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Luftsportverein Dingelstedt Seit 20 Jahren auf jeder Fliegerkarte

Fluggeräte heißen die kleinen Ultraleichtflugzeuge, die es in Dingelstedt zu bestaunen gibt. Vor 20 Jahren hatten drei Flugpioniere den Traum vom eigenen Platz und haben das Pfingstgras in einen schmucken Landepunkt umgestaltet. Und es gibt gute Neuigkeiten aus dem Verein.

Von Ramona Adelsberger 21.05.2021, 20:49

Dingelstedt - Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit jährt sich in Dingelstedt zum 20. Mal ein besonderes Datum. „Unser Verein wurde am 10. Mai 2001 gegründet“, teilt Dirk Spangenberg, Vorsitzender des Luftsportvereins Dingelstedt, mit. 2018 hatte er das Amt vom langjährigen Vereinsvorsitzende und Gründungsvater Klaus Bögelsack übernommen.

Drei begeisterte Flieger hatten 2001 den Verein gegründet: Klaus Bögelsack, Reinhard Seehawer und Friedrich-Wilhelm Salomon. Schon zu DDR-Zeiten waren die drei geflogen und wollten ihrer Freude am Luftsport in Dingelstedt eine Heimat geben.

Dann sei alles recht schnell gegangen, erinnert sich Dirk Spangenberg. „Auf dem einst schwarzen Acker erhob sich ein Flugplatz samt Flughalle. Das war damals echter Pioniergeist.“ (Siehe Infokasten)

Seitdem ist im Luftsportverein Dingelstedt viel passiert. Immer mehr Ultraleicht-Fluggeräte (wie die kleinen Maschinen richtig heißen) kamen dazu, die Zahl der Mitglieder erhöhte sich. Heute gehörten 13 aktive Flieger, zwei passive Mitglieder und ein Ehrenmitglied zum Verein.

Größten Wert haben die Luftsportler schon von Beginn an auf die Außenwirkung in der gesamten Region gelegt. „Mit unseren Flugtagen haben wir die Bürger mit einbezogen und an unserer Begeisterung für den Luftsport teilhaben lassen“, so Spangenberg.

Zu diesen Höhepunkten war stets viel los auf dem Landeplatz nördlich von Dingelstedt. Im Minutentakt gab es Starts und Landungen von Vereinsmitgliedern und befreundeten Gästepiloten zu erleben. Modellvorführungen sorgten für Staunen und - als besondere Angebote mit Nervenkitzel für die Besucher - wurden auch die Gästeflüge immer gut angenommen. Im Juni 2018 fand das bisher letzte dieser Flugplatzfeste statt, insgesamt war es Nummer 14 seit der Gründung. 2019 hatten die Luftsportler planmäßig ausgesetzt und nun musste 2020 und auch 2021 aus den bekannten Corona-Gründen pausiert werden. „Es wird Zeit, dass wir hier wieder feiern dürfen“, so Spangenberg.

Starkstromleitung hätte Ende des Vereins besiegelt

Die Luftsportler setzen nun auf 2022 für das 15. Flugplatzfest. Allerdings ist geplant, sobald es wieder möglich ist, unbedingt noch in diesen Jahr zumindest zu einem Tag der offene Tür einzuladen.

Denn es gibt nicht nur das Jubiläum zum 20. Gründungstag zu feiern, sondern auch gute Neuigkeiten zur Perspektive der Fliegerei in Dingelstedt.

Spangenberg erinnert sich noch sehr gut an 2018, als bekannt wurde, dass die Avacon den lange geplanten Harzring als Freileitung umsetzen wollte. „Eine Starkstromleitung mitten in unserer Platzrunde hätte das Aus für unsere Pläne von der Entwicklung eines Luftsportzentrums bedeutet.“ Weil er das nicht einfach so hinnehmen wollte, hatte sich Dirk Spangenberg sofort nicht nur als Gründungsmitglied der Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“, sondern als einer der drei Sprecher (neben Maik Berger und Heiko Bode) engagiert.

