Sturm „Xavier“ wütet in Halberstadt
Rund 140-mal ist die Feuerwehr am Donnerstag im Landkreis Harz ausgerückt. Halberstadt war vom Sturmtief besonders betroffen.
Halberstadt l Sturm „Xavier“ hat die Rettungskräfte am Donnerstag in Atem gehalten. Orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von 180 Kilometern in der Stunde fegten über den Brocken. Bis 17 Uhr sind Kameraden der Feuerwehren rund 140 Mal im Landkreis zu Einsätzen ausgerückt, berichtet Sebastian Petrusch von der Leitstelle. „Zum Glück ist bislang niemand direkt durch den Sturm verletzt worden.“
Besonders Halberstadt ist von „Xavier“ betroffen gewesen. Laut Jörg Kelle, Abteilungsleiter Feuerwehr der Stadtverwaltung Halberstadt, waren es hier zwischen 14.45 und 17.30 Uhr 40 Einsätze. 40 Kameraden waren mit 17 Fahrzeugen unterwegs – unter anderem in die Gerichtsstraße. Der Sturm hat das Dach der leerstehenden, ehemaligen Ingenieursschule für Milchwirtschaft beschädigt. Styroporplatten und -teile flogen durch die Luft.
In der Lichtwerstraße ist ein Baum umgekippt, hat die Straße blockiert und ein Auto unter sich begraben. Wie Anwohner berichteten, sind die Besitzer des Kleinwagens derzeit im Urlaub und waren nicht zu erreichen.
Auch auf einem Parkplatz am Ameos-Klinikum kamen Fahrzeuge zu Schaden, weil ein Baum und Astteile auf sie gefallen sind. Fast alle Parks und Grünanlagen im Stadtgebiet wurden während des Sturms in Mitleidenschaft gezogen. Unter anderem im Landschaftspark in Mahndorf sind Bäume abgeknickt und Äste abgebrochen.
Zudem hielten mehrere Stromleitungen dem Sturm nicht Stand oder wurden von umgestürzten Bäumen zerrissen, berichtet Sebastian Petrusch. In Derenburg sei eine Photovoltaikanlage beschädigt worden, in Böhnshausen, Rohrsheim und Hessen deckte der Sturm Dächer ab.
Wie Petrusch, Vize-Stadtwehrleiter in Quedlinburg, weiter informierte, hatte die Leitstelle vorsorglich „Unwetterarbeitsplätze“ eingerichtet. Drei zusätzliche Mitarbeiter unterstützten das vierköpfige Team. „Trotzdem sind Notrufe in der Warteschlange gelandet“, so Petrusch bedauernd.
Die Leitstelle verzeichnete insgesamt 16 Einsätze in Osterwieck, zehn im Vorharz und acht im Huy. In Quedlinburg rückten die Kameraden zwölfmal aus, sechsmal in Blankenburg im Nordharz und Ilsenburg 13-mal und viermal im Oberharz. Acht Einsätze gab es im Stadtgebiet Wernigerode. „Xavier“ hat dort auch im Wildpark Christianental seine Spuren hinterlassen: Der Zaun des Wildschweingeheges wurde beschädigt. Wildschweinkeiler „Max“, zwei Bachen und fünf Frischlinge nutzten ihre Chance und sind aus ihrem Gehege in Richtung Wald ausgebrochen, meldete der Wildpark im sozialen Netzwerk Facebook.
Neben Sperrungen von Straßen – zum Beispiel zwischen Tanne und Trautenstein – kam auch der Bahnverkehr im Landkreis teilweise zum Erliegen. So fuhr die Brockenbahn ab Mittag nicht mehr, wie Mitarbeiter der Harzer Schmalspurbahnen informierten. Ein abgebrochener Baum behinderte zudem den Verkehr der Bahn zwischen Drei Annen Hohne und Schierke. Laut Unternehmen hätten jedoch alle Fahrgäste Wernigerode sicher erreicht.
Wie die Pressestelle des Harz-Elbe-Express‘ (HEX) am gestrigen Nachmittag mitteilte, musste aufgrund der Unwetterwarnungen auch der Verkehr im Nordharznetz und auf der Linie HEX 4 eingestellt werden.