Unwetter in der Harzregion Extreme Wassermassen fluten Orte rund um Halberstadt
Land unter nach sintflutartigen Niederschlägen am Mittwoch (16. August) rund um Halberstadt: Die Feuerwehren waren stundenlang im Einsatz, um vielerorts Wohnungen und Keller leer zu pumpen.

Halberstadt - „Pumpen, pumpen und nochmals pumpen“: Mit diesen drei Worten beschreibt Chris Buchold, Sprecher der freiwilligen Feuerwehren aus dem Stadtgebiet von Halberstadt, die Herausforderungen, mit denen sich die Kameraden ab Mittwochnachmittag (16. August 2023) konfrontiert sahen. Nachdem es binnen kürzester Zeit wie aus Eimern geschüttet hatte, galt es, tiefer gelegene Wohnungen und Keller von den Wassermassen zu befreien.
„Schwerpunkte waren dabei in Halberstadt die Bereiche am Küchengarten, in der Sargstedter Siedlung, in der tiefer gelegenen Altstadt insgesamt sowie in der Georgenstraße und der Woort“, berichtet der 28-Jährige. Wobei die Starkregen-Front ab 16 Uhr von Westen kommend über die Kreisstadt hinweggezogen sei.

Zuvor hatte es das benachbarte Schachdorf Ströbeck erwischt. Dort wurden drei Einsätze registriert – insbesondere war die Kanalisation mit den Wassermassen überfordert, die über die Straßen ins tiefer gelegene Dorf hinab schossen und dort Straßen sowie Gehwege fluteten.
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Wasser flutet Wohnungen: Enorme Schäden bei den Betroffenen
Kurze Zeit später vergleichbare Bilder in der Kreisstadt, wo sich die Zahl der Einsätze bis zum Abend auf rund 40 summierte. Die Wehrleitung, ergänzt Einsatzleiter Thomas Dittmer, habe angesichts des Notruf-Aufkommens auf den Modus UWE – er steht für Unwetter – umgestellt, eine eigene Leitstelle eingerichtet und die übermittelten Aufträge nach Priorität abgearbeitet.

„Zum Glück gab es keine Personenschäden, die Sachschäden dürften im Einzelfall aber beträchtlich sein“, konstatiert Dittmer. Am Küchengarten wurden zahlreiche tiefer gelegene Souterrain-Wohnungen buchstäblich geflutet. „Da konnten wir nichts anderes machen als die Wassermassen bis auf drei, vier Zentimeter abzupumpen“, so Buchold. Alles in allem seien neben den Kräften der hauptberuflichen Wachbereitschaft auch alle freiwilligen Ortswehren im Einsatz gewesen – insgesamt rund 45 Kameraden, die bis 21.30 Uhr unterwegs waren, um das Gröbste zu erledigen.
Halberstadt: 60 Liter Regen binnen 24 Stunden pro Quadratmeter
Wie heftig es punktuell schüttete, belegen die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erfassten Niederschlagsmengen. Über Halberstadt gingen zwischen Mittwoch und Donnerstag, 8 Uhr, insgesamt 61,5 Liter pro Quadratmeter runter. „Was verdammt viel ist“, so eine DWD-Mitarbeiterin.

In Sargstedt waren es zeitgleich 46,1 Liter, in Pabstorf nördlich des Huy hingegen „nur“ 12,9 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Im gesamten Monat Juli registrierte der DWD an der Messstation Halberstadt – gelegen an der Holtemme nördlich des Klärwerks – 54,9 Liter pro Quadratmeter.
Einen größeren unwetterbedingten Schaden verbucht derweil die Kreisstraßenmeisterei an der Verbindung zwischen Ströbeck und Mahndorf. Rund 100 Meter hinter dem Bahnübergang schossen die auf den Feldern zusammengelaufenen Wassermassen von rechts über die Straße und bildeten links einen See. „Dabei wurden auf rund 25 Metern das Bankett der Straße weggespült und der Unterbau in Mitleidenschaft gezogen“, berichtet Dennis Schlehuber als Chef der Kreisstraßenmeisterei.
Um jegliches Unfallrisiko auszuschließen und keine Folgeschäden an der Straße zu riskieren, sei die Verbindung bis auf weiteres voll gesperrt. „Wir können die Schäden reparieren – das könnte aber bis Ende kommender Woche dauern“, so der Straßenbauexperte. Bis dahin werde der Verkehr, darunter die Schulbusse, über die B 79 umgeleitet.

Auch andernorts im Kreis hätten in den vergangenen Stunden heftige Regenfälle gewütet und punktuell Straßenbankette ausgespült – beispielsweise zwischen Silberhütte und Neudorf sowie Quedlinburg und Warnstedt, so Schlehuber. Das sei aber nichts im Vergleich zu Mahndorf.
Stark betroffen war auch die Vorharz-Gemeinde Groß Quenstedt. Auch dort war auf vielen Straßen Land unter. Allerdings, berichtet Ortswehrleiter Eric Walter, habe es keine direkten Einsätze gegeben. „Wir hatten gerade unseren regulären Dienstabend. Die Kameraden haben kurzerhand eine Runde durchs Dorf gedreht und die Gullydeckel geöffnet“, berichtet der 39-Jährige. Er selbst sei mit etwa zehn Einwohnern zur Holtemme, wo man gemeinsam das Wehr gezogen und Treibgut beseitigt habe.