Politiker aller Parteien bei Protest mobilisiert

Als symbolischer Ort der Gründung der Bürgerinitiative, der sich immer mehr Menschen anschlossen, und für viele Treffen und Gespräche diente immer wieder der Flugplatz selbst.

„Wir haben nichts unversucht gelassen, hatten am Ende Politiker aller Parteien auf unserem Flugplatz und sind sogar mit dem damaligen Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) in die Luft gegangen, um ihm die Problematik vor Augen zu führen.“ Und lange hatte es so ausgesehen, als würde diese Freileitung tatsächlich auch kommen.

Doch dann die Überraschung. Bei einem Treffen mit der Avacon im Juni des Vorjahres kam die für viele von uns erlösenden Nachricht, dass ein Kompromiss gefunden wurde und die 110-KV-Leitung zwar nicht komplett von Wasserleben bis Dingelstedt, zumindest aber im sensibelsten Bereich parallel zum Flugplatz und innerhalb der Platzrunde, unter die Erde kommt (die Volksstimme berichtete).

„Das war wie eine Initialzündung bei uns im Verein, sofort konnten wir zwei neue Mitglieder bei uns begrüßen und haben nun sogar einen UL-Tragschrauber im Hangar. Und weil in einem Luftsportzentrum auch Ausbildung eine wichtige Rolle spielt, denken die Dingelstedter Flieger nun sogar über eine Vereinsmaschine nach, um den interessierten Nachwuchs für die Fliegerei zu begeistern. Denn nicht jeder kann und will sich gleich ein eigenes Fluggerät anschaffen.

Modellflieger bereiten sich auf Wettkämpfe vor

Und auch die noch junge Gruppe der Modellflieger bereitet sich auf erste Wettkämpfe vor und freut sich über interessierte Mitstreiter, die ihre Reihen verstärken.

Bei Kontakten mit der Öffentlichkeit gibt immer wieder Begegnungen, die den Fliegern lange im Gedächtnis bleiben. So ist zu Beispiel Karsten Jettschat, der im Dingelstedter Sankt Pia Heim lebt, ein ganz besonders begeisterter Fan. Bei jedem Flugplatzfest war er dabei, bestaunte die kleinen fliegenden Wunder und schaute ihnen sehnsüchtig nach.

Das war nicht unbemerkt geblieben und unmittelbar nach dem Flugplatzfest 2016 lud Klaus Bögelsack den jungen Mann auf den Flugplatz ein und ging mit ihm in die Luft. Und auch Dirk Spangenberg, zeigte, nachdem er 2018 von Karstens Sehnsucht erfahren hatte, sofort ein Herz und lud Karsten auf einen erneuten Rundflug ein.

Der Flugplatz Dingelstedt hat den Status eines Sonderlandeplatzes. „Das klingt so provisorisch, ist aber nicht“, erklärt Spangenberg. Die Genehmigung sei auf Dauer erteilt, der Sonderstatus beziehe sich lediglich auf den Fakt, dass es auf dem „Pfingstgras“ keinen Tower gibt.

Auf der Internetseite des Luftsportvereins kann man einen Blick in die Geschichte des Vereins werfen, sich über technische Details informieren und erfährt genau, was der Begriff „Platzrunde“ bedeutet.

Interessant dürfte auch die Wetterstation sein, die ständig aktualisiert wird und eine genaue Vorhersage für das zu erwartende Wetter im Huy anzeigt.

Dirk Spangenberg: „Das ist besonders wichtig für anfliegende Gästeflieger, bedeutet für uns einen großen Sprung in der Sicherheit und erleichtert uns die Flugvorbereitung kolossal.“ Möglich macht das übrigens eine Freifunkverbindung, die stabiles Internet auf dem Flugplatz herstellt.

Die Ultraleicht-Fluggeräte sind regelmäßig im Einsatz. Hier startet Pilot Dirk Spangenberg.
Die Ultraleicht-Fluggeräte sind regelmäßig im Einsatz. Hier startet Pilot Dirk Spangenberg.
Archivfotos (3): Ramona Adelsberger