Buntglasfenster aus Langensteins 1977 abgerissener Kirche ist wieder im Heimatort angekommen Verschollenes Kirchenfenster aufgetaucht
Die einstige Langensteiner Kirche fiel 1977 dem Abriss zum Opfer. Damit gingen auch fast alle Kirchenfenster verloren. Nach 37 Jahren ist ein Teil eines historischen Buntglasfensters wieder im Heimatort angekommen.
Langenstein l Zurückgebracht hat es der frühere Langensteiner Peter Müller. Gefeiert wurde die Rückgabe des Fensters mit einer kleinen Andacht im Pfarrhaus. Dort berichtete Müller auch, wie er zu dem Fenster kam und wo es die vergangenen Jahrzehnte war.
Die Sorgen um die 1888 errichtete Kirche waren zu DDR-Zeiten immer größer geworden. Herabfallende Dachziegel gefährdeten vor allem die Jüngsten in der benachbarten Kinderkrippe und dem Kindergarten. Eine gründliche Untersuchung des Kirchengebälks ergab, dass eine umfassende Sanierung nötig sei. Das forderte auch die Bauaufsicht, sonst müsse es einen Totalabbruch geben. Weil keine finanzielle Hilfe für solch ein Vorhaben zu erwarten war, entschied sich die Kirchengemeinde, das Gebäude kostenlos der Gemeinde Langenstein zu übergeben, um die Abrisskosten zu sparen.
"Ich war in meinen Grundfesten erschüttert."
Peter Müller
Im Sommer 1977 war das Schicksal des Sakralbaus besiegelt, es wurde abgerissen. "Ich war in meinen Grundfesten erschüttert", erinnert sich Peter Müller. Die letzten Teile des Kircheninneren waren bei seinem Vor-Ort-Besuch bereits ausgeräumt, überall lagen Glasscherben von den zerschlagenen Fenstern.
"Da bat ich das Demontageteam, mir ein noch intaktes Stück vom letzten Südfenster zu überlassen", so Müller. Auch einige Buntglasscheibenreste nahm er an sich. Das Fenster hatte zwar einige Blessuren, fand jedoch im neuen Wohnort der Familie in Arendsee einen Ehrenplatz.
"Wir haben es von unserem örtlichen Glasermeister Alfred Hille mithilfe der gesicherten Scherben restaurieren lassen." 35 Jahre hing das bunte Bleiglasfenster dort und erinnerte an den Heimatort. Im vorigen Jahr stand jedoch eine Sanierung der Veranda seines Hauses an. Da kam die Überlegung, das Fenster an seinen ursprünglichen Ort zurückzubringen.
Schließlich blieben die Verbindungen zu Langenstein über die Jahre bestehen. So sprach Müller bei seinem jüngsten Besuch Familie Schwalbe bei einer Führung in den Höhlenwohnungen an und bat um Vermittlung.
"Sie haben sich rührig der Sache angenommen." Das Fenster sollte vor Ort dazu beitragen, die Erinnerungen an die einstige Ortskirche wach zu halten. "Es schmerzt, wenn man an die Sprengung und den Abriss der Kirche denkt", betonte Peter Müller. Dazu kam die Frage, ob es nicht Bemühungen zum Bau einer neuen Kirche gegeben habe.
Ilse Brüser, seit 1992 Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, berichtete von einem Kirchbauverein, den es nach der Wende gegeben habe. Was man geschafft habe, sei der Bau eines Glockenturmes - für 115 000 Euro.
Bei der Andacht sprach Pfarrer Torsten Göhler von großem Dank, mit dem das Fenster entgegengenommen werde. "Wir überlegen jetzt mit Familie Schwalbe, wo es künftig hängen soll." Es sei auch ein imponierender Gedanke, das Fenster nahe den Höhlenwohnungen zu präsentieren. An einem neuen Ort könnte es eine neue Aufgabe übernehmen, nämlich Besuchern eine Brücke in die Geschichte zu bauen. Auch über einen Platz im Pfarrhaus oder in der katholischen Franziskuskapelle mit dem Glockenturm, die ökumenisch genutzt wird, wird jetzt nachgedacht.
Nach der Andacht, die kirchenmusikalisch von Frieder Tegge begleitet wurde, sprachen die Besucher noch einige Zeit über die Geschichte des Kirchenabbruchs. "Der Altar der Kirche steht heute in der Anderbecker Kirche", weiß Ilse Brüser. Er sei für Langenstein zu groß und bleibe dort als Leihgabe. Auch ein Teil der Kanzel aus Langenstein steht in Anderbeck. Das Taufbecken kam nach Stendal.
"Der Altar der Kirche steht heute in der Anderbecker Kirche."
Ilse Brüser
Ortschronist Siegfried Schwalbe dankte der Familie aus Arendsee, dass sie das Fenster nach so vielen Jahren der Gemeinde zurückbrachte. Der Höhlenverein wolle sich gern auch finanziell an der neuen Präsentation beteiligen.
"Dass wir so feierlich empfangen werden, hätte ich nicht gedacht", sagte der 73-jährige Peter Müller abschließend. Schwalbes Bemühungen seien beispielhaft. Peter Müller hatte seine Frau 1960 an der Fachschule für Landwirtschaft in Ardendsee kennengelernt und beide fanden dort eine neue Heimat. Die Verbindungen zu Langenstein sollen weiter gefestigt werden.
Noch ist der Abriss der Kirche nicht vollständig dokumentiert. Susann Werkmeister-Natho, deren Mutter viele Jahre Pfarrerin in der Gemeinde war, sucht Zeitzeugen, die sich an die Aktion erinnern.