Deutschlands prominentester Tätowierer, Daniel Krause, stellt in der Kulturfabrik sein Buch vor Tattoo-Krause sticht verbal zu: "Wer Tattoos trägt, ist kein schlechter Mensch!"
Haldensleben (jhb) l Voll ist es in der Kulturfabrik. Immer wieder muss ein Mitarbeiter Stühle nachholen. Denn Daniel Krause, alias "Tattoo-Krause", ist zu Besuch. Scheinbar gehört es inzwischen zum guten Ton, dass man als einigermaßen prominenter Mensch ein Buch schreibt. So auch der Tätowierer, der vor allem aus Fernsehsendungen wie "Berlin sticht zu", dem Sat.1 Frühstücksfernsehen und "Berlin Tag Nacht" bekannt ist. Er liest aus seinem Buch: "Tattoo Krause - Deutschlands prominentester Tätowierer sticht zu".
"Auf der Fahrt hierher habe ich mich gefragt, ob überhaupt jemand kommt", berichtet Krause in seiner sympathischen Berliner Schnauze . "Jetzt bin ich hier in Haldensleben und kann nur sagen: Ihr seid besser als Rostock!" Knapp 50 Besucher sind gekommen, um Auszüge aus dem Buch, das vom Leben Krauses erzählt, zu hören.
Krause, 1969 in Ostberlin geboren, verbrachte seine Kindheit in der DDR. Sein erstes Tattoo lässt er sich mit 16 Jahren stechen: "Noch vor dem ersten Sex. Eine hässliche kleine Rose aus Punkten..." Schon damals hat er viel mit den Vorurteilen, die gegenüber tätowierten Menschen existieren, zu kämpfen. Heute kämen die unterschiedlichsten Menschen in sein Tattoo-Studio, die sich auf gar keinen Fall in eine Schublade stecken ließen, erzählt er: Vom klassischen Rocker über die biedere Sekretärin bis zum Anwalt - es lagen schon die verschiedensten Typen unter seiner Nadel. Auch Popstars wie Sarah Connor oder Schauspieler Jörn Schlönvoigt.
Und dennoch werde diese Körperkunst immer noch skeptisch betrachtet. Aber Tätowierungen, so Krause, seien normalerweise ein Ausdruck der Seele. "Man lässt sich nicht einfach irgendetwas stechen. Derjenige, der sich zu einer Tätowierung entscheidet, hat vorher lange darüber nachgedacht und verbindet etwas sehr Persönliches damit."
Krause erzählt die Geschichte eines Mannes und einer Frau. Sie kommen aus einem spießbürgerlichen Dorf und sind beide gerade von ihren Partnern, mit denen sie praktisch seit der Kindheit zusammen waren, verlassen worden. Als Frischgetrennte haben sie sich zusammengetan und wollen einfach nur "die Sau raus lassen". So richtig leben, alles hinter sich lassen. Nach dem Besuch eines AC/DC-Konzertes im Olympiastadion kommen die beiden in Krauses Tattoo-Studio und wollen sich das Logo der Band tätowieren lassen. "Nicht, weil sie solche Fans der Band sind. Sondern weil sie das Gefühl der Freiheit und Losgelöstheit von dieser Nacht festhalten wollten", erklärt der Tätowierer.
"Du da! Deinen Arm muss ich mir nachher mal näher angucken! Sieht gut aus!"
Neben vielen Infos aus seinem ereignisreichen Leben zeigt Krause auch Interesse an seinen Zuhörern. Schaut sich neugierig um, spricht tätowierte Zuhörer direkt an: "Du da! Deinen Arm muss ich mir nachher mal näher angucken! Sieht gut aus!" Das Publikum hat bei den Anekdoten und Geschichten von Tattoo-Krause viel zu lachen - so wie Krause selbst auch.
Zur Zeit sei er wieder viel auf Reisen für eine neue Sat.1-Sendung, er plane sein zweites Buch und ganz nebenbei arbeite er an einer Tattooschule für zukünftige Tätowierer. "Für Tätowierer gibt es keine Richtlinien. Jeder Kneipenwirt nebenan kann sich Tätowierer nennen, dabei gibt es in dem Beruf sehr viel zu beachten - allein schon die Hygiene." In der Schule solle es unter anderem um solche Vorsichtsmaßnahmen gehen.
Wer Interesse an dem Buch von Tattoo-Krause hat, muss sich auf eine derbe Sprache gefasst machen. "Ich habe, glaube ich, 1200 mal ,die Alte\' statt ¿Frau\' geschrieben. Das ist gar nicht böse gemeint, das sagt man halt so! Jetzt, nachdem das Buch in der Korrektur war, steht es bestimmt noch 400 mal drin..."