Reinhold Brennecke ist Ornithologe mit Leib und Seele Vogelwelt wird seit 1973 erkundet
Fast an jedem Sonnabend und Sonntag geht Reinhold Brennecke spazieren, um Vögel zu beobachten. Seit Jahrzehnten engagiert sich der Ornithologe dafür, die Vogelwelt der Region zu erkunden und die Beobachtungen zu notieren.
Haldensleben l In diesem Jahr kann Reinhold Brennecke ein Jubiläum begehen. Denn 2012 müsste bereits die 30. Ausgabe der Haldensleber Vogelkunde-Informationen erscheinen. Seit 1982 gibt er als Vorsitzender der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Haldensleben diese Hefte heraus. Zuvor war aber bereits seit 1976 die zusammengestellte Erfassung der Vogelbestände in der Haldensleber Region in der Museumsschrift erschienen.
Unendlich viel Arbeit investiert Reinhold Brennecke seit Jahrzehnten in die Dokumentation der hier vorkommenden Vogelarten. Seit 1973 ist der heute 74-Jährige der Kopf der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft. Angefangen hat seine Liebe zu den Gefiederten in Feld und Wald bereits in seiner Schulzeit mit Zigarettenbildern. Später kamen das Taschenbuch für heimische Singvögel und andere Publikationen hinzu.
Das Studium der Forstwirtschaft bot ihm auch Gelegenheit, sich noch intensiver mit der Natur auseinanderzusetzen. Als Forststudent in Eberswalde hat er sich erstmals an einer Wasservogelzählung beteiligt. Ganz intensiv widmete er sich der Vogelwelt in seiner Heimat. Aufgewachsen in Dahlenwarsleben ist ihm Haldensleben nach einigen Jahren in Behnsdorf zur Heimat geworden. Von hier aus durchstreift er an den Wochenenden beispielsweise die Ohreniederung zwischen Wieglitz und Haldensleben, geht an den Klärteichen von Nordgermersleben spazieren und sieht sich im Bereich Neuenhofe, Hillersleben außerhalb des Truppenübungsplatzes um. Jeder Vogel, den er bei diesen Spaziergängen entdeckt, wird notiert.
Und so wie er machen es zahlreiche andere Ornithologen der Region. 24 Mitglieder hat der Arbeitskreis, der ständig nach weiteren Mitgliedern sucht. Diese Ehrenamtlichen haben es jedenfalls geschafft, dass sich in den Jahresheften ein umfangreiches Bild der Vogelpopulation der Region um Haldensleben bietet.
Reinhold Brennecke hat sich neben der Vogelbestandserfassung zudem um Kartierungsprojekte und Exkursionen gekümmert. Und er hat Vorträge organisiert oder selbst gehalten und Arbeitseinsätze organisiert. Besondere Verdienste hat er sich um die Ausweisung von Schutzgebieten erworben, dazu zählt das Brachvogelschongebiet im Drömling und das Naturschutzgebiet Benitz. Bis 2007 war er außerdem Naturschutzhelfer im Ohrekreis, seitdem ist er Naturschutzbeauftragter im Landkreis Börde. Diese Verdienste hatten das Umweltamt des Landkreises Börde veranlasst, Reinhold Brennecke für eine Ehrung beim diesjährigen Neujahrsempfang des Bundespräsidenten Christian Wulff vorzuschlagen. Dieser Tag in Berlin war für den Diplom-Forstingenieur im Ruhestand sehr beeindruckend. Inzwischen aber ist er längst wieder beim "Tagesgeschäft", bei seinen Vogelerkundungen. Unendlich viel Zeit und Mühe braucht es, alle Informationen, die bei ihm das Jahr über eingehen, zusammenzufassen und für eine Veröffentlichung aufzubereiten.
Großaktionen wie einst im Benitz sind heute nicht mehr drin. Etwa von 1982 bis 1993 hatten Ornithologen um Reinhold Brennecke und einige Jäger in rund 750 Freizeitstunden im Benitz Aufräum- und Pflanzaktionen gestartet, Schilder und Nistkästen angebracht, Flächen eingezäunt und vieles mehr. Dafür wurden sie 1990 mit dem Feldschlösschen- Naturschutzpreis ausgezeichnet. Das Preisgeld von 2000 Euro kam der Gruppe, die zuvor dem Kulturbund angehörte, gerade recht, um im Januar 1991 einen eigenen Verein zu gründen und die nun schwierigere eigenständige Arbeit fortzusetzen. Für die Hefte mit den Vogelkunde-Informationen gibt es alljährlich einen Zuschuss vom Landkreis, freut sich Reinhold Brennecke.
Seit Jahren bereichert er diese Hefte auch mit Berichten über Vogelkundler der Region. Jetzt arbeitet er an einem Beitrag über den Vizeoberjägermeister Richard von Meyerinck, der ab 1843 Oberförster in Letzlingen war.
Das Symbol der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft ist übrigens der Brachvogel. Leider ist die Brachvogelpopulation in der Region sehr zurückgegangen, bedauert er. Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich die Zahl der Brutpaare etwa halbiert. Vorher gab es einen relativ stabilen Bestand von 30 Brutpaaren.
Kontakt zu Reinhold Brennecke ist möglich über rebren@t-online.de