, dann stand der Magdalenenhof zum Verkauf und Thomas Steckhan schaute ihn sich mit der Tochter unverbindlich an. „Mein Mann ist eigentlich militanter, leidenschaftlicher Berliner – und war trotzdem so begeistert von dem Haus hier und der Umgebung, dass ich mir das Ganze zumindest anschauen musste“, erzählt die heute 58-Jährige. „Und auch ich war sofort schockverliebt.“

Der Magdalenenhof sei einer von sechs sogenannten „Vollackerhöfen“, aus denen Dingelstedt einst entstanden ist. Das Wohnhaus wurde 1727 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Zum Zeitpunkt des Verkaufs war das zu Ostzeiten in LPG-Besitz befindliche Grundstück dreigeteilt gewesen und das Berliner Paar hat Ende 2011 in einem ersten Schritt Tor- und Haupthaus sowie den Garten erworben.

Zu diesem Zeitpunkt waren drei der vier Wohnungen im Haupthaus vermietet. „Das sollte auch so bleiben – wir wollten ja hier gar nicht wohnen“, erzählt das Paar. „Ziel war gewesen, drei Wohnungen zu vermieten und eine für den Eigenbedarf zu behalten, die man im Rentenalter vielleicht beziehen könnte.“

„Und der ehemalige Pferdestall hatte es mir angetan. Die Deckengewölbe waren toll“, schwärmt der ehemalige Architekt.

Und so begannen 2012 die ersten Sanierungen am doch recht baufälligen Gebäude. „Rückblickend müssen wir sagen, dass wir da doch sehr blauäugig rangegangen sind und das Ganze vielleicht ein wenig unterschätzt haben“, gibt Claudia Steckhan zu. „Inzwischen sind wir da deutlich gelassener und wissen, das dauert eben einfach.“

Aus Wochenendhaus wurde Wohnsitz

Anfänglich sei man auch nur ab und zu hier gewesen, alle vier Wochen vielleicht. „Das wurde mit der Zeit dann immer mehr und häufiger“, so Christ-Steckhan, die vor allem den Garten für sich entdeckt hatte. „2015 haben wir dann einen weiteren der drei Grundstücksteile, eine ehemalige Versicherungsagentur, dazugekauft und seit 2016 haben wir unseren ersten Wohnsitz hier und nur noch eine Mini-Wohnung in Berlin.“

Kurz vor Corona verkaufte Thomas Steckhan schließlich seine Firma und konnte sich so noch mehr in den Umbau, der zum Großteil in Eigenleistung erbracht wird, stürzen. „Das hier ist jetzt mein neuer Job“, sagt er – und strahlt dabei glücklich.

2020 war schließlich die Sanierung der ersten Wohnung im ehemaligen Kornboden, die nun als Ferienwohnung vermietet werden sollte, abgeschlossen.

„Wir finden es einfach so schön hier, dass wir dachten, da muss es doch noch mehr geben, denen es so geht“, schwärmt Claudia Christ-Steckhan. „Und die gab es dann auch. Vordergründig waren und sind das Leute, die aus der Großstadt kommen – so wie wir.“

„Im ersten Jahr wurden wir förmlich überrannt“, ergänzt ihr Mann. „Da haben wir tatsächlich auch von Corona profitiert. Inzwischen hat sich das ein wenig eingepegelt – und wir haben sogar schon Stammkunden.“

Inzwischen sei die eigene Wohnung ebenfalls fertiggestellt und eine weitere Ferienwohnung in der Entstehung. Im Juni des vergangenen Jahres wurde abschließend auch der dritte und letzte Teil des Grundstücks erworben, so dass der Hof nun wieder komplett in einer Hand ist.

Neben der Vermietung und Sanierung wolle man den Hof aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich machen und öffnen. „Wir machen beim Tag des offenen Denkmals mit, waren Bestandteil der Musiknacht im Juni und sind auch beim Adventshof mit dabei“, zählen die beiden Beispiele auf. „Es sollen auch andere Leute Spaß an unserem Hof haben – und Lust auf Denkmäler und ihre Sanierung bekommen.“

Sofakonzerte sollen Hof weiter beleben

Aus diesem Zweck seien sie jetzt auch dabei, ein neues Konzept auszuprobieren: im ehemaligen Kuhstall sollen Sofa-Konzerte stattfinden. „Das sind ganz kleine private Veranstaltungen ohne Eintritt, bei denen es Live-Musik gibt und man in lockerer Atmosphäre beisammensitzt“, erläutert Thomas Steckhan das Prinzip.

Ein erster Termin für ein solches Konzert steht auch bereits fest: „Am 21. Juli kommt Miriam Spranger aus Chemnitz zu uns“, verrät das Paar voller Vorfreude. „Schauen wir mal, ob und wie das funktioniert – wenn es gut läuft, würden wir das gern regelmäßig machen. Nicht zuletzt, um den Hof mit Kultur zu beleben.“ Wer dabei sein möchte, meldet sich per E-Mail an sofakonzerte@huy.one an.

Der ehemalige Kuhstall ist inzwischen bereits großteils saniert und zum Veranstaltungsraum umfunktioniert.
Der ehemalige Kuhstall ist inzwischen bereits großteils saniert und zum Veranstaltungsraum umfunktioniert.
Foto: Maria Lang