1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Goldbach: Sieben Jahre nach Hochwasser in Harsleben: Dorf im Harz ist nicht besser vor nächster Flut geschützt

EIL

Goldbach Sieben Jahre nach Hochwasser in Harsleben: Dorf im Harz ist nicht besser vor nächster Flut geschützt

Das Jahrhundert-Hochwasser im Harz jährt sich am 27. Juli zum siebten Mal. Warum es am Goldbach in Harsleben, einem der am stärksten betroffenen Orte, immer noch viele offene Baustellen gibt.

Von Dieter Kunze 25.07.2024, 10:30
Die Brücke am Hundeplatz in Harsleben wird mit EU- und Landesmitteln erneuert, um die ökologische Durchgängigkeit zu verbessern.
Die Brücke am Hundeplatz in Harsleben wird mit EU- und Landesmitteln erneuert, um die ökologische Durchgängigkeit zu verbessern. Foto: Dieter Kunze

Harsleben. - Wenn der 27. Juli naht, sitzt manchem Anlieger am Goldbach in Harsleben noch die Angst im Nacken. Vor sieben Jahren kam es nach mehreren Tagen Dauerregen im Harz zu einem extremen Hochwasser. „Der Ort läuft voll“, diese Nachricht hat Bürgermeisterin Christel Bischoff (parteilos) noch im Kopf.

„Schlimmer ist aber, dass außer einer Hochwasserstudie noch nichts passiert ist, um uns gegen solche Gefahren künftig zu schützen.“ Vor wenigen Tagen sorgte erneut ein Sturzregen im Ort für Aufregung, weil Gullys für Wassermassen nicht ausreichten.

Lesen Sie auch: Hochwasser im Harz: Feuerwehren kämpfen gegen Wassermassen und Treibgut

Aufgrund der Flut 2017 hat der Landesbetrieb für Hochwasserschutz den Goldbach als Risikogewässer ausgewiesen. Die Behörde erarbeitete eine Schutzstudie, „unabhängig von den Zuständigkeiten“, wie es darin heißt. Umgesetzt wurde jedoch noch kein einziges Vorhaben – „da die Zuständigkeit bei der Gemeinde liegt“, steht in der Antwort der Landesregierung auf eine kleinen Anfrage von CDU-Landtagsmitglied Ulrich Thomas. Bürgermeisterin Bischoff hat seit dem Hochwasser nicht nachgelassen, Verbündete zu suchen und Fördergeld anzumahnen.

So sah es Ende Juli 2017 in Harsleben aus, als der Goldbach das Vorharz-Dorf flutete.
So sah es Ende Juli 2017 in Harsleben aus, als der Goldbach das Vorharz-Dorf flutete.
Foto: Dieter Kunze

Der Goldbach schwoll damals rasant an und flutete zahlreiche Häuser. Während in Wernigerode und entlang der Holtemme bereits seit Tagen gegen die Fluten gekämpft wurde, traf es Langenstein, Teile von Halberstadt und vor allem Harsleben ohne jede Vorwarnung. „In 40 Jahren haben wir so etwas noch nicht erlebt“, erinnert sich Christel Bischoff.

Klimawandel verstärkt Angst vor Hochwasser im Vorharz

Damals schockierten die Bilder aus dem Vorharz-Dorf: Menschen, die verzweifelt – und letztlich ziemlich erfolglos – mit Sandsäcken gegen die Fluten kämpften. Putz- und Fußbodenschäden in den Häusern sind verschwunden. Die Angst, dass ein weiteres Hochwasser wieder alles zunichte macht, ist geblieben. Der Klimawandel spielt in vielen Diskussionen eine Rolle.

Für das Risikogewässer wurden hydrologische Untersuchungen angestellt und fußend auf den dabei erkannten Schwachpunkten nötige Hochwasserschutz-Vorhaben ausgewiesen. Problem beim Goldbach: Als Gewässer zweiter Ordnung sind für den Hochwasserschutz die Anrainer-Kommunen zuständig. Und die schauen hinsichtlich der Kosten und ihrer leeren Kassen zum Land.

Harslebens Bürgermeisterin verweist auch auf Erfolge

„Mit unseren Möglichkeiten haben wir schon einiges angeschoben“, so die Bürgermeisterin. Für wenig Geld wurde ein bebautes Grundstück Im Gange 7 erworben. Das Haus am Goldbach wurde abgerissen, um Baufreiheit zu schaffen. Eine weiteres Projekt zur Sicherung der Anwohner der Straße „Kiefern“ ist die Errichtung einer Abflussrinne in der Straße der DSF. Dadurch werden Wasser- und Erosionsmaterialien aus der Feldflur geteilt und umgeleitet.

Dringend erforderlich war die Pflege des Kieferngrabens als Zulauf zum Goldbach. Dazu legte der Gemeinderat fest, dass Mitarbeiter des Bauhofes den Graben alle sechs Wochen mähen und reinigen. Zur Sicherung des Abflusses wurde die Mauer nahe der Gewölbebrücke der Landesstraße 24 wieder mit Sandsteinen befestigt.

Im Rahmen der Hochwasserschutzstudie für den Goldbach sind 23 örtliche Projekte herausgearbeitet worden. Schwerpunkt sind zehn Vorhaben innerhalb der engen Ortsbebauung. Das betrifft unter anderem eine Gewässeraufweitung, der Ersatzneubau der Brücke am Mittentor, eine neue Hochwasserschutzwand und die Hundeplatzbrücke. Außerdem wurden in der Studie mögliche Rückhaltebecken untersucht. Als Vorzugsvariante wurde der Beckenstandort Pfeifenkrug Nordbecken ausgewiesen. Die Kosten werden auf etwa acht Millionen Euro geschätzt.

Lesen Sie auch: Flutschaden: Marode Ufermauer in Wernigerode droht zu kippen

Mit Inkrafttreten des Förderprogramms „Sachsen-Anhalt Klima III“ besteht die Möglichkeit, für Projekte des kommunalen Starkregenrisikomanagements eine 90-prozentige Förderung zu beantragen. „Eine Antragstellung ist derzeit noch nicht möglich, weil die nötige Richtlinie bei der Investitionsbank noch nicht vorliegt“, bedauert Bischoff.

Nur ein zentrales Vorhaben ist jetzt im Bau, die Hundeplatzbrücke. Ziel ist dabei vorrangig die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Gewässers. „Auf diese Weise wird das Vorhaben zu 100 Prozent von der EU und dem Land finanziert“, sagt die Bürgermeisterin. Doch weitere, dringende Aufgaben warten, bevor die nächste Flut kommt.