Ermittlungen Schrecklicher Verdacht nach tödlichem Unfall
Nach dem tödlichen Unfall in Blankenburg versucht der Überlebende offenbar, die Verantwortlichkeit auf das Opfer abzuwälzen.
Blankenburg l Tödliche Unfälle sorgen stets für große Betroffenheit. Insbesondere wenn junge Menschen zu Opfern werden. So auch in der Nacht zum Sonntag, als zwischen Heimburg und Blankenburg ein Wagen mit zwei 18-Jährigen gegen einen Baum prallte und ein Insasse aus Blankenburg sein Leben verlor. Mittlerweile überschattet ein schrecklicher Verdacht die Tragik dieses Unfalls: Vieles deutet darauf hin, dass der überlebende Insasse zumindest anfangs versucht hat, die Verantwortung für den Unfall auf den Toten abzuwälzen.
Er hatte beim Notruf behauptet, das Opfer habe am Steuer gesessen. Und nicht nur das verleiht dem Fall besondere Brisanz: Beide Insassen sind Studenten der Polizei-Fachhochschule in Aschersleben. Hat der Überlebende am Steuer seines Wagens gesessen, muss er mit persönlichen und beruflichen Konsequenzen rechnen.
Die Polizei geht – basierend auf dem bisherigen Ermittlungsstand – davon aus, dass der Bernburger am Steuer des Unfallwagens saß. Er habe, ist der Polizeimeldung vom Sonntag zu entnehmen, gegen 2 Uhr bei der Polizei angerufen und über den Unfall informiert. Und darüber, dass sein Beifahrer – der Blankenburger – nicht ansprechbar sei. Der Notarzt habe später festgestellt, dass der Blankenburger vor Ort seinen Verletzungen erlegen sei. Und: Der Fahrer habe beim Atemalkoholtest 1,17 Promille gepustet.
Am Dienstag hat Polizeisprecherin Bettina Moosbauer jene erste Mitteilung auf Nachfrage gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung um einen entscheidenden Punkt ergänzt: Demnach habe der Anrufer beim Notruf zunächst erklärt, dass er als Beifahrer im Wagen gesessen habe und der Fahrer nicht ansprechbar sei. Moosbauer bestätigte am Mittwoch die Korrektheit dieser Angaben, wollte sich jedoch nicht weiter äußern. Der Fall liege bei der Staatsanwaltschaft.
Auch der dortige Behördenchef Hauke Roggenbuck gab sich wortkarg. „Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs unter Alkoholeinfluss“, so der Oberstaatsanwalt. Und auch er nannte den Knackpunkt: „Wer Fahrzeugführer war, ist gegenwärtig unklar.“ Ein Gutachter sei eingeschaltet und der eingegangene Notruf gesichert worden. Zudem werde die Leiche obduziert und der Überlebende befragt.
Es dürfte niemanden überraschen, wenn die Zweifel an der ersten Version des Überlebenden dann in jeder Hinsicht bestätigt werden. Jene Zweifel waren nach Informationen der Volksstimme schnell aufgekommen und werden mit Blick auf Details untermauert. So soll der Bernburger den Unfall mit leichten Verletzungen überstanden haben. Angesichts der massiven Verformungen auf der Beifahrerseite des Renaults ist das jedoch schwer vorstellbar. Zudem ist unter der Beifahrertür eine rote Lache sichtbar – vermutlich Blut.
Die Ermittler und Gutachter stehen nun vor der Aufgabe, Spuren wie Fingerabdrücke sowie Blut- und DNA-Anhaftungen im Wagen mit den beiden Beteiligten abzugleichen und daraus beweiskräftige Rückschlüsse auf die Sitzposition zu ziehen. Allein jene Blutlache unter der Beifahrertür dürfte klare Hinweise auf den Beifahrer geben. Obendrein dürfte auch die Frage, ob Unfallmeldung und -zeitpunkt identisch sind, die Ermittler beschäftigen.
Sollte sich dabei der Verdacht bestätigen, von dem die Polizei bislang ausgeht – der Bernburger saß betrunken am Steuer seines Wagens – dürften ihm nicht nur eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung und ein langfristiger Fahrerlaubnisentzug drohen. Auch der Widerruf des Beamtenstatus‘ und die Exmatrikulation von der Polizeischule würden dann wohl sofort folgen